Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. von der unverständigen Welt vor närrisch gehal-ten wird. Dieses zu behaupten/ war des Scan- dors Ankunfft dem Haupt Zwecke dieser Bela- gerung nöthiger/ als ob Chaumigrem selbst gefan- gen wäre. Denn er brachte den gefährlichen Zu- stand der Princeßin mit sich/ und wie nur noch vierzehen Tage zwischen ihrem Leben und Tode wäre. Als sich nun Balacin hierüber äusserst entsetzte/ und in die tieffste Sinnen-Verwirrung gerieth/ wurde er doch bald wiederum durch einen Brieff/ welchen Abaxar dem Scandor in geheim einhändigen lassen/ und durch folgenden Jnhalt mercklich auffgerichtet: Großmächtigster König und Herr! JCH schätze mich beglücket/ daß ich die Zeit er- An- S s 4
Drittes Buch. von der unverſtaͤndigen Welt vor naͤrriſch gehal-ten wird. Dieſes zu behaupten/ war des Scan- dors Ankunfft dem Haupt Zwecke dieſer Bela- gerung noͤthiger/ als ob Chaumigrem ſelbſt gefan- gen waͤre. Denn er brachte den gefaͤhrlichen Zu- ſtand der Princeßin mit ſich/ und wie nur noch vierzehen Tage zwiſchen ihrem Leben und Tode waͤre. Als ſich nun Balacin hieruͤber aͤuſſerſt entſetzte/ und in die tieffſte Sinnen-Verwirrung gerieth/ wurde er doch bald wiederum durch einen Brieff/ welchen Abaxar dem Scandor in geheim einhaͤndigen laſſen/ und durch folgenden Jnhalt mercklich auffgerichtet: Großmaͤchtigſter Koͤnig und Herr! JCH ſchaͤtze mich begluͤcket/ daß ich die Zeit er- An- S ſ 4
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Drittes Buch.
von der unverſtaͤndigen Welt vor naͤrriſch gehal-
ten wird. Dieſes zu behaupten/ war des Scan-
dors Ankunfft dem Haupt Zwecke dieſer Bela-
gerung noͤthiger/ als ob Chaumigrem ſelbſt gefan-
gen waͤre. Denn er brachte den gefaͤhrlichen Zu-
ſtand der Princeßin mit ſich/ und wie nur noch
vierzehen Tage zwiſchen ihrem Leben und Tode
waͤre. Als ſich nun Balacin hieruͤber aͤuſſerſt
entſetzte/ und in die tieffſte Sinnen-Verwirrung
gerieth/ wurde er doch bald wiederum durch einen
Brieff/ welchen Abaxar dem Scandor in geheim
einhaͤndigen laſſen/ und durch folgenden Jnhalt
mercklich auffgerichtet:
Großmaͤchtigſter Koͤnig und Herr!
JCH ſchaͤtze mich begluͤcket/ daß ich die Zeit er-
lebet habe/ worinnen ich Eu. Majeſt. und der
unvergleichlichen Baniſen angenehme und hoͤchſt
erſprießliche Dienſte leiſten kan. Baniſe ſoll ſter-
ben! Ja was noch erſchrecklicher iſt/ Baniſe ſoll
dem Teuffel geopffert ſeyn. Allein mein Blut ſoll
eher vergoſſen/ als ihr nur eine Ader verletzet wer-
den. Weil ich nun in dieſem Vorſatze durch hoͤhere
Hand geſtaͤrcket werde/ ſo ſoll die Art und Weiſe
dieſes gefaͤhrlichen Anſchlages kuͤnfftig bey dem
Norden-Thore durch einen bepfeilten Brieff ent-
decket werden. Jnzwiſchen unterlaſſen Eur.
Majeſt. nichts/ was eine ſchleunige Eroberung
gewaͤhren kan/ welches noch ſicherer/ als unſere
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