Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
wolten/ entstund ein so blutiges Gefechte/ als ob
iedweder den Tod suchte.

Nherandi rasete gleichsam unter den Brama-
nern herum/ und suchte die jenige mit Schmer-
tzen/ um derer willen ihm auch sein Leben gering-
schätzig war. Statt ihrer aber begegnete ihm/
zu eignem Unglücke/ der bemühete Soudras/ wel-
cher gleich einen frischen Hauffen an den Feind
führen wolte. Nherandi erkennete ihn alsofort
und als sich Soudras nicht wenden wolte/ schrie
er ihn an: Halt Stand/ du Fräulein-Räuber/
und gieb meinem Sebel Rechenschafft/ wohin du
die Königin von Ava geführet hast? Jch bin kein
Räuber/ antwortete Soudras/ sondern ein recht-
schaffener Soldate/ welcher alle Feinde seines
Käysers ohne Unterscheid verfolget. Du seyst wer
du wollest/ erwiederte der ergrimmete Nherandi/
so fodere ich sie doch von deinen Händen. Nach
welchen Worten er wie ein Blitz auff ihn einstür-
mete/ und den Soudras zu einer ernsten Gegen-
wehr bereit fand. Alhier nun zitterte die Erde unter
den Füssen ihrer Rosse/ und schiene/ als ob sie der
Staub/ welcher sich Hauffen-weise um sie erhub/
gantz bedecken wolte. Nherandi führte bald an-
fangs einen so starcken Streich nach des Soudras
Haupt/ daß er ihm den vorwerffenden Schild
gantz entzwey spaltete: Hingegen traff ihn Sou-
dras so gefährlich auff den Helm/ daß er ihm ein
Stück vom Feder-Busche weg hieb/ und fast tau-
melnde machte. Jn solcher schädlichen Bemü-

hung

Der Aſiatiſchen Baniſe.
wolten/ entſtund ein ſo blutiges Gefechte/ als ob
iedweder den Tod ſuchte.

Nherandi raſete gleichſam unter den Brama-
nern herum/ und ſuchte die jenige mit Schmer-
tzen/ um derer willen ihm auch ſein Leben gering-
ſchaͤtzig war. Statt ihrer aber begegnete ihm/
zu eignem Ungluͤcke/ der bemuͤhete Soudras/ wel-
cher gleich einen friſchen Hauffen an den Feind
fuͤhren wolte. Nherandi erkennete ihn alſofort
und als ſich Soudras nicht wenden wolte/ ſchrie
er ihn an: Halt Stand/ du Fraͤulein-Raͤuber/
und gieb meinem Sebel Rechenſchafft/ wohin du
die Koͤnigin von Ava gefuͤhret haſt? Jch bin kein
Raͤuber/ antwortete Soudras/ ſondern ein recht-
ſchaffener Soldate/ welcher alle Feinde ſeines
Kaͤyſers ohne Unterſcheid verfolget. Du ſeyſt wer
du wolleſt/ erwiederte der ergrimmete Nherandi/
ſo fodere ich ſie doch von deinen Haͤnden. Nach
welchen Worten er wie ein Blitz auff ihn einſtuͤr-
mete/ und den Soudras zu einer ernſten Gegen-
wehr bereit fand. Alhier nun zitterte die Erde unter
den Fuͤſſen ihrer Roſſe/ und ſchiene/ als ob ſie der
Staub/ welcher ſich Hauffen-weiſe um ſie erhub/
gantz bedecken wolte. Nherandi fuͤhrte bald an-
fangs einen ſo ſtarcken Streich nach des Soudras
Haupt/ daß er ihm den vorwerffenden Schild
gantz entzwey ſpaltete: Hingegen traff ihn Sou-
dras ſo gefaͤhrlich auff den Helm/ daß er ihm ein
Stuͤck vom Feder-Buſche weg hieb/ und faſt tau-
melnde machte. Jn ſolcher ſchaͤdlichen Bemuͤ-

hung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0656" n="636"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
wolten/ ent&#x017F;tund ein &#x017F;o blutiges Gefechte/ als ob<lb/>
iedweder den Tod &#x017F;uchte.</p><lb/>
        <p>Nherandi ra&#x017F;ete gleich&#x017F;am unter den Brama-<lb/>
nern herum/ und &#x017F;uchte die jenige mit Schmer-<lb/>
tzen/ um derer willen ihm auch &#x017F;ein Leben gering-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzig war. Statt ihrer aber begegnete ihm/<lb/>
zu eignem Unglu&#x0364;cke/ der bemu&#x0364;hete Soudras/ wel-<lb/>
cher gleich einen fri&#x017F;chen Hauffen an den Feind<lb/>
fu&#x0364;hren wolte. Nherandi erkennete ihn al&#x017F;ofort<lb/>
und als &#x017F;ich Soudras nicht wenden wolte/ &#x017F;chrie<lb/>
er ihn an: Halt Stand/ du Fra&#x0364;ulein-Ra&#x0364;uber/<lb/>
und gieb meinem Sebel Rechen&#x017F;chafft/ wohin du<lb/>
die Ko&#x0364;nigin von Ava gefu&#x0364;hret ha&#x017F;t? Jch bin kein<lb/>
Ra&#x0364;uber/ antwortete Soudras/ &#x017F;ondern ein recht-<lb/>
&#x017F;chaffener Soldate/ welcher alle Feinde &#x017F;eines<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;ers ohne Unter&#x017F;cheid verfolget. Du &#x017F;ey&#x017F;t wer<lb/>
du wolle&#x017F;t/ erwiederte der ergrimmete Nherandi/<lb/>
&#x017F;o fodere ich &#x017F;ie doch von deinen Ha&#x0364;nden. Nach<lb/>
welchen Worten er wie ein Blitz auff ihn ein&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
mete/ und den Soudras zu einer ern&#x017F;ten Gegen-<lb/>
wehr bereit fand. Alhier nun zitterte die Erde unter<lb/>
den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihrer Ro&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;chiene/ als ob &#x017F;ie der<lb/>
Staub/ welcher &#x017F;ich Hauffen-wei&#x017F;e um &#x017F;ie erhub/<lb/>
gantz bedecken wolte. Nherandi fu&#x0364;hrte bald an-<lb/>
fangs einen &#x017F;o &#x017F;tarcken Streich nach des Soudras<lb/>
Haupt/ daß er ihm den vorwerffenden Schild<lb/>
gantz entzwey &#x017F;paltete: Hingegen traff ihn Sou-<lb/>
dras &#x017F;o gefa&#x0364;hrlich auff den Helm/ daß er ihm ein<lb/>
Stu&#x0364;ck vom Feder-Bu&#x017F;che weg hieb/ und fa&#x017F;t tau-<lb/>
melnde machte. Jn &#x017F;olcher &#x017F;cha&#x0364;dlichen Bemu&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hung</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[636/0656] Der Aſiatiſchen Baniſe. wolten/ entſtund ein ſo blutiges Gefechte/ als ob iedweder den Tod ſuchte. Nherandi raſete gleichſam unter den Brama- nern herum/ und ſuchte die jenige mit Schmer- tzen/ um derer willen ihm auch ſein Leben gering- ſchaͤtzig war. Statt ihrer aber begegnete ihm/ zu eignem Ungluͤcke/ der bemuͤhete Soudras/ wel- cher gleich einen friſchen Hauffen an den Feind fuͤhren wolte. Nherandi erkennete ihn alſofort und als ſich Soudras nicht wenden wolte/ ſchrie er ihn an: Halt Stand/ du Fraͤulein-Raͤuber/ und gieb meinem Sebel Rechenſchafft/ wohin du die Koͤnigin von Ava gefuͤhret haſt? Jch bin kein Raͤuber/ antwortete Soudras/ ſondern ein recht- ſchaffener Soldate/ welcher alle Feinde ſeines Kaͤyſers ohne Unterſcheid verfolget. Du ſeyſt wer du wolleſt/ erwiederte der ergrimmete Nherandi/ ſo fodere ich ſie doch von deinen Haͤnden. Nach welchen Worten er wie ein Blitz auff ihn einſtuͤr- mete/ und den Soudras zu einer ernſten Gegen- wehr bereit fand. Alhier nun zitterte die Erde unter den Fuͤſſen ihrer Roſſe/ und ſchiene/ als ob ſie der Staub/ welcher ſich Hauffen-weiſe um ſie erhub/ gantz bedecken wolte. Nherandi fuͤhrte bald an- fangs einen ſo ſtarcken Streich nach des Soudras Haupt/ daß er ihm den vorwerffenden Schild gantz entzwey ſpaltete: Hingegen traff ihn Sou- dras ſo gefaͤhrlich auff den Helm/ daß er ihm ein Stuͤck vom Feder-Buſche weg hieb/ und faſt tau- melnde machte. Jn ſolcher ſchaͤdlichen Bemuͤ- hung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/656
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/656>, abgerufen am 23.11.2024.