Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. nen helffen. Oder sie würden dich O HErr/ bit-ten/ daß wir mit dir in dieses traurige Hauß ein- gehen möchten/ da wir dich nun alle sehen/ und doch von dir nicht gesehen werden: dieweil wir nemlich einer so grossen Gnade nicht würdig sind. Damit aber das Volck in dir getröstet werden möge/ ehe denn das Grab deinen Leichnam vor uns verbirget: so zeige uns zuvor die ruhige Freu- digkeit/ und die annehmliche Vergnügung deiner Ruhe/ damit sie alle aus dem schweren Schlaffe/ darein sie die Finsternissen des Fleisches verwi- ckeln/ auffgewecket werden/ und wir elende Men- schen eine Anreitzung bekommen/ dir nachzufol- gen/ und dich in unserm letzten Athem des Lebens in dem frölichen Hause der Sonnen zu sehen. Hierauff antwortete alles Volck mit grossem Schreyen: Der HErr beweise uns diese Gnade! Folgends machten die zwölff Trabanten mit wi- Q q 4
Drittes Buch. nen helffen. Oder ſie wuͤrden dich O HErr/ bit-ten/ daß wir mit dir in dieſes traurige Hauß ein- gehen moͤchten/ da wir dich nun alle ſehen/ und doch von dir nicht geſehen werden: dieweil wir nemlich einer ſo groſſen Gnade nicht wuͤrdig ſind. Damit aber das Volck in dir getroͤſtet werden moͤge/ ehe denn das Grab deinen Leichnam vor uns verbirget: ſo zeige uns zuvor die ruhige Freu- digkeit/ und die annehmliche Vergnuͤgung deiner Ruhe/ damit ſie alle aus dem ſchweren Schlaffe/ darein ſie die Finſterniſſen des Fleiſches verwi- ckeln/ auffgewecket werden/ und wir elende Men- ſchen eine Anreitzung bekommen/ dir nachzufol- gen/ und dich in unſerm letzten Athem des Lebens in dem froͤlichen Hauſe der Sonnen zu ſehen. Hierauff antwortete alles Volck mit groſſem Schreyen: Der HErr beweiſe uns dieſe Gnade! Folgends machten die zwoͤlff Trabanten mit wi- Q q 4
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Drittes Buch.
nen helffen. Oder ſie wuͤrden dich O HErr/ bit-
ten/ daß wir mit dir in dieſes traurige Hauß ein-
gehen moͤchten/ da wir dich nun alle ſehen/ und
doch von dir nicht geſehen werden: dieweil wir
nemlich einer ſo groſſen Gnade nicht wuͤrdig ſind.
Damit aber das Volck in dir getroͤſtet werden
moͤge/ ehe denn das Grab deinen Leichnam vor
uns verbirget: ſo zeige uns zuvor die ruhige Freu-
digkeit/ und die annehmliche Vergnuͤgung deiner
Ruhe/ damit ſie alle aus dem ſchweren Schlaffe/
darein ſie die Finſterniſſen des Fleiſches verwi-
ckeln/ auffgewecket werden/ und wir elende Men-
ſchen eine Anreitzung bekommen/ dir nachzufol-
gen/ und dich in unſerm letzten Athem des Lebens
in dem froͤlichen Hauſe der Sonnen zu ſehen.
Hierauff antwortete alles Volck mit groſſem
Schreyen: Der HErr beweiſe uns dieſe Gnade!
Folgends machten die zwoͤlff Trabanten mit
ihren Kolben einen Weg durch das draͤngende
Volck: Worauff man aus einem Hauſe/ zur
rechten Seiten des Leichen-Geruͤſtes/ vier und
zwantzig koͤſtlich-gekleidete Juͤnglinge hervor kom-
men ſahe/ die gleichfalls viel Gold und Edelgeſtei-
ne um den Halß trugen: welche/ als ſie in zwey
Reihen vor dem Grabe nieder gekniet waren/ ſehr
lieblich muſicirten/ und ſungen ihrer zween drein/
denen ſtets fuͤnff andere antworteten: Welches
denn alle Umſtehende zu haͤuffigen Thraͤnen be-
wog/ ſo gar/ daß etliche von den Vornehmſten
ſich groſſe Gewalt anthaten/ und mit den Koͤpffen
wi-
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