Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. fügte/ und sein abermahliges Ansuchen etwasschäffer wiederholte. Princeßin/ sagte er/ es ist nun nicht mehr Zeit/ nicht
Der Aſiatiſchen Baniſe. fuͤgte/ und ſein abermahliges Anſuchen etwasſchaͤffer wiederholte. Princeßin/ ſagte er/ es iſt nun nicht mehr Zeit/ nicht
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
fuͤgte/ und ſein abermahliges Anſuchen etwas
ſchaͤffer wiederholte.
Princeßin/ ſagte er/ es iſt nun nicht mehr Zeit/
ſich mit eingebildeter Keuſchheit/ und vermeinter
Tugend zu beſchirmen/ ſondern ſie muß einmahl
die Augen eroͤffnen/ und denjenigen/ welcher ihre
Schande und Tod verhindert/ mit verliebten Bli-
cken betrachten. Der Kaͤyſer hat ſeine Liebe in
toͤdlichen Haß verwandelt/ und ſo mein Abſehen
nicht im Wege ſtuͤnde/ ſo haͤtte er ſie laͤngſt in tau-
ſend Stuͤcke zerfleiſchen laſſen. Will ſie nun
einem ſchmaͤhlichen Tode entgehen/ ſo beqveme
ſie ſich meinem verliebeten Willen/ und wiſſe/
daß das gruͤne Holtz von dem duͤrren leichter koͤn-
ne entzuͤndet werden/ als von ſeines gleichen.
Sie befoͤrdere ihre Wohlfarth/ rette ihr Leben/
und ſtille mein Verlangen! Weil er nun dieſes
mit ſehr frechen und nachdencklichen Geberden
vorbrachte/ ſo wurde die Princeßin/ durch inner-
lichen Tugend-Eyffer dergeſtalt zu hefftigem Zor-
ne bewegt/ daß ſie ſolches unverſchaͤmte Anſin-
nen mit dieſen harten Worten beantwortete:
Schaͤme dich ins Hertz/ du alter ſtinckender Geil-
heits-Bock! Sollen die Goͤtter durch deine un-
zuͤchtige Scheinheiligkeit dermaſſen beleidiget
werden? O ſo ſchlage doch der Blitz deinen grau-
en Schedel entzwey! Jſt dieſes wohl iemals von
einem ſolchen alten Bufieß/ geſchweige einem ge-
weiheten Ober-Prieſter der Gottheit/ erhoͤret wor-
den? darumb ſchweige/ und beunruhige mich
nicht
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