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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
mee waren/ und denen wilden Aracanern Helden-
mäßig vertraten. Weil sich nun der Feind säume-
te/ den Angriff zu thun/ indem er wegen abscheuli-
cher Menge nicht so hurtig sich stellen kunte: so ließ
Balacin nochmahls die gesammten Kriegs-Häu-
pter vor sich fodern/ und redete sie in geschlossenem
Creysse vor der Schlacht also an:

Tapffere Helden! Unverzagte Hertzen! Die-
ses ist der Tag/ welcher uns mit der einen Hand
Tod und Schande/ mit der andern Ehr und Le-
ben darbietet/ und uns die freye Wahl läßt/ nach
welchem wir greiffen wollen. Weil ich denn des
festen Vertrauens lebe/ es werde dieses jenem von
euch allen vorgezogen werden: so erweiset euch
demnach heute/ als solche Leute/ welche ihre Ehre
dem Leben gleich achten/ und den Sieges-Krantz
mit eigenem Blute zu bepurpern/ begierig seyn.
Wir haben einen mächtigen Feind vor uns/ des-
sen Krieg in Mord-Lust beruhet/ die Ursache aber
des Krieges ist mit grausamster Ungerechtigkeit
erfüllet. Hingegen führet die Gerechtigkeit unser
Schwerdt mit eigner Hand. Jst nun diese auff
unserer Seiten/ wie wir alle mit dessen gewisser
Versicherung den Sebel entblössen können/ so ha-
ben wir gewißlich von den Göttern Hülffe und
Beystand zu hoffen. Und wo nun diese hülffreiche
Hand anlegen/ da kan weder Himmel noch Er-
de/ weder die Gewalt der Menschen/ noch die
Stärcke der Elephanten etwas ausrichten. Denn
der/ so ihnen das Wesen gegeben/ kan auch ihnen
die Macht benehmen.

So

Der Aſiatiſchen Baniſe.
mee waren/ und denen wilden Aracanern Helden-
maͤßig vertraten. Weil ſich nun der Feind ſaͤume-
te/ den Angriff zu thun/ indem er wegen abſcheuli-
cher Menge nicht ſo hurtig ſich ſtellen kunte: ſo ließ
Balacin nochmahls die geſammten Kriegs-Haͤu-
pter vor ſich fodern/ und redete ſie in geſchloſſenem
Creyſſe vor der Schlacht alſo an:

Tapffere Helden! Unverzagte Hertzen! Die-
ſes iſt der Tag/ welcher uns mit der einen Hand
Tod und Schande/ mit der andern Ehr und Le-
ben darbietet/ und uns die freye Wahl laͤßt/ nach
welchem wir greiffen wollen. Weil ich denn des
feſten Vertrauens lebe/ es werde dieſes jenem von
euch allen vorgezogen werden: ſo erweiſet euch
demnach heute/ als ſolche Leute/ welche ihre Ehre
dem Leben gleich achten/ und den Sieges-Krantz
mit eigenem Blute zu bepurpern/ begierig ſeyn.
Wir haben einen maͤchtigen Feind vor uns/ deſ-
ſen Krieg in Mord-Luſt beruhet/ die Urſache aber
des Krieges iſt mit grauſamſter Ungerechtigkeit
erfuͤllet. Hingegen fuͤhret die Gerechtigkeit unſer
Schwerdt mit eigner Hand. Jſt nun dieſe auff
unſerer Seiten/ wie wir alle mit deſſen gewiſſer
Verſicherung den Sebel entbloͤſſen koͤnnen/ ſo ha-
ben wir gewißlich von den Goͤttern Huͤlffe und
Beyſtand zu hoffen. Und wo nun dieſe huͤlffreiche
Hand anlegen/ da kan weder Himmel noch Er-
de/ weder die Gewalt der Menſchen/ noch die
Staͤrcke der Elephanten etwas ausrichten. Denn
der/ ſo ihnen das Weſen gegeben/ kan auch ihnen
die Macht benehmen.

So
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[586/0606] Der Aſiatiſchen Baniſe. mee waren/ und denen wilden Aracanern Helden- maͤßig vertraten. Weil ſich nun der Feind ſaͤume- te/ den Angriff zu thun/ indem er wegen abſcheuli- cher Menge nicht ſo hurtig ſich ſtellen kunte: ſo ließ Balacin nochmahls die geſammten Kriegs-Haͤu- pter vor ſich fodern/ und redete ſie in geſchloſſenem Creyſſe vor der Schlacht alſo an: Tapffere Helden! Unverzagte Hertzen! Die- ſes iſt der Tag/ welcher uns mit der einen Hand Tod und Schande/ mit der andern Ehr und Le- ben darbietet/ und uns die freye Wahl laͤßt/ nach welchem wir greiffen wollen. Weil ich denn des feſten Vertrauens lebe/ es werde dieſes jenem von euch allen vorgezogen werden: ſo erweiſet euch demnach heute/ als ſolche Leute/ welche ihre Ehre dem Leben gleich achten/ und den Sieges-Krantz mit eigenem Blute zu bepurpern/ begierig ſeyn. Wir haben einen maͤchtigen Feind vor uns/ deſ- ſen Krieg in Mord-Luſt beruhet/ die Urſache aber des Krieges iſt mit grauſamſter Ungerechtigkeit erfuͤllet. Hingegen fuͤhret die Gerechtigkeit unſer Schwerdt mit eigner Hand. Jſt nun dieſe auff unſerer Seiten/ wie wir alle mit deſſen gewiſſer Verſicherung den Sebel entbloͤſſen koͤnnen/ ſo ha- ben wir gewißlich von den Goͤttern Huͤlffe und Beyſtand zu hoffen. Und wo nun dieſe huͤlffreiche Hand anlegen/ da kan weder Himmel noch Er- de/ weder die Gewalt der Menſchen/ noch die Staͤrcke der Elephanten etwas ausrichten. Denn der/ ſo ihnen das Weſen gegeben/ kan auch ihnen die Macht benehmen. So

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/606>, abgerufen am 22.11.2024.