Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. die Siammer/ aus Ermangelung ihrer Häup-ter/ zu weichen begunten/ wurde endlich Odia auff allen Seiten mit stürmender Hand erobert. Hier solte ich zwar Feder und Zunge eines Beredten entlehnen/ den Jammer der eroberten Stadt zu beschreiben: es wird aber gnug seyn/ wenn ich sa- ge: daß alle Arten der Grausamkeit damals in Odia zu sehen waren. König Higvero flüchtete mit seiner Gemahlin GOtt N n 2
Anderes Buch. die Siammer/ aus Ermangelung ihrer Haͤup-ter/ zu weichen begunten/ wurde endlich Odia auff allen Seiten mit ſtuͤrmender Hand erobert. Hier ſolte ich zwar Feder und Zunge eines Beredten entlehnen/ den Jammer der eroberten Stadt zu beſchreiben: es wird aber gnug ſeyn/ wenn ich ſa- ge: daß alle Arten der Grauſamkeit damals in Odia zu ſehen waren. Koͤnig Higvero fluͤchtete mit ſeiner Gemahlin GOtt N n 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0583" n="563"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/> die Siammer/ aus Ermangelung ihrer Haͤup-<lb/> ter/ zu weichen begunten/ wurde endlich Odia auff<lb/> allen Seiten mit ſtuͤrmender Hand erobert. Hier<lb/> ſolte ich zwar Feder und Zunge eines Beredten<lb/> entlehnen/ den Jammer der eroberten Stadt zu<lb/> beſchreiben: es wird aber gnug ſeyn/ wenn ich ſa-<lb/> ge: daß alle Arten der Grauſamkeit damals in<lb/> Odia zu ſehen waren.</p><lb/> <p>Koͤnig Higvero fluͤchtete mit ſeiner Gemahlin<lb/> in das Schloß/ als aber auch durch dieſes die ge-<lb/> waltſame Hand des ergrim̃ten Soldaten brach:<lb/> ergriffen ſie beyde einen Gifft-Becher/ truncken<lb/> ſolchen ohne Weitlaͤufftigkeit aus/ und ſturben<lb/> neben einander; daß ſie alſo erſtarret von den<lb/> Soldaten gefunden/ ihre Coͤrper aber von ihnen<lb/> nicht im geringſten beleidiget wurden. Was a-<lb/> ber von Silber und Gold anzutreffen war/ ſolches<lb/> muſte alles der Raubſucht/ zu Ergoͤtzligkeit ihrer<lb/> gehabten Muͤhe dienen. Und alſo ſtarb dieſer<lb/> maͤchtige Koͤnig durch Gifft/ welcher nur aus<lb/> bloſſem Argwohn des Giffts/ uͤber tauſend un-<lb/> ſchuldige Seelen hingerichtet hatte/ und aus giff-<lb/> tiger Muthmaſſung ſeines eignen Gebluͤtes nicht<lb/> verſchonen wolte. Die jenige aber/ welche aus<lb/> gifftigem Haſſe andere zu ſtuͤrtzen ſuchte/ muſte<lb/> durch einen Gifft-Kelch Leben und Laſter endi-<lb/> gen/ und ein blaſſes Zeugniß der goͤttlichen Ra-<lb/> che gegen alle ungerechte Stieffmuͤtter ſeyn/<lb/> welches uns dieſe Warnung hinterlaͤſt:</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">N n 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">GOtt</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [563/0583]
Anderes Buch.
die Siammer/ aus Ermangelung ihrer Haͤup-
ter/ zu weichen begunten/ wurde endlich Odia auff
allen Seiten mit ſtuͤrmender Hand erobert. Hier
ſolte ich zwar Feder und Zunge eines Beredten
entlehnen/ den Jammer der eroberten Stadt zu
beſchreiben: es wird aber gnug ſeyn/ wenn ich ſa-
ge: daß alle Arten der Grauſamkeit damals in
Odia zu ſehen waren.
Koͤnig Higvero fluͤchtete mit ſeiner Gemahlin
in das Schloß/ als aber auch durch dieſes die ge-
waltſame Hand des ergrim̃ten Soldaten brach:
ergriffen ſie beyde einen Gifft-Becher/ truncken
ſolchen ohne Weitlaͤufftigkeit aus/ und ſturben
neben einander; daß ſie alſo erſtarret von den
Soldaten gefunden/ ihre Coͤrper aber von ihnen
nicht im geringſten beleidiget wurden. Was a-
ber von Silber und Gold anzutreffen war/ ſolches
muſte alles der Raubſucht/ zu Ergoͤtzligkeit ihrer
gehabten Muͤhe dienen. Und alſo ſtarb dieſer
maͤchtige Koͤnig durch Gifft/ welcher nur aus
bloſſem Argwohn des Giffts/ uͤber tauſend un-
ſchuldige Seelen hingerichtet hatte/ und aus giff-
tiger Muthmaſſung ſeines eignen Gebluͤtes nicht
verſchonen wolte. Die jenige aber/ welche aus
gifftigem Haſſe andere zu ſtuͤrtzen ſuchte/ muſte
durch einen Gifft-Kelch Leben und Laſter endi-
gen/ und ein blaſſes Zeugniß der goͤttlichen Ra-
che gegen alle ungerechte Stieffmuͤtter ſeyn/
welches uns dieſe Warnung hinterlaͤſt:
GOtt
N n 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/583 |
Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/583>, abgerufen am 16.02.2025. |