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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
er alle seine Generals/ Oberste und Haupt-Leute
zusammen/ und gab ihnen zu verstehen: Wie die-
ser Ort ihm so feste an das Hertze geknüpfft wäre/
daß er viel lieber sterben/ als mit Schimpff davon
abweichen wolte. Darum stehe ein-vor alle mahl
der Entschluß unumstößlich: noch einen Haupt-
Sturm zu wagen/ und darinnen sein Leben/ ent-
weder heldenmüthig auffzuopffern/ oder anders
nicht/ denn mit Triumph in die Stadt einzuzie-
hen. Niemand durffte diesem brüllenden Löwen
widersprechen; aus Furcht/ die Sprache gar drü-
ber zu verlieren. Dahero sie bald darein willigten/
und nur um einen Tag-Frist baten: nach wel-
chem sie ihre euserste Kräffte/ zu endlicher Erobe-
rung der Stadt/ anwenden wolten. Worauff
alles/ was nur Bogen und Sebel zu führen ver-
mochte/ sich zum Sturme gefast machen muste.

Als nun der blutige Tag angebrochen/ an wel-
chem es schien; ob wolten die Götter/ wegen des
nechst-unschuldig-vergossenen Bluts/ Rache von
Odia fodern: Muste sich die gantze Armee in
Schlacht-Ordnung stellen/ welche Chaumigrem
in eigner Person zu Pferde rings umb besichtig-
te. Hierauff forderte er abermals alle Kriegs-
Häupter in einen Kreiß zusammen/ und redete sie
mit diesen Worten an: Jhr meine Feld-Her-
ren/ Obersten/ Haupt-Leute/ und alle andere/
welche die Götter unter meinen Gehorsam gese-
tzet haben! Gedencket nicht/ daß ich heute diesen
Sturm endigen werde/ ehe und bevor dieser hart-

näckig-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
er alle ſeine Generals/ Oberſte und Haupt-Leute
zuſammen/ und gab ihnen zu verſtehen: Wie die-
ſer Ort ihm ſo feſte an das Hertze geknuͤpfft waͤre/
daß er viel lieber ſterben/ als mit Schimpff davon
abweichen wolte. Darum ſtehe ein-vor alle mahl
der Entſchluß unumſtoͤßlich: noch einen Haupt-
Sturm zu wagen/ und darinnen ſein Leben/ ent-
weder heldenmuͤthig auffzuopffern/ oder anders
nicht/ denn mit Triumph in die Stadt einzuzie-
hen. Niemand durffte dieſem bruͤllenden Loͤwen
widerſprechen; aus Furcht/ die Sprache gar druͤ-
ber zu verlieren. Dahero ſie bald darein willigten/
und nur um einen Tag-Friſt baten: nach wel-
chem ſie ihre euſerſte Kraͤffte/ zu endlicher Erobe-
rung der Stadt/ anwenden wolten. Worauff
alles/ was nur Bogen und Sebel zu fuͤhren ver-
mochte/ ſich zum Sturme gefaſt machen muſte.

Als nun der blutige Tag angebrochen/ an wel-
chem es ſchien; ob wolten die Goͤtter/ wegen des
nechſt-unſchuldig-vergoſſenen Bluts/ Rache von
Odia fodern: Muſte ſich die gantze Armee in
Schlacht-Ordnung ſtellen/ welche Chaumigrem
in eigner Perſon zu Pferde rings umb beſichtig-
te. Hierauff forderte er abermals alle Kriegs-
Haͤupter in einen Kreiß zuſammen/ und redete ſie
mit dieſen Worten an: Jhr meine Feld-Her-
ren/ Oberſten/ Haupt-Leute/ und alle andere/
welche die Goͤtter unter meinen Gehorſam geſe-
tzet haben! Gedencket nicht/ daß ich heute dieſen
Sturm endigen werde/ ehe und bevor dieſer hart-

naͤckig-
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[558/0578] Der Aſiatiſchen Baniſe. er alle ſeine Generals/ Oberſte und Haupt-Leute zuſammen/ und gab ihnen zu verſtehen: Wie die- ſer Ort ihm ſo feſte an das Hertze geknuͤpfft waͤre/ daß er viel lieber ſterben/ als mit Schimpff davon abweichen wolte. Darum ſtehe ein-vor alle mahl der Entſchluß unumſtoͤßlich: noch einen Haupt- Sturm zu wagen/ und darinnen ſein Leben/ ent- weder heldenmuͤthig auffzuopffern/ oder anders nicht/ denn mit Triumph in die Stadt einzuzie- hen. Niemand durffte dieſem bruͤllenden Loͤwen widerſprechen; aus Furcht/ die Sprache gar druͤ- ber zu verlieren. Dahero ſie bald darein willigten/ und nur um einen Tag-Friſt baten: nach wel- chem ſie ihre euſerſte Kraͤffte/ zu endlicher Erobe- rung der Stadt/ anwenden wolten. Worauff alles/ was nur Bogen und Sebel zu fuͤhren ver- mochte/ ſich zum Sturme gefaſt machen muſte. Als nun der blutige Tag angebrochen/ an wel- chem es ſchien; ob wolten die Goͤtter/ wegen des nechſt-unſchuldig-vergoſſenen Bluts/ Rache von Odia fodern: Muſte ſich die gantze Armee in Schlacht-Ordnung ſtellen/ welche Chaumigrem in eigner Perſon zu Pferde rings umb beſichtig- te. Hierauff forderte er abermals alle Kriegs- Haͤupter in einen Kreiß zuſammen/ und redete ſie mit dieſen Worten an: Jhr meine Feld-Her- ren/ Oberſten/ Haupt-Leute/ und alle andere/ welche die Goͤtter unter meinen Gehorſam geſe- tzet haben! Gedencket nicht/ daß ich heute dieſen Sturm endigen werde/ ehe und bevor dieſer hart- naͤckig-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/578>, abgerufen am 22.11.2024.