Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. ungeschehenen That freywillig bekennen/ und dendarauff gesetzten Tod gedultig leiden wil. Jch gestehe diesen Mord/ und bitte nun nichts mehr/ als um die Beschleunigung meines Todes/ damit ich nur nicht der Welt zu Spotte länger leben dürffe. Durch diese Rede wurden viele der al- ten Mandarynen so sehr zum Mitleiden bewo- gen/ daß wo ihnen nicht des Königs Grimm vor Augen gestanden hätte/ sie leichtlich Mittel zu der Princeßin Erlösung würden gefunden haben. Doch die Furcht kehrete ihre Hertzen von diesem guten Vorsatz ab: und hinterbrachten sie dem Könige ihre freywillige Bekäntniß. Wie solches der tyrannische Vater vernommen/ befahl also- bald dem Sabartibam/ einen Holtzstoß zuberei- ten zu lassen/ auff welchem die trübselige Fylane ihre Unschuld auch in der Glut bewähren solte. Des Königes Befehl war nicht so bald gesche- hen/ so waren inner wenig Stunden/ auff Anord- nung der Königin/ alle Zubereitungen fertig/ und wurde mit ihrer Hinrichtung um so viel desto mehr geeilet: weil das Geschrey kam/ wie der Feind einen allgemeinen Haupt-Sturm wolte anlauffen lassen. Diese Verbrennung nun de- sto ansehnlicher zumachen/ befahl die vermeinte väterliche Gnade/ den Abaxar nebst funffzig Mitt-Gefangenen bey dem Feuer zu opffern/ und sie ihr/ nach Heynischer Meynung/ zur Auffwar- tung in jene Welt nachzuschichen. Welche denn noch eher/ als die Princeßin/ zu dem Holtz-Stosse hin- M m 3
Anderes Buch. ungeſchehenen That freywillig bekennen/ und dendarauff geſetzten Tod gedultig leiden wil. Jch geſtehe dieſen Mord/ und bitte nun nichts mehr/ als um die Beſchleunigung meines Todes/ damit ich nur nicht der Welt zu Spotte laͤnger leben duͤrffe. Durch dieſe Rede wurden viele der al- ten Mandarynen ſo ſehr zum Mitleiden bewo- gen/ daß wo ihnen nicht des Koͤnigs Grimm vor Augen geſtanden haͤtte/ ſie leichtlich Mittel zu der Princeßin Erloͤſung wuͤrden gefunden haben. Doch die Furcht kehrete ihre Hertzen von dieſem guten Vorſatz ab: und hinterbrachten ſie dem Koͤnige ihre freywillige Bekaͤntniß. Wie ſolches der tyranniſche Vater vernommen/ befahl alſo- bald dem Sabartibam/ einen Holtzſtoß zuberei- ten zu laſſen/ auff welchem die truͤbſelige Fylane ihre Unſchuld auch in der Glut bewaͤhren ſolte. Des Koͤniges Befehl war nicht ſo bald geſche- hen/ ſo waren inner wenig Stunden/ auff Anord- nung der Koͤnigin/ alle Zubereitungen fertig/ und wurde mit ihrer Hinrichtung um ſo viel deſto mehr geeilet: weil das Geſchrey kam/ wie der Feind einen allgemeinen Haupt-Sturm wolte anlauffen laſſen. Dieſe Verbrennung nun de- ſto anſehnlicher zumachen/ befahl die vermeinte vaͤterliche Gnade/ den Abaxar nebſt funffzig Mitt-Gefangenen bey dem Feuer zu opffern/ und ſie ihr/ nach Heyniſcher Meynung/ zur Auffwar- tung in jene Welt nachzuſchichen. Welche denn noch eher/ als die Princeßin/ zu dem Holtz-Stoſſe hin- M m 3
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Anderes Buch.
ungeſchehenen That freywillig bekennen/ und den
darauff geſetzten Tod gedultig leiden wil. Jch
geſtehe dieſen Mord/ und bitte nun nichts mehr/
als um die Beſchleunigung meines Todes/ damit
ich nur nicht der Welt zu Spotte laͤnger leben
duͤrffe. Durch dieſe Rede wurden viele der al-
ten Mandarynen ſo ſehr zum Mitleiden bewo-
gen/ daß wo ihnen nicht des Koͤnigs Grimm vor
Augen geſtanden haͤtte/ ſie leichtlich Mittel zu der
Princeßin Erloͤſung wuͤrden gefunden haben.
Doch die Furcht kehrete ihre Hertzen von dieſem
guten Vorſatz ab: und hinterbrachten ſie dem
Koͤnige ihre freywillige Bekaͤntniß. Wie ſolches
der tyranniſche Vater vernommen/ befahl alſo-
bald dem Sabartibam/ einen Holtzſtoß zuberei-
ten zu laſſen/ auff welchem die truͤbſelige Fylane
ihre Unſchuld auch in der Glut bewaͤhren ſolte.
Des Koͤniges Befehl war nicht ſo bald geſche-
hen/ ſo waren inner wenig Stunden/ auff Anord-
nung der Koͤnigin/ alle Zubereitungen fertig/ und
wurde mit ihrer Hinrichtung um ſo viel deſto
mehr geeilet: weil das Geſchrey kam/ wie der
Feind einen allgemeinen Haupt-Sturm wolte
anlauffen laſſen. Dieſe Verbrennung nun de-
ſto anſehnlicher zumachen/ befahl die vermeinte
vaͤterliche Gnade/ den Abaxar nebſt funffzig
Mitt-Gefangenen bey dem Feuer zu opffern/ und
ſie ihr/ nach Heyniſcher Meynung/ zur Auffwar-
tung in jene Welt nachzuſchichen. Welche denn
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