Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
erhalten kan/ daß er auch ungescheuet in dieses
Zimmer darff geführet/ und von dieser Sache/
so viel als nöthig/ mit ihm geredet werden. Die-
sen Vorschlag/ sagte Balacin gantz freudig/ ha-
ben euch ohne Zweiffel die Götter eingegeben/ und
kan ich kaum das morgende Licht erwarten: Weil
ich gleichsam einen Schritt ungewisser Furcht
und angenehmer Hoffnung in meinem Gemüthe
verspühre: worinnen es scheinet/ als ob das letz-
tere den Sieg erhalten würde. So gehet dem-
nach unter dem Schutz der Götter/ lasset euch
mein Anliegen befohlen seyn/ und seyd versichert/
Ava sey noch mächtig genug/ eure mühsame
Treue sattsam zu vergelten. Worauff denn
Ponnedro ehrerbietigst Abschied nahm/ und sich
wieder nach Hofe verfügte. Der alte Talemon
aber wolte sich inzwischen um fernere Auffwar-
tung bemühen/ und nahm einen Abtritt/ weil er
nunmehro den Printzen vollkommen beruhiget sahe.

Nach dessen Entfernung schauete Balacin mit
höchstem Verdruß die Hassana und Lorangy das
Zimmer betreten/ welche sich dann gantz freymü-
thig zu ihm naheten/ und ihm mit vielerley Fra-
gen verdrießlich fielen. Die Lorangy aber schie-
ne dermassen von der Liebe überwunden zu seyn/
daß ihr öffters die hellen Thränen Wangen-ab
rolleten. Endlich erkühnete sich Hassana nach
dessen Stand und Vermögen zu forschen/ und zu
fragen: Ob auch in Ava der Adel berühmt sey?
und von welchem Geschlechte er sich rühme? nebst

an-
C

Erſtes Buch.
erhalten kan/ daß er auch ungeſcheuet in dieſes
Zimmer darff gefuͤhret/ und von dieſer Sache/
ſo viel als noͤthig/ mit ihm geredet werden. Die-
ſen Vorſchlag/ ſagte Balacin gantz freudig/ ha-
ben euch ohne Zweiffel die Goͤtter eingegeben/ und
kan ich kaum das morgende Licht erwarten: Weil
ich gleichſam einen Schritt ungewiſſer Furcht
und angenehmer Hoffnung in meinem Gemuͤthe
verſpuͤhre: worinnen es ſcheinet/ als ob das letz-
tere den Sieg erhalten wuͤrde. So gehet dem-
nach unter dem Schutz der Goͤtter/ laſſet euch
mein Anliegen befohlen ſeyn/ und ſeyd verſichert/
Ava ſey noch maͤchtig genug/ eure muͤhſame
Treue ſattſam zu vergelten. Worauff denn
Ponnedro ehrerbietigſt Abſchied nahm/ und ſich
wieder nach Hofe verfuͤgte. Der alte Talemon
aber wolte ſich inzwiſchen um fernere Auffwar-
tung bemuͤhen/ und nahm einen Abtritt/ weil er
nunmehro den Printzen vollkom̃en beruhiget ſahe.

Nach deſſen Entfernung ſchauete Balacin mit
hoͤchſtem Verdruß die Haſſana und Lorangy das
Zimmer betreten/ welche ſich dann gantz freymuͤ-
thig zu ihm naheten/ und ihm mit vielerley Fra-
gen verdrießlich fielen. Die Lorangy aber ſchie-
ne dermaſſen von der Liebe uͤberwunden zu ſeyn/
daß ihr oͤffters die hellen Thraͤnen Wangen-ab
rolleten. Endlich erkuͤhnete ſich Haſſana nach
deſſen Stand und Vermoͤgen zu forſchen/ und zu
fragen: Ob auch in Ava der Adel beruͤhmt ſey?
und von welchem Geſchlechte er ſich ruͤhme? nebſt

an-
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0053" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
erhalten kan/ daß er auch unge&#x017F;cheuet in die&#x017F;es<lb/>
Zimmer darff gefu&#x0364;hret/ und von die&#x017F;er Sache/<lb/>
&#x017F;o viel als no&#x0364;thig/ mit ihm geredet werden. Die-<lb/>
&#x017F;en Vor&#x017F;chlag/ &#x017F;agte Balacin gantz freudig/ ha-<lb/>
ben euch ohne Zweiffel die Go&#x0364;tter eingegeben/ und<lb/>
kan ich kaum das morgende Licht erwarten: Weil<lb/>
ich gleich&#x017F;am einen Schritt ungewi&#x017F;&#x017F;er Furcht<lb/>
und angenehmer Hoffnung in meinem Gemu&#x0364;the<lb/>
ver&#x017F;pu&#x0364;hre: worinnen es &#x017F;cheinet/ als ob das letz-<lb/>
tere den Sieg erhalten wu&#x0364;rde. So gehet dem-<lb/>
nach unter dem Schutz der Go&#x0364;tter/ la&#x017F;&#x017F;et euch<lb/>
mein Anliegen befohlen &#x017F;eyn/ und &#x017F;eyd ver&#x017F;ichert/<lb/>
Ava &#x017F;ey noch ma&#x0364;chtig genug/ eure mu&#x0364;h&#x017F;ame<lb/>
Treue &#x017F;att&#x017F;am zu vergelten. Worauff denn<lb/>
Ponnedro ehrerbietig&#x017F;t Ab&#x017F;chied nahm/ und &#x017F;ich<lb/>
wieder nach Hofe verfu&#x0364;gte. Der alte Talemon<lb/>
aber wolte &#x017F;ich inzwi&#x017F;chen um fernere Auffwar-<lb/>
tung bemu&#x0364;hen/ und nahm einen Abtritt/ weil er<lb/>
nunmehro den Printzen vollkom&#x0303;en beruhiget &#x017F;ahe.</p><lb/>
        <p>Nach de&#x017F;&#x017F;en Entfernung &#x017F;chauete Balacin mit<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tem Verdruß die Ha&#x017F;&#x017F;ana und Lorangy das<lb/>
Zimmer betreten/ welche &#x017F;ich dann gantz freymu&#x0364;-<lb/>
thig zu ihm naheten/ und ihm mit vielerley Fra-<lb/>
gen verdrießlich fielen. Die Lorangy aber &#x017F;chie-<lb/>
ne derma&#x017F;&#x017F;en von der Liebe u&#x0364;berwunden zu &#x017F;eyn/<lb/>
daß ihr o&#x0364;ffters die hellen Thra&#x0364;nen Wangen-ab<lb/>
rolleten. Endlich erku&#x0364;hnete &#x017F;ich Ha&#x017F;&#x017F;ana nach<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Stand und Vermo&#x0364;gen zu for&#x017F;chen/ und zu<lb/>
fragen: Ob auch in Ava der Adel beru&#x0364;hmt &#x017F;ey?<lb/>
und von welchem Ge&#x017F;chlechte er &#x017F;ich ru&#x0364;hme? neb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0053] Erſtes Buch. erhalten kan/ daß er auch ungeſcheuet in dieſes Zimmer darff gefuͤhret/ und von dieſer Sache/ ſo viel als noͤthig/ mit ihm geredet werden. Die- ſen Vorſchlag/ ſagte Balacin gantz freudig/ ha- ben euch ohne Zweiffel die Goͤtter eingegeben/ und kan ich kaum das morgende Licht erwarten: Weil ich gleichſam einen Schritt ungewiſſer Furcht und angenehmer Hoffnung in meinem Gemuͤthe verſpuͤhre: worinnen es ſcheinet/ als ob das letz- tere den Sieg erhalten wuͤrde. So gehet dem- nach unter dem Schutz der Goͤtter/ laſſet euch mein Anliegen befohlen ſeyn/ und ſeyd verſichert/ Ava ſey noch maͤchtig genug/ eure muͤhſame Treue ſattſam zu vergelten. Worauff denn Ponnedro ehrerbietigſt Abſchied nahm/ und ſich wieder nach Hofe verfuͤgte. Der alte Talemon aber wolte ſich inzwiſchen um fernere Auffwar- tung bemuͤhen/ und nahm einen Abtritt/ weil er nunmehro den Printzen vollkom̃en beruhiget ſahe. Nach deſſen Entfernung ſchauete Balacin mit hoͤchſtem Verdruß die Haſſana und Lorangy das Zimmer betreten/ welche ſich dann gantz freymuͤ- thig zu ihm naheten/ und ihm mit vielerley Fra- gen verdrießlich fielen. Die Lorangy aber ſchie- ne dermaſſen von der Liebe uͤberwunden zu ſeyn/ daß ihr oͤffters die hellen Thraͤnen Wangen-ab rolleten. Endlich erkuͤhnete ſich Haſſana nach deſſen Stand und Vermoͤgen zu forſchen/ und zu fragen: Ob auch in Ava der Adel beruͤhmt ſey? und von welchem Geſchlechte er ſich ruͤhme? nebſt an- C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/53
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/53>, abgerufen am 25.11.2024.