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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise
re Schönheit/ sage ich nochmahls/ welche als ein
Meisterstücke des Himmels den Käyser gefesselt/
und den Priester gebunden hat/ gläntzet prächti-
ger als Diana in dem gestirnten Reiche/ und kein
Sterblicher kan ihre blitzende Augen vertragen.
Der Schnee ihrer Wangen machet den Alabast
zu nichte/ ihr kluger Mund besieget Corallen/ und
ihr Haar beschämet die Morgenröthe. Die Lilien-
zarten Hände wünschen die Götter zu küssen/ und
indem ein verliebter Wind die Segel meiner Sin-
nen auff das unbeschiffte Meer ihrer Marmel-
Brust hintreibt/ so erblicke ich gleichsam die Ve-
nus in zweyen Muscheln schwimmen/ wo lauter
Anmuths-Milch um die Rubinen gerinnet. Das
Uhrwerck der geraden Schenckel zieret den Dia-
mantnen Rock/ und der gantze Tempel-Schmuck
wird durch den wolgewölbten Leib verhönet: kurtz:
der gantze Erdkreyß erstaunet über solchen Wun-
der-Gaben/ und preiset denjenigen selig/ welchen
ein solcher Engel labet/ und welcher den Hafen
seiner Vergnügung bey solcher Schönheit findet.
Was ist denn nun Wunder/ daß meine Heilig-
keit der jenigen verliebt zu Fusse fällt/ welcher die
Götter selbst ihre Opffer wiedmen. Sie wird
mir erlauben/ schönstes Kind/ daß ich die Maßke
verdeckter Worte ablege/ und öffentlich bekenne/
wie ich der Gottheit Priester/ und zugleich ein
Opffer-Knecht ihrer überirrdischen Schönheit
sey. Wie sie mich nun als den Grundstein ihrer
Wohlfarth wohl zu betrachten hat: also versehe

ich

Der Aſiatiſchen Baniſe
re Schoͤnheit/ ſage ich nochmahls/ welche als ein
Meiſterſtuͤcke des Himmels den Kaͤyſer gefeſſelt/
und den Prieſter gebunden hat/ glaͤntzet praͤchti-
ger als Diana in dem geſtirnten Reiche/ und kein
Sterblicher kan ihre blitzende Augen vertragen.
Der Schnee ihrer Wangen machet den Alabaſt
zu nichte/ ihr kluger Mund beſieget Corallen/ und
ihr Haar beſchaͤmet die Morgenroͤthe. Die Lilien-
zarten Haͤnde wuͤnſchen die Goͤtter zu kuͤſſen/ und
indem ein verliebter Wind die Segel meiner Sin-
nen auff das unbeſchiffte Meer ihrer Marmel-
Bruſt hintreibt/ ſo erblicke ich gleichſam die Ve-
nus in zweyen Muſcheln ſchwimmen/ wo lauter
Anmuths-Milch um die Rubinen gerinnet. Das
Uhrwerck der geraden Schenckel zieret den Dia-
mantnen Rock/ und der gantze Tempel-Schmuck
wird durch den wolgewoͤlbten Leib verhoͤnet: kurtz:
der gantze Erdkreyß erſtaunet uͤber ſolchen Wun-
der-Gaben/ und preiſet denjenigen ſelig/ welchen
ein ſolcher Engel labet/ und welcher den Hafen
ſeiner Vergnuͤgung bey ſolcher Schoͤnheit findet.
Was iſt denn nun Wunder/ daß meine Heilig-
keit der jenigen verliebt zu Fuſſe faͤllt/ welcher die
Goͤtter ſelbſt ihre Opffer wiedmen. Sie wird
mir erlauben/ ſchoͤnſtes Kind/ daß ich die Maßke
verdeckter Worte ablege/ und oͤffentlich bekenne/
wie ich der Gottheit Prieſter/ und zugleich ein
Opffer-Knecht ihrer uͤberirrdiſchen Schoͤnheit
ſey. Wie ſie mich nun als den Grundſtein ihrer
Wohlfarth wohl zu betrachten hat: alſo verſehe

ich
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[506/0526] Der Aſiatiſchen Baniſe re Schoͤnheit/ ſage ich nochmahls/ welche als ein Meiſterſtuͤcke des Himmels den Kaͤyſer gefeſſelt/ und den Prieſter gebunden hat/ glaͤntzet praͤchti- ger als Diana in dem geſtirnten Reiche/ und kein Sterblicher kan ihre blitzende Augen vertragen. Der Schnee ihrer Wangen machet den Alabaſt zu nichte/ ihr kluger Mund beſieget Corallen/ und ihr Haar beſchaͤmet die Morgenroͤthe. Die Lilien- zarten Haͤnde wuͤnſchen die Goͤtter zu kuͤſſen/ und indem ein verliebter Wind die Segel meiner Sin- nen auff das unbeſchiffte Meer ihrer Marmel- Bruſt hintreibt/ ſo erblicke ich gleichſam die Ve- nus in zweyen Muſcheln ſchwimmen/ wo lauter Anmuths-Milch um die Rubinen gerinnet. Das Uhrwerck der geraden Schenckel zieret den Dia- mantnen Rock/ und der gantze Tempel-Schmuck wird durch den wolgewoͤlbten Leib verhoͤnet: kurtz: der gantze Erdkreyß erſtaunet uͤber ſolchen Wun- der-Gaben/ und preiſet denjenigen ſelig/ welchen ein ſolcher Engel labet/ und welcher den Hafen ſeiner Vergnuͤgung bey ſolcher Schoͤnheit findet. Was iſt denn nun Wunder/ daß meine Heilig- keit der jenigen verliebt zu Fuſſe faͤllt/ welcher die Goͤtter ſelbſt ihre Opffer wiedmen. Sie wird mir erlauben/ ſchoͤnſtes Kind/ daß ich die Maßke verdeckter Worte ablege/ und oͤffentlich bekenne/ wie ich der Gottheit Prieſter/ und zugleich ein Opffer-Knecht ihrer uͤberirrdiſchen Schoͤnheit ſey. Wie ſie mich nun als den Grundſtein ihrer Wohlfarth wohl zu betrachten hat: alſo verſehe ich

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/526>, abgerufen am 25.11.2024.