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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
ammer im Blut und Dampff verlassen/ und nach
Pegu eilen/ umb die einsame Princeßin in ihrem
Tempel zu besuchen/ welche/ ausser dem Rolim
und der Eswara niemand umb sich/ diese letztere
aber umb so viel mehr Freyheit hatte/ daß sie im
Tempel aus und ein/ und andern Verrichtun-
gen nachgehen durffte. Die Princeßin nun achte-
te sich in solcher einsamen Sicherheit über die mas-
sen vergnügt/ und vermeinte/ an dem Chaumi-
grem ihren grösten Feind verlohren/ hingegen an
dem Rolim ihren besten Freund gefunden zu ha-
ben. Was aber das Absehen der Freundschafft
des Rolims bißhero gewesen/ solches konte fie mit
neuer Bestürtzung aus des Rolims verliebter Be-
zeigung und folgenden Reden leichtlich ermessen.
Denn/ als Chaumigrem den Zug nach Siam
bereits vor einigen Wochen angetreten/ verfügte
sich der Rolim/ in Abwesenheit der Eswara/ eins-
mahls zu der Princeßin/ in ungewöhnlichem
Schmucke/ und redete sie mit verliebten Augen
und Hertzen folgender Gestalt an:

Schönste Princeßin! Dero Schönheit zwin-
get mich zu reden/ und die Pflicht/ womit sie mir
wegen Befreyung der Gewalt verbunden/ befieh-
let ihr/ mich geneigt anzuhören. Jhre Schön-
heit/ sage ich/ zwinget mich/ die jenige vor selig zu
preisen/ welche GOtt in die zarte Seide geschick-
ter Glieder eingehüllet hat: weil ihr durchdrin-
gender Blitz auch nicht der Götter verschonet/ und
dahero ihre Priester derselben opffern müssen. Jh-

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J i 5

Anderes Buch.
ammer im Blut und Dampff verlaſſen/ und nach
Pegu eilen/ umb die einſame Princeßin in ihrem
Tempel zu beſuchen/ welche/ auſſer dem Rolim
und der Eſwara niemand umb ſich/ dieſe letztere
aber umb ſo viel mehr Freyheit hatte/ daß ſie im
Tempel aus und ein/ und andern Verrichtun-
gen nachgehen durffte. Die Princeßin nun achte-
te ſich in ſolcher einſamen Sicherheit uͤber die maſ-
ſen vergnuͤgt/ und vermeinte/ an dem Chaumi-
grem ihren groͤſten Feind verlohren/ hingegen an
dem Rolim ihren beſten Freund gefunden zu ha-
ben. Was aber das Abſehen der Freundſchafft
des Rolims bißhero geweſen/ ſolches konte fie mit
neuer Beſtuͤrtzung aus des Rolims verliebter Be-
zeigung und folgenden Reden leichtlich ermeſſen.
Denn/ als Chaumigrem den Zug nach Siam
bereits vor einigen Wochen angetreten/ verfuͤgte
ſich der Rolim/ in Abweſenheit der Eſwara/ eins-
mahls zu der Princeßin/ in ungewoͤhnlichem
Schmucke/ und redete ſie mit verliebten Augen
und Hertzen folgender Geſtalt an:

Schoͤnſte Princeßin! Dero Schoͤnheit zwin-
get mich zu reden/ und die Pflicht/ womit ſie mir
wegen Befreyung der Gewalt verbunden/ befieh-
let ihr/ mich geneigt anzuhoͤren. Jhre Schoͤn-
heit/ ſage ich/ zwinget mich/ die jenige vor ſelig zu
preiſen/ welche GOtt in die zarte Seide geſchick-
ter Glieder eingehuͤllet hat: weil ihr durchdrin-
gender Blitz auch nicht der Goͤtter verſchonet/ und
dahero ihre Prieſter derſelben opffern muͤſſen. Jh-

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[505/0525] Anderes Buch. ammer im Blut und Dampff verlaſſen/ und nach Pegu eilen/ umb die einſame Princeßin in ihrem Tempel zu beſuchen/ welche/ auſſer dem Rolim und der Eſwara niemand umb ſich/ dieſe letztere aber umb ſo viel mehr Freyheit hatte/ daß ſie im Tempel aus und ein/ und andern Verrichtun- gen nachgehen durffte. Die Princeßin nun achte- te ſich in ſolcher einſamen Sicherheit uͤber die maſ- ſen vergnuͤgt/ und vermeinte/ an dem Chaumi- grem ihren groͤſten Feind verlohren/ hingegen an dem Rolim ihren beſten Freund gefunden zu ha- ben. Was aber das Abſehen der Freundſchafft des Rolims bißhero geweſen/ ſolches konte fie mit neuer Beſtuͤrtzung aus des Rolims verliebter Be- zeigung und folgenden Reden leichtlich ermeſſen. Denn/ als Chaumigrem den Zug nach Siam bereits vor einigen Wochen angetreten/ verfuͤgte ſich der Rolim/ in Abweſenheit der Eſwara/ eins- mahls zu der Princeßin/ in ungewoͤhnlichem Schmucke/ und redete ſie mit verliebten Augen und Hertzen folgender Geſtalt an: Schoͤnſte Princeßin! Dero Schoͤnheit zwin- get mich zu reden/ und die Pflicht/ womit ſie mir wegen Befreyung der Gewalt verbunden/ befieh- let ihr/ mich geneigt anzuhoͤren. Jhre Schoͤn- heit/ ſage ich/ zwinget mich/ die jenige vor ſelig zu preiſen/ welche GOtt in die zarte Seide geſchick- ter Glieder eingehuͤllet hat: weil ihr durchdrin- gender Blitz auch nicht der Goͤtter verſchonet/ und dahero ihre Prieſter derſelben opffern muͤſſen. Jh- re J i 5

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/525>, abgerufen am 25.11.2024.