Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. Chaumigrem Angesichts der Vestung in eine zier-liche Ordnung stellet/ und sich nach diesem in Per- son die Befestigung der Stadt zu erkundigen/ er- kühnete. Die Stadt Odia nun/ auch Jndia/ von theils gar Siam genannt/ liegt zehen Meilen von dem Meere in einer schönen Fläche/ eine treff- liche Handels-Stadt/ und wird von dem Flusse Menan/ welcher seinen Ursprung aus dem be- rühmten See Chiamay nimmet/ über hundert Meilen das Land durchströhmt/ und sich unweit Odia ins Meer ergeust/ als eine Jnsul umflossen/ dessen Breite auf ieder Seite zwey Rohr-Schüs- se breit. Sie ist ohngefehr drey Frantzösische Mei- len im Umkreiß/ und legte ihrem Feinde eine starcke Mauer entgegen/ welche nach alter Art mit treff- lichen Bollwercken versehen ist. Das Königliche Schloß ist mit einer Mauer von der Stadt abge- sondert/ iedoch innerhalb der Stadt/ und ist we- gen seiner Pracht ein Asiatisches Wunderwerck zu nennen. Erwehnter Fluß Menan durchschlän- gelt die Stadt zu acht mahlen/ und schaffet hier- durch selbter so wohl ein zier-als nützliches Anse- hen/ welches durch tausend Götzen-Tempel treff- lich vermehret wird. Als nun der Chaumigrem alles genau in Au- Bela- J i
Anderes Buch. Chaumigrem Angeſichts der Veſtung in eine zier-liche Ordnung ſtellet/ und ſich nach dieſem in Per- ſon die Befeſtigung der Stadt zu erkundigen/ er- kuͤhnete. Die Stadt Odia nun/ auch Jndia/ von theils gar Siam genannt/ liegt zehen Meilen von dem Meere in einer ſchoͤnen Flaͤche/ eine treff- liche Handels-Stadt/ und wird von dem Fluſſe Menan/ welcher ſeinen Urſprung aus dem be- ruͤhmten See Chiamay nimmet/ uͤber hundert Meilen das Land durchſtroͤhmt/ und ſich unweit Odia ins Meer ergeuſt/ als eine Jnſul umfloſſen/ deſſen Breite auf ieder Seite zwey Rohr-Schuͤſ- ſe breit. Sie iſt ohngefehr drey Frantzoͤſiſche Mei- len im Umkreiß/ und legte ihrem Feinde eine ſtarcke Mauer entgegen/ welche nach alter Art mit treff- lichen Bollwercken verſehen iſt. Das Koͤnigliche Schloß iſt mit einer Mauer von der Stadt abge- ſondert/ iedoch innerhalb der Stadt/ und iſt we- gen ſeiner Pracht ein Aſiatiſches Wunderwerck zu nennen. Erwehnter Fluß Menan durchſchlaͤn- gelt die Stadt zu acht mahlen/ und ſchaffet hier- durch ſelbter ſo wohl ein zier-als nuͤtzliches Anſe- hen/ welches durch tauſend Goͤtzen-Tempel treff- lich vermehret wird. Als nun der Chaumigrem alles genau in Au- Bela- J i
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Anderes Buch.
Chaumigrem Angeſichts der Veſtung in eine zier-
liche Ordnung ſtellet/ und ſich nach dieſem in Per-
ſon die Befeſtigung der Stadt zu erkundigen/ er-
kuͤhnete. Die Stadt Odia nun/ auch Jndia/
von theils gar Siam genannt/ liegt zehen Meilen
von dem Meere in einer ſchoͤnen Flaͤche/ eine treff-
liche Handels-Stadt/ und wird von dem Fluſſe
Menan/ welcher ſeinen Urſprung aus dem be-
ruͤhmten See Chiamay nimmet/ uͤber hundert
Meilen das Land durchſtroͤhmt/ und ſich unweit
Odia ins Meer ergeuſt/ als eine Jnſul umfloſſen/
deſſen Breite auf ieder Seite zwey Rohr-Schuͤſ-
ſe breit. Sie iſt ohngefehr drey Frantzoͤſiſche Mei-
len im Umkreiß/ und legte ihrem Feinde eine ſtarcke
Mauer entgegen/ welche nach alter Art mit treff-
lichen Bollwercken verſehen iſt. Das Koͤnigliche
Schloß iſt mit einer Mauer von der Stadt abge-
ſondert/ iedoch innerhalb der Stadt/ und iſt we-
gen ſeiner Pracht ein Aſiatiſches Wunderwerck
zu nennen. Erwehnter Fluß Menan durchſchlaͤn-
gelt die Stadt zu acht mahlen/ und ſchaffet hier-
durch ſelbter ſo wohl ein zier-als nuͤtzliches Anſe-
hen/ welches durch tauſend Goͤtzen-Tempel treff-
lich vermehret wird.
Als nun der Chaumigrem alles genau in Au-
genſchein genommen/ und die meiſte Verhinde-
rung durch den Strohm des Fluſſes geſpuͤhret
hatte/ ließ er zufoͤrderſt ein weites und geraumes
Lager abſtechen/ in welchem ſich die Armee fuͤglich
enthalten/ und einer ſo langwierig-ſcheinenden
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