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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
gu/ welches gleichfalls mit seinem Käyser auch die
Friedens- volle Zeiten verlohren hatte. Denn/
wie herrsch-süchtige Gemüther von keiner Ver-
gnügung wissen: indem ihre Begierden sich keine
gewisse Gräntzen vorschreiben lassen/ und dahero
wie der Krebs stets weiter um sich fressen: also
war auch Chaumigrem noch nicht vergnügt/ daß
er aus einem dürftigen Grafen ein gekrönter Käy-
ser worden/ sondern gantz Pegu war dem weiten
Rachen seines Land-Hungers kaum ein Frühstü-
cke. Dahero er ein lüsternes Auge auf seine Nach-
barschafft herum warff/ und Siam zum ersten
Bissen erwehlete/ unter dem Vorwand Politi-
scher Betrachtung/ daß die Menge seiner Solda-
ten immerdar in der Ubung zu halten wären/ da-
mit ihre Tapfferkeit nicht verwelcke/ oder der
Müßiggang ihnen Anlaß zu einiger Auffruhr ge-
be. Diesem nach ersonne er eine beqveme Gele-
genheit/ unter dem Schein einigen Rechtens/ den
König von Siam zu bekriegen. Es liessen sich
nemlich unterschiedene Könige in Asien damahls
Herrn des weissen Elephantes schelten/ als nem-
lich der König von Bengala/ Ava/ Aracan/ Si-
am und auch Pegu. Der Besitzer aber des weis-
sen Elephantens war damahls König Higvero in
Siam/ welcher sich dieses Tituls allein mit Recht
anmassen kunte. Solchen aber/ als ein Zeichen
höchster Gewalt/ wolte ihm Chaumigrem nicht
verstatten: sondern unterstund sich wol gar/ durch
eine uhralte/ doch falsche Zeit-Rechnung das Reich

Siam

Der Aſiatiſchen Baniſe.
gu/ welches gleichfalls mit ſeinem Kaͤyſer auch die
Friedens- volle Zeiten verlohren hatte. Denn/
wie herrſch-ſuͤchtige Gemuͤther von keiner Ver-
gnuͤgung wiſſen: indem ihre Begierden ſich keine
gewiſſe Graͤntzen vorſchreiben laſſen/ und dahero
wie der Krebs ſtets weiter um ſich freſſen: alſo
war auch Chaumigrem noch nicht vergnuͤgt/ daß
er aus einem duͤrftigen Grafen ein gekroͤnter Kaͤy-
ſer worden/ ſondern gantz Pegu war dem weiten
Rachen ſeines Land-Hungers kaum ein Fruͤhſtuͤ-
cke. Dahero er ein luͤſternes Auge auf ſeine Nach-
barſchafft herum warff/ und Siam zum erſten
Biſſen erwehlete/ unter dem Vorwand Politi-
ſcher Betrachtung/ daß die Menge ſeiner Solda-
ten immerdar in der Ubung zu halten waͤren/ da-
mit ihre Tapfferkeit nicht verwelcke/ oder der
Muͤßiggang ihnen Anlaß zu einiger Auffruhr ge-
be. Dieſem nach erſonne er eine beqveme Gele-
genheit/ unter dem Schein einigen Rechtens/ den
Koͤnig von Siam zu bekriegen. Es lieſſen ſich
nemlich unterſchiedene Koͤnige in Aſien damahls
Herrn des weiſſen Elephantes ſchelten/ als nem-
lich der Koͤnig von Bengala/ Ava/ Aracan/ Si-
am und auch Pegu. Der Beſitzer aber des weiſ-
ſen Elephantens war damahls Koͤnig Higvero in
Siam/ welcher ſich dieſes Tituls allein mit Recht
anmaſſen kunte. Solchen aber/ als ein Zeichen
hoͤchſter Gewalt/ wolte ihm Chaumigrem nicht
verſtatten: ſondern unterſtund ſich wol gar/ durch
eine uhralte/ doch falſche Zeit-Rechnung das Reich

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[480/0500] Der Aſiatiſchen Baniſe. gu/ welches gleichfalls mit ſeinem Kaͤyſer auch die Friedens- volle Zeiten verlohren hatte. Denn/ wie herrſch-ſuͤchtige Gemuͤther von keiner Ver- gnuͤgung wiſſen: indem ihre Begierden ſich keine gewiſſe Graͤntzen vorſchreiben laſſen/ und dahero wie der Krebs ſtets weiter um ſich freſſen: alſo war auch Chaumigrem noch nicht vergnuͤgt/ daß er aus einem duͤrftigen Grafen ein gekroͤnter Kaͤy- ſer worden/ ſondern gantz Pegu war dem weiten Rachen ſeines Land-Hungers kaum ein Fruͤhſtuͤ- cke. Dahero er ein luͤſternes Auge auf ſeine Nach- barſchafft herum warff/ und Siam zum erſten Biſſen erwehlete/ unter dem Vorwand Politi- ſcher Betrachtung/ daß die Menge ſeiner Solda- ten immerdar in der Ubung zu halten waͤren/ da- mit ihre Tapfferkeit nicht verwelcke/ oder der Muͤßiggang ihnen Anlaß zu einiger Auffruhr ge- be. Dieſem nach erſonne er eine beqveme Gele- genheit/ unter dem Schein einigen Rechtens/ den Koͤnig von Siam zu bekriegen. Es lieſſen ſich nemlich unterſchiedene Koͤnige in Aſien damahls Herrn des weiſſen Elephantes ſchelten/ als nem- lich der Koͤnig von Bengala/ Ava/ Aracan/ Si- am und auch Pegu. Der Beſitzer aber des weiſ- ſen Elephantens war damahls Koͤnig Higvero in Siam/ welcher ſich dieſes Tituls allein mit Recht anmaſſen kunte. Solchen aber/ als ein Zeichen hoͤchſter Gewalt/ wolte ihm Chaumigrem nicht verſtatten: ſondern unterſtund ſich wol gar/ durch eine uhralte/ doch falſche Zeit-Rechnung das Reich Siam

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/500>, abgerufen am 25.11.2024.