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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Anderes Buch.
eingeleget/ und ihr niemand als die Eswara zuge-
geben wurde. Jn dieser Zelle wollen wir sie eine
zeitlang ihren elenden Zustand beweinen lassen/
und inmittelst unser Gemüthe nach Ava senden.

Scandor hatte seine Freyheit kaum erlanget/
so verließ er Pegu/ und eilte seinem Printzen nach/
welchen er zu Ava glücklich antraff/ und durch die
sechs Monatliche Frist vor die Princeßin hochst
erfreute. Weil ihm nun die Zeit sehr edel zu seyn
dauchte/ und iedwode Stunde höher denn Gold
schätzte: Als beruffte er in aller Eil den Reichs-
Rath und Vornehmsten des Reichs gen Hofe:
welche/ in Meynung ihren Printz zu krönen/ sich
allerseits gehorsamst einstelleten. So bald si a-
ber in einem grossen Saal versamlet waren/ hielt
er in Person eine weitläufftige und wohlgesetzte
Rede an sie/ in welcher Er ihnen die viel und un-
billich zugefügte Schmach/ so er von seinem Va-
ter/ und so folgbar als ein Vertriebener/ an fremb-
den Orten erdulden müssen/ beweglichst vorstelle-
te: Und wie er sich iedennoch eyfferigst bemühet/
den kindlichen Gehorsam iederzeit zu beobachten:
Weswegen ihn auch die Götter gesegnet/ daß er
nicht allein die Crone von Ava auffsetzen/ sondern
auch den Thron von Aracan besteigen könte.
Weil er sich aber zu schwach/ wo nicht zu untüch-
tig befände/ zwey solche mächtige Völcker zu be-
herrschen/ welche beyderseits eine stete Gegenwart
erfoderten: Als wäre er mit ihrer allseitiger Ge-
nehmhaltung gewillet/ seine Fräulein Schwe-

ster-
G g 2

Anderes Buch.
eingeleget/ und ihr niemand als die Eſwara zuge-
geben wurde. Jn dieſer Zelle wollen wir ſie eine
zeitlang ihren elenden Zuſtand beweinen laſſen/
und inmittelſt unſer Gemuͤthe nach Ava ſenden.

Scandor hatte ſeine Freyheit kaum erlanget/
ſo verließ er Pegu/ und eilte ſeinem Printzen nach/
welchen er zu Ava gluͤcklich antraff/ und durch die
ſechs Monatliche Friſt vor die Princeßin hochſt
erfreute. Weil ihm nun die Zeit ſehr edel zu ſeyn
dauchte/ und iedwode Stunde hoͤher denn Gold
ſchaͤtzte: Als beruffte er in aller Eil den Reichs-
Rath und Vornehmſten des Reichs gen Hofe:
welche/ in Meynung ihren Printz zu kroͤnen/ ſich
allerſeits gehorſamſt einſtelleten. So bald ſi a-
ber in einem groſſen Saal verſamlet waren/ hielt
er in Perſon eine weitlaͤufftige und wohlgeſetzte
Rede an ſie/ in welcher Er ihnen die viel und un-
billich zugefuͤgte Schmach/ ſo er von ſeinem Va-
ter/ und ſo folgbar als ein Vertriebener/ an fremb-
den Orten erdulden muͤſſen/ beweglichſt vorſtelle-
te: Und wie er ſich iedennoch eyfferigſt bemuͤhet/
den kindlichen Gehorſam iederzeit zu beobachten:
Weswegen ihn auch die Goͤtter geſegnet/ daß er
nicht allein die Crone von Ava auffſetzen/ ſondern
auch den Thron von Aracan beſteigen koͤnte.
Weil er ſich aber zu ſchwach/ wo nicht zu untuͤch-
tig befaͤnde/ zwey ſolche maͤchtige Voͤlcker zu be-
herrſchen/ welche beyderſeits eine ſtete Gegenwart
erfoderten: Als waͤre er mit ihrer allſeitiger Ge-
nehmhaltung gewillet/ ſeine Fraͤulein Schwe-

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[467/0487] Anderes Buch. eingeleget/ und ihr niemand als die Eſwara zuge- geben wurde. Jn dieſer Zelle wollen wir ſie eine zeitlang ihren elenden Zuſtand beweinen laſſen/ und inmittelſt unſer Gemuͤthe nach Ava ſenden. Scandor hatte ſeine Freyheit kaum erlanget/ ſo verließ er Pegu/ und eilte ſeinem Printzen nach/ welchen er zu Ava gluͤcklich antraff/ und durch die ſechs Monatliche Friſt vor die Princeßin hochſt erfreute. Weil ihm nun die Zeit ſehr edel zu ſeyn dauchte/ und iedwode Stunde hoͤher denn Gold ſchaͤtzte: Als beruffte er in aller Eil den Reichs- Rath und Vornehmſten des Reichs gen Hofe: welche/ in Meynung ihren Printz zu kroͤnen/ ſich allerſeits gehorſamſt einſtelleten. So bald ſi a- ber in einem groſſen Saal verſamlet waren/ hielt er in Perſon eine weitlaͤufftige und wohlgeſetzte Rede an ſie/ in welcher Er ihnen die viel und un- billich zugefuͤgte Schmach/ ſo er von ſeinem Va- ter/ und ſo folgbar als ein Vertriebener/ an fremb- den Orten erdulden muͤſſen/ beweglichſt vorſtelle- te: Und wie er ſich iedennoch eyfferigſt bemuͤhet/ den kindlichen Gehorſam iederzeit zu beobachten: Weswegen ihn auch die Goͤtter geſegnet/ daß er nicht allein die Crone von Ava auffſetzen/ ſondern auch den Thron von Aracan beſteigen koͤnte. Weil er ſich aber zu ſchwach/ wo nicht zu untuͤch- tig befaͤnde/ zwey ſolche maͤchtige Voͤlcker zu be- herrſchen/ welche beyderſeits eine ſtete Gegenwart erfoderten: Als waͤre er mit ihrer allſeitiger Ge- nehmhaltung gewillet/ ſeine Fraͤulein Schwe- ſter- G g 2

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/487>, abgerufen am 22.11.2024.