Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Trauer-Zeit/ und hierdurch J. Majest. eine steteWehmuth zu verschaffen. Wer will sie aber mir/ fragte der besorgte Chaumigrem/ hernach in die Arme liefern? Oder wer will mich ihrer Liebe ver- sichern/ daß nicht ein abermahliger Betrug/ wel- cher den ersten übertreffen möchte/ darunter ver- borgen sey. Derselbe Bürge/ antwortete der Ro- lim/ wil ich seyn. Der wohl-verwahrte Tempel/ und die stete Einsamkeit verbietet ihr alle Flucht/ und machet mich so kühne/ daß ich verspreche/ sie selbst in J. Majest. Bette zu liefern/ und sie mit Segen zu belegen. Hierdurch werden J. Majest. erweisen/ wie sie mächtig genung sind/ ihre Be- gierden zu beherrschen/ die Princeßin aber wird dieses zu desto grösserer Gegen-Liebe verbindlich machen. So sey es denn/ entschloß sich der Käy- ser/ Rolim/ ich binde sie auff eure Seele: und wis- set/ daß ihr mir mit eurer Heiligkeit und Leben davor hafften sollet. Lasset sie aber alsobald in den Tempel begleiten/ damit sie nicht durch frisches Anschauen das Feuer meines Verlangens noch hefftiger entzünde. Jhren Mitgefangenen aber sey zu wahrer Bezeugung meiner gegen sie tragen- den Huld zugleich die Freyheit geschencket. Wie nun der erfreuete Rolim unterthänigst im Nah- men der Princeßin gedancket/ verfügte er sich so bald zu der Princeßin/ hinterbrachte ihr seine be- glückte Verrichtung/ und führete sie mit ihrer Vergnügung in seinen Tempel/ allwo sie in ein Zimmer/ welches fast einer Capellen ähnlichte/ einge-
Der Aſiatiſchen Baniſe. Trauer-Zeit/ und hierdurch J. Majeſt. eine ſteteWehmuth zu verſchaffen. Wer will ſie aber mir/ fragte der beſorgte Chaumigrem/ hernach in die Arme liefern? Oder wer will mich ihrer Liebe ver- ſichern/ daß nicht ein abermahliger Betrug/ wel- cher den erſten uͤbertreffen moͤchte/ darunter ver- borgen ſey. Derſelbe Buͤrge/ antwortete der Ro- lim/ wil ich ſeyn. Der wohl-verwahrte Tempel/ und die ſtete Einſamkeit verbietet ihr alle Flucht/ und machet mich ſo kuͤhne/ daß ich verſpreche/ ſie ſelbſt in J. Majeſt. Bette zu liefern/ und ſie mit Segen zu belegen. Hierdurch werden J. Majeſt. erweiſen/ wie ſie maͤchtig genung ſind/ ihre Be- gierden zu beherrſchen/ die Princeßin aber wird dieſes zu deſto groͤſſerer Gegen-Liebe verbindlich machen. So ſey es denn/ entſchloß ſich der Kaͤy- ſer/ Rolim/ ich binde ſie auff eure Seele: und wiſ- ſet/ daß ihr mir mit eurer Heiligkeit und Leben davor hafften ſollet. Laſſet ſie aber alſobald in den Tempel begleiten/ damit ſie nicht durch friſches Anſchauen das Feuer meines Verlangens noch hefftiger entzuͤnde. Jhren Mitgefangenen aber ſey zu wahrer Bezeugung meiner gegen ſie tragen- den Huld zugleich die Freyheit geſchencket. Wie nun der erfreuete Rolim unterthaͤnigſt im Nah- men der Princeßin gedancket/ verfuͤgte er ſich ſo bald zu der Princeßin/ hinterbrachte ihr ſeine be- gluͤckte Verrichtung/ und fuͤhrete ſie mit ihrer Vergnuͤgung in ſeinen Tempel/ allwo ſie in ein Zimmer/ welches faſt einer Capellen aͤhnlichte/ einge-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Trauer-Zeit/ und hierdurch J. Majeſt. eine ſtete
Wehmuth zu verſchaffen. Wer will ſie aber mir/
fragte der beſorgte Chaumigrem/ hernach in die
Arme liefern? Oder wer will mich ihrer Liebe ver-
ſichern/ daß nicht ein abermahliger Betrug/ wel-
cher den erſten uͤbertreffen moͤchte/ darunter ver-
borgen ſey. Derſelbe Buͤrge/ antwortete der Ro-
lim/ wil ich ſeyn. Der wohl-verwahrte Tempel/
und die ſtete Einſamkeit verbietet ihr alle Flucht/
und machet mich ſo kuͤhne/ daß ich verſpreche/ ſie
ſelbſt in J. Majeſt. Bette zu liefern/ und ſie mit
Segen zu belegen. Hierdurch werden J. Majeſt.
erweiſen/ wie ſie maͤchtig genung ſind/ ihre Be-
gierden zu beherrſchen/ die Princeßin aber wird
dieſes zu deſto groͤſſerer Gegen-Liebe verbindlich
machen. So ſey es denn/ entſchloß ſich der Kaͤy-
ſer/ Rolim/ ich binde ſie auff eure Seele: und wiſ-
ſet/ daß ihr mir mit eurer Heiligkeit und Leben
davor hafften ſollet. Laſſet ſie aber alſobald in den
Tempel begleiten/ damit ſie nicht durch friſches
Anſchauen das Feuer meines Verlangens noch
hefftiger entzuͤnde. Jhren Mitgefangenen aber
ſey zu wahrer Bezeugung meiner gegen ſie tragen-
den Huld zugleich die Freyheit geſchencket. Wie
nun der erfreuete Rolim unterthaͤnigſt im Nah-
men der Princeßin gedancket/ verfuͤgte er ſich ſo
bald zu der Princeßin/ hinterbrachte ihr ſeine be-
gluͤckte Verrichtung/ und fuͤhrete ſie mit ihrer
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