Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. gen/ ja das Alter fast zu verjüngern wäre. Hierwurde Scandor von allen/ ausser der Princeßin von Saavady/ welche sich an eigener Schönheit vergnügen kunte/ und der Eswara/ die sich aus Scham nicht wolte sehen lassen/ gleichsam bela- gert. Scandor aber hielte sie eine lange Weile durch vieles Rühmen von dieser Schönheits- Salbe auff. Ja/ sagte er/ dieses herrliche Oel ist von so vortrefflicher Tugend/ daß auch nur ein Tropffen davon/ nicht nur dem Gesichte seine Rosen/ und den Händen ihre Lilien/ sondern auch dem gantzen Leibe seinen befleckten Marmor wie- derum gantz rein und zart ersetzen kan. Die fin- nichten Wangen/ küpffernen Nasen/ und runtz- lichte Stirnen weiß es dermassen zu verändern/ daß sich die Schönheit selbst über ihr Ebenbild verwundeen muß. Es reiniget alle trieffende Au- gen/ und so man es alle Abend drey Stunden vor der Sonnen Auffgang fein trocken in einen Löffel Wein einnimmt/ so würde der hundertste schwe- ren/ diese Jungfer/ oder Fräulein wolte ich sagen/ hätte sein Tage keinen übelriechenden Athem ge- habt. Jn Summa/ es ist das fünffte Wesen der Schönheit/ und wer solches hat/ der besitzet einen trefflichen Schatz. Das sämtliche Frauenzim- mer bat ihn hierauff mit den beweglichsten Wor- ten/ doch eine Eintheilung zu machen/ damit ied- wede etliche Tropffen davon bekommen möchte. Ein Theil lieff nach dem Geld-Beutel/ in Hoff- nung/ die andern zu übersetzen/ damit sie den mei- sten
Der Aſiatiſchen Baniſe. gen/ ja das Alter faſt zu verjuͤngern waͤre. Hierwurde Scandor von allen/ auſſer der Princeßin von Saavady/ welche ſich an eigener Schoͤnheit vergnuͤgen kunte/ und der Eſwara/ die ſich aus Scham nicht wolte ſehen laſſen/ gleichſam bela- gert. Scandor aber hielte ſie eine lange Weile durch vieles Ruͤhmen von dieſer Schoͤnheits- Salbe auff. Ja/ ſagte er/ dieſes herrliche Oel iſt von ſo vortrefflicher Tugend/ daß auch nur ein Tropffen davon/ nicht nur dem Geſichte ſeine Roſen/ und den Haͤnden ihre Lilien/ ſondern auch dem gantzen Leibe ſeinen befleckten Marmor wie- derum gantz rein und zart erſetzen kan. Die fin- nichten Wangen/ kuͤpffernen Naſen/ und runtz- lichte Stirnen weiß es dermaſſen zu veraͤndern/ daß ſich die Schoͤnheit ſelbſt uͤber ihr Ebenbild verwundeen muß. Es reiniget alle trieffende Au- gen/ und ſo man es alle Abend drey Stunden vor der Sonnen Auffgang fein trocken in einen Loͤffel Wein einnimmt/ ſo wuͤrde der hundertſte ſchwe- ren/ dieſe Jungfer/ oder Fraͤulein wolte ich ſagen/ haͤtte ſein Tage keinen uͤbelriechenden Athem ge- habt. Jn Summa/ es iſt das fuͤnffte Weſen der Schoͤnheit/ und wer ſolches hat/ der beſitzet einen trefflichen Schatz. Das ſaͤmtliche Frauenzim- mer bat ihn hierauff mit den beweglichſten Wor- ten/ doch eine Eintheilung zu machen/ damit ied- wede etliche Tropffen davon bekommen moͤchte. Ein Theil lieff nach dem Geld-Beutel/ in Hoff- nung/ die andern zu uͤberſetzen/ damit ſie den mei- ſten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0454" n="434"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Aſiatiſchen Baniſe.</hi></fw><lb/> gen/ ja das Alter faſt zu verjuͤngern waͤre. Hier<lb/> wurde Scandor von allen/ auſſer der Princeßin<lb/> von Saavady/ welche ſich an eigener Schoͤnheit<lb/> vergnuͤgen kunte/ und der Eſwara/ die ſich aus<lb/> Scham nicht wolte ſehen laſſen/ gleichſam bela-<lb/> gert. Scandor aber hielte ſie eine lange Weile<lb/> durch vieles Ruͤhmen von dieſer Schoͤnheits-<lb/> Salbe auff. Ja/ ſagte er/ dieſes herrliche Oel iſt<lb/> von ſo vortrefflicher Tugend/ daß auch nur ein<lb/> Tropffen davon/ nicht nur dem Geſichte ſeine<lb/> Roſen/ und den Haͤnden ihre Lilien/ ſondern auch<lb/> dem gantzen Leibe ſeinen befleckten Marmor wie-<lb/> derum gantz rein und zart erſetzen kan. Die fin-<lb/> nichten Wangen/ kuͤpffernen Naſen/ und runtz-<lb/> lichte Stirnen weiß es dermaſſen zu veraͤndern/<lb/> daß ſich die Schoͤnheit ſelbſt uͤber ihr Ebenbild<lb/> verwundeen muß. Es reiniget alle trieffende Au-<lb/> gen/ und ſo man es alle Abend drey Stunden vor<lb/> der Sonnen Auffgang fein trocken in einen Loͤffel<lb/> Wein einnimmt/ ſo wuͤrde der hundertſte ſchwe-<lb/> ren/ dieſe Jungfer/ oder Fraͤulein wolte ich ſagen/<lb/> haͤtte ſein Tage keinen uͤbelriechenden Athem ge-<lb/> habt. Jn Summa/ es iſt das fuͤnffte Weſen der<lb/> Schoͤnheit/ und wer ſolches hat/ der beſitzet einen<lb/> trefflichen Schatz. Das ſaͤmtliche Frauenzim-<lb/> mer bat ihn hierauff mit den beweglichſten Wor-<lb/> ten/ doch eine Eintheilung zu machen/ damit ied-<lb/> wede etliche Tropffen davon bekommen moͤchte.<lb/> Ein Theil lieff nach dem Geld-Beutel/ in Hoff-<lb/> nung/ die andern zu uͤberſetzen/ damit ſie den mei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [434/0454]
Der Aſiatiſchen Baniſe.
gen/ ja das Alter faſt zu verjuͤngern waͤre. Hier
wurde Scandor von allen/ auſſer der Princeßin
von Saavady/ welche ſich an eigener Schoͤnheit
vergnuͤgen kunte/ und der Eſwara/ die ſich aus
Scham nicht wolte ſehen laſſen/ gleichſam bela-
gert. Scandor aber hielte ſie eine lange Weile
durch vieles Ruͤhmen von dieſer Schoͤnheits-
Salbe auff. Ja/ ſagte er/ dieſes herrliche Oel iſt
von ſo vortrefflicher Tugend/ daß auch nur ein
Tropffen davon/ nicht nur dem Geſichte ſeine
Roſen/ und den Haͤnden ihre Lilien/ ſondern auch
dem gantzen Leibe ſeinen befleckten Marmor wie-
derum gantz rein und zart erſetzen kan. Die fin-
nichten Wangen/ kuͤpffernen Naſen/ und runtz-
lichte Stirnen weiß es dermaſſen zu veraͤndern/
daß ſich die Schoͤnheit ſelbſt uͤber ihr Ebenbild
verwundeen muß. Es reiniget alle trieffende Au-
gen/ und ſo man es alle Abend drey Stunden vor
der Sonnen Auffgang fein trocken in einen Loͤffel
Wein einnimmt/ ſo wuͤrde der hundertſte ſchwe-
ren/ dieſe Jungfer/ oder Fraͤulein wolte ich ſagen/
haͤtte ſein Tage keinen uͤbelriechenden Athem ge-
habt. Jn Summa/ es iſt das fuͤnffte Weſen der
Schoͤnheit/ und wer ſolches hat/ der beſitzet einen
trefflichen Schatz. Das ſaͤmtliche Frauenzim-
mer bat ihn hierauff mit den beweglichſten Wor-
ten/ doch eine Eintheilung zu machen/ damit ied-
wede etliche Tropffen davon bekommen moͤchte.
Ein Theil lieff nach dem Geld-Beutel/ in Hoff-
nung/ die andern zu uͤberſetzen/ damit ſie den mei-
ſten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/454 |
Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/454>, abgerufen am 01.07.2024. |