Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. hertzlicher Liebe Scepter und Krone zu verlassen/und mich in diese geringe Tracht zu verbergen: um meine hohe Braut nicht allein zu sehen/ sondern auch mit meinem Blute zu erlösen. Er hätte ferner geredet/ wenn ihn nicht das sämmtliche Frauenzimmers Ankunfft auffzustehen/ und seine Worte abzubrechen gezwungen hätte. Scan- dor redete alsbald mit veränderter Stimme die Ankommenden an/ und ermahnete sie ihnen abzu- kauffen: Sehet da/ schöne Fräule/ sagte er/ und legte zugleich seinen Krahm aus/ kauffet etwas von schönen frischen Waaren/ welche wir erst mit Leib-und Lebens-Gefahr aus Europa geholt/ und solche gerne vornehmen Händen gönnen wolten. Diese Point d' Espaigne kömmt von Pariß aus Sachsen/ und ist dermassen wohl genäht/ daß man Flöhe darinne fangen könte. Sie kostet 30. Du- caten/ und wird um 50. gelassen. Närrischer Mensch/ redete ihn die Fräulein von Anseda an/ man wird ja nicht mehr geben/ als das Bieten fodert. Uberkluges Fräulein/ antwortete Scan- dor/ 50. Thaler sind ja weniger als 30. Ducaten. Nein/ wie gefält ihr euch/ sagte sie/ und schwieg mit beschämten Wangen darauff stille. Scan- dor aber redete fort. Sie gönnen uns ihr Geld vor andern/ und versichern sich/ daß in gantz Pe- gu wir die besten Waaren bey uns führen. Hier sind treffliche Saphiere/ womit man sich ein ge- häßiges Gemüthe verbinden kan. Gnädiges Fräulein/ redete er die Princeßin von Saavady an:
Anderes Buch. hertzlicher Liebe Scepter und Krone zu verlaſſen/und mich in dieſe geringe Tracht zu verbergen: um meine hohe Braut nicht allein zu ſehen/ ſondern auch mit meinem Blute zu erloͤſen. Er haͤtte ferner geredet/ wenn ihn nicht das ſaͤmmtliche Frauenzimmers Ankunfft auffzuſtehen/ und ſeine Worte abzubrechen gezwungen haͤtte. Scan- dor redete alsbald mit veraͤnderter Stimme die Ankommenden an/ und ermahnete ſie ihnen abzu- kauffen: Sehet da/ ſchoͤne Fraͤule/ ſagte er/ und legte zugleich ſeinen Krahm aus/ kauffet etwas von ſchoͤnen friſchen Waaren/ welche wir erſt mit Leib-und Lebens-Gefahr aus Europa geholt/ und ſolche gerne vornehmen Haͤnden goͤnnen wolten. Dieſe Point d’ Eſpaigne koͤmmt von Pariß aus Sachſen/ und iſt dermaſſen wohl genaͤht/ daß man Floͤhe darinne fangen koͤnte. Sie koſtet 30. Du- caten/ und wird um 50. gelaſſen. Naͤrriſcher Menſch/ redete ihn die Fraͤulein von Anſeda an/ man wird ja nicht mehr geben/ als das Bieten fodert. Uberkluges Fraͤulein/ antwortete Scan- dor/ 50. Thaler ſind ja weniger als 30. Ducaten. Nein/ wie gefaͤlt ihr euch/ ſagte ſie/ und ſchwieg mit beſchaͤmten Wangen darauff ſtille. Scan- dor aber redete fort. Sie goͤnnen uns ihr Geld vor andern/ und verſichern ſich/ daß in gantz Pe- gu wir die beſten Waaren bey uns fuͤhren. Hier ſind treffliche Saphiere/ womit man ſich ein ge- haͤßiges Gemuͤthe verbinden kan. Gnaͤdiges Fraͤulein/ redete er die Princeßin von Saavady an:
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Anderes Buch.
hertzlicher Liebe Scepter und Krone zu verlaſſen/
und mich in dieſe geringe Tracht zu verbergen: um
meine hohe Braut nicht allein zu ſehen/ ſondern
auch mit meinem Blute zu erloͤſen. Er haͤtte
ferner geredet/ wenn ihn nicht das ſaͤmmtliche
Frauenzimmers Ankunfft auffzuſtehen/ und ſeine
Worte abzubrechen gezwungen haͤtte. Scan-
dor redete alsbald mit veraͤnderter Stimme die
Ankommenden an/ und ermahnete ſie ihnen abzu-
kauffen: Sehet da/ ſchoͤne Fraͤule/ ſagte er/ und
legte zugleich ſeinen Krahm aus/ kauffet etwas
von ſchoͤnen friſchen Waaren/ welche wir erſt mit
Leib-und Lebens-Gefahr aus Europa geholt/ und
ſolche gerne vornehmen Haͤnden goͤnnen wolten.
Dieſe Point d’ Eſpaigne koͤmmt von Pariß aus
Sachſen/ und iſt dermaſſen wohl genaͤht/ daß man
Floͤhe darinne fangen koͤnte. Sie koſtet 30. Du-
caten/ und wird um 50. gelaſſen. Naͤrriſcher
Menſch/ redete ihn die Fraͤulein von Anſeda an/
man wird ja nicht mehr geben/ als das Bieten
fodert. Uberkluges Fraͤulein/ antwortete Scan-
dor/ 50. Thaler ſind ja weniger als 30. Ducaten.
Nein/ wie gefaͤlt ihr euch/ ſagte ſie/ und ſchwieg
mit beſchaͤmten Wangen darauff ſtille. Scan-
dor aber redete fort. Sie goͤnnen uns ihr Geld
vor andern/ und verſichern ſich/ daß in gantz Pe-
gu wir die beſten Waaren bey uns fuͤhren. Hier
ſind treffliche Saphiere/ womit man ſich ein ge-
haͤßiges Gemuͤthe verbinden kan. Gnaͤdiges
Fraͤulein/ redete er die Princeßin von Saavady
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/451>, abgerufen am 01.07.2024. |