Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise
muß mein Jagt-Schiffgen des Unverstandes
billich die Segel streichen. Wo aber/ versetzte
ihm Talemon/ die Galeeren auf verborgene Klip-
pen stossen/ da müssen sie scheitern: ein Jagd-
Schiff aber streichet über hin. Jch kan es nicht
käugnen/ fiel der Printz in die Rede/ daß ich öffters
in andern ob zwar nicht so wichtigen Geschäfften/
einen nicht undienlichen Rath von dir vernom-
men. Zudem muß man in wichtigen Vorhaben
sich mehr als eines Raths bedienen: so dir nun
die Götter einen Einfall verleyhen/ so melde ihn
ungescheut. Gnädigster Herr/ antwortete Scan-
dor/ ich habe bereits meine funff Sinnen auff das
Rathhauß meines Gehirns zusammen gefordert/
und mit ihnen wohl überleget: ob hier List oder
Gewalt den Vorzug haben könne. So haben
sie mir insgesamt meine Thorheit ziemlich ver-
wiesen/ daß ich des Wortes Gewalt auch nur er-
wehnet habe. Denn ob zwar nicht zu läugnen/
daß Ava und Aracan mit vereinigter Macht gar
leicht den Tyrannen auch zu einer Fußfälligen
Abbitte zwingen könten: so möchte ich doch gerne
den Mantel/ auff welchem eine so mächtige Ar-
mee inner drey biß vier Tagen solte hergeführet
werden/ noch vor der Hinfarth meiner Seelen
sehen. Wir aber/ insgesamt/ und ob ich gleich
meine Frau zur Gehülffin mit nehme/ sind viel zu
schwach/ auch nur das förderste Burg-Pförtgen
zu eröffnen. Und wenn ein Elephanten-Junge/
wer da? ruffte/ so möchten wir uns immer wie-

der

Der Aſiatiſchen Baniſe
muß mein Jagt-Schiffgen des Unverſtandes
billich die Segel ſtreichen. Wo aber/ verſetzte
ihm Talemon/ die Galeeren auf verborgene Klip-
pen ſtoſſen/ da muͤſſen ſie ſcheitern: ein Jagd-
Schiff aber ſtreichet uͤber hin. Jch kan es nicht
kaͤugnen/ fiel der Printz in die Rede/ daß ich oͤffters
in andern ob zwar nicht ſo wichtigen Geſchaͤfften/
einen nicht undienlichen Rath von dir vernom-
men. Zudem muß man in wichtigen Vorhaben
ſich mehr als eines Raths bedienen: ſo dir nun
die Goͤtter einen Einfall verleyhen/ ſo melde ihn
ungeſcheut. Gnaͤdigſter Herr/ antwortete Scan-
dor/ ich habe bereits meine fúnff Sinnen auff das
Rathhauß meines Gehirns zuſammen gefordert/
und mit ihnen wohl uͤberleget: ob hier Liſt oder
Gewalt den Vorzug haben koͤnne. So haben
ſie mir insgeſamt meine Thorheit ziemlich ver-
wieſen/ daß ich des Wortes Gewalt auch nur er-
wehnet habe. Denn ob zwar nicht zu laͤugnen/
daß Ava und Aracan mit vereinigter Macht gar
leicht den Tyrannen auch zu einer Fußfaͤlligen
Abbitte zwingen koͤnten: ſo moͤchte ich doch gerne
den Mantel/ auff welchem eine ſo maͤchtige Ar-
mee inner drey biß vier Tagen ſolte hergefuͤhret
werden/ noch vor der Hinfarth meiner Seelen
ſehen. Wir aber/ insgeſamt/ und ob ich gleich
meine Frau zur Gehuͤlffin mit nehme/ ſind viel zu
ſchwach/ auch nur das foͤrderſte Burg-Pfoͤrtgen
zu eroͤffnen. Und wenn ein Elephanten-Junge/
wer da? ruffte/ ſo moͤchten wir uns immer wie-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0428" n="408"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e</hi></fw><lb/>
muß mein Jagt-Schiffgen des Unver&#x017F;tandes<lb/>
billich die Segel &#x017F;treichen. Wo aber/ ver&#x017F;etzte<lb/>
ihm Talemon/ die Galeeren auf verborgene Klip-<lb/>
pen &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ da mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;cheitern: ein Jagd-<lb/>
Schiff aber &#x017F;treichet u&#x0364;ber hin. Jch kan es nicht<lb/>
ka&#x0364;ugnen/ fiel der Printz in die Rede/ daß ich o&#x0364;ffters<lb/>
in andern ob zwar nicht &#x017F;o wichtigen Ge&#x017F;cha&#x0364;fften/<lb/>
einen nicht undienlichen Rath von dir vernom-<lb/>
men. Zudem muß man in wichtigen Vorhaben<lb/>
&#x017F;ich mehr als eines Raths bedienen: &#x017F;o dir nun<lb/>
die Go&#x0364;tter einen Einfall verleyhen/ &#x017F;o melde ihn<lb/>
unge&#x017F;cheut. Gna&#x0364;dig&#x017F;ter Herr/ antwortete Scan-<lb/>
dor/ ich habe bereits meine fúnff Sinnen auff das<lb/>
Rathhauß meines Gehirns zu&#x017F;ammen gefordert/<lb/>
und mit ihnen wohl u&#x0364;berleget: ob hier Li&#x017F;t oder<lb/>
Gewalt den Vorzug haben ko&#x0364;nne. So haben<lb/>
&#x017F;ie mir insge&#x017F;amt meine Thorheit ziemlich ver-<lb/>
wie&#x017F;en/ daß ich des Wortes Gewalt auch nur er-<lb/>
wehnet habe. Denn ob zwar nicht zu la&#x0364;ugnen/<lb/>
daß Ava und Aracan mit vereinigter Macht gar<lb/>
leicht den Tyrannen auch zu einer Fußfa&#x0364;lligen<lb/>
Abbitte zwingen ko&#x0364;nten: &#x017F;o mo&#x0364;chte ich doch gerne<lb/>
den Mantel/ auff welchem eine &#x017F;o ma&#x0364;chtige Ar-<lb/>
mee inner drey biß vier Tagen &#x017F;olte hergefu&#x0364;hret<lb/>
werden/ noch vor der Hinfarth meiner Seelen<lb/>
&#x017F;ehen. Wir aber/ insge&#x017F;amt/ und ob ich gleich<lb/>
meine Frau zur Gehu&#x0364;lffin mit nehme/ &#x017F;ind viel zu<lb/>
&#x017F;chwach/ auch nur das fo&#x0364;rder&#x017F;te Burg-Pfo&#x0364;rtgen<lb/>
zu ero&#x0364;ffnen. Und wenn ein Elephanten-Junge/<lb/>
wer da? ruffte/ &#x017F;o mo&#x0364;chten wir uns immer wie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0428] Der Aſiatiſchen Baniſe muß mein Jagt-Schiffgen des Unverſtandes billich die Segel ſtreichen. Wo aber/ verſetzte ihm Talemon/ die Galeeren auf verborgene Klip- pen ſtoſſen/ da muͤſſen ſie ſcheitern: ein Jagd- Schiff aber ſtreichet uͤber hin. Jch kan es nicht kaͤugnen/ fiel der Printz in die Rede/ daß ich oͤffters in andern ob zwar nicht ſo wichtigen Geſchaͤfften/ einen nicht undienlichen Rath von dir vernom- men. Zudem muß man in wichtigen Vorhaben ſich mehr als eines Raths bedienen: ſo dir nun die Goͤtter einen Einfall verleyhen/ ſo melde ihn ungeſcheut. Gnaͤdigſter Herr/ antwortete Scan- dor/ ich habe bereits meine fúnff Sinnen auff das Rathhauß meines Gehirns zuſammen gefordert/ und mit ihnen wohl uͤberleget: ob hier Liſt oder Gewalt den Vorzug haben koͤnne. So haben ſie mir insgeſamt meine Thorheit ziemlich ver- wieſen/ daß ich des Wortes Gewalt auch nur er- wehnet habe. Denn ob zwar nicht zu laͤugnen/ daß Ava und Aracan mit vereinigter Macht gar leicht den Tyrannen auch zu einer Fußfaͤlligen Abbitte zwingen koͤnten: ſo moͤchte ich doch gerne den Mantel/ auff welchem eine ſo maͤchtige Ar- mee inner drey biß vier Tagen ſolte hergefuͤhret werden/ noch vor der Hinfarth meiner Seelen ſehen. Wir aber/ insgeſamt/ und ob ich gleich meine Frau zur Gehuͤlffin mit nehme/ ſind viel zu ſchwach/ auch nur das foͤrderſte Burg-Pfoͤrtgen zu eroͤffnen. Und wenn ein Elephanten-Junge/ wer da? ruffte/ ſo moͤchten wir uns immer wie- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/428
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/428>, abgerufen am 25.11.2024.