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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Einwenden/ nichts auszurichten vermögen/ da
kan billich eine schwache Weiber-Faust nichts an-
ders thun/ als vor Wehmuth den Dolch in eigene
Brust begraben. O unbesonnener Zweiffel/
versetzte Ponnedro/ welcher aus einer verwirreten
Seelen entspringet: gleichsam/ als wenn diß et-
was unerhörtes wäre/ daß ein schwach Weibes-
Bild mehr/ als tausend Männer-Hertzen/ ver-
richtet hätte. Sie versichere sich/ daß/ wo Erd
und Hölle nichts vermag/ bloß die List eines Frau-
enzimmers auch selbst die Unmögligkeit überwin-
den könne. Diese Reden verwirren mich viel-
mehr/ antwortete Banise/ als daß sie mir einigen
Unterricht geben solten. Jch weiß nicht/ ob es
möglich sey/ einige Hoffnung zur Rache und
Thron schöpffen zu dürffen/ und ob es auch rath-
sam sey/ einem feindlichen Bedienten zu trauen.
Dieses Mißtrauen merckende/ bemühete sich
Ponnedro eyfferigst/ ihr solches zu benehmen: Es
müsse mich/ schwur er/ die Gottheit mit ewiger
Straffe belegen/ wo einige Schlange der Untreue
in meinem Hertzen wohnet: Sie wolle es/ gebie-
tende Princeßin/ vielmehr vor eine unfehlbare
Schickung der Götter achten/ daß der Käyser
mich/ als eine höchst verdächtige Person mit sol-
chen wichtigen Verrichtungen beleget/ wodurch
sich leicht erwündschte Gelegenheit ereignen kön-
te/ dem Reiche zu helffen/ und das Käyserliche Blut
zu rächen. Jch beschwere euch bey der Zukunfft

unse-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Einwenden/ nichts auszurichten vermoͤgen/ da
kan billich eine ſchwache Weibeꝛ-Fauſt nichts an-
ders thun/ als vor Wehmuth den Dolch in eigene
Bruſt begraben. O unbeſonnener Zweiffel/
verſetzte Ponnedro/ welcher aus einer verwirreten
Seelen entſpringet: gleichſam/ als wenn diß et-
was unerhoͤrtes waͤre/ daß ein ſchwach Weibes-
Bild mehr/ als tauſend Maͤnner-Hertzen/ ver-
richtet haͤtte. Sie verſichere ſich/ daß/ wo Erd
und Hoͤlle nichts vermag/ bloß die Liſt eines Frau-
enzimmers auch ſelbſt die Unmoͤgligkeit uͤberwin-
den koͤnne. Dieſe Reden verwirren mich viel-
mehr/ antwortete Baniſe/ als daß ſie mir einigen
Unterricht geben ſolten. Jch weiß nicht/ ob es
moͤglich ſey/ einige Hoffnung zur Rache und
Thron ſchoͤpffen zu duͤrffen/ und ob es auch rath-
ſam ſey/ einem feindlichen Bedienten zu trauen.
Dieſes Mißtrauen merckende/ bemuͤhete ſich
Ponnedro eyfferigſt/ ihr ſolches zu benehmen: Es
muͤſſe mich/ ſchwur er/ die Gottheit mit ewiger
Straffe belegen/ wo einige Schlange der Untreue
in meinem Hertzen wohnet: Sie wolle es/ gebie-
tende Princeßin/ vielmehr vor eine unfehlbare
Schickung der Goͤtter achten/ daß der Kaͤyſer
mich/ als eine hoͤchſt verdaͤchtige Perſon mit ſol-
chen wichtigen Verrichtungen beleget/ wodurch
ſich leicht erwuͤndſchte Gelegenheit ereignen koͤn-
te/ dem Reiche zu helffen/ und das Kaͤyſerliche Blut
zu raͤchen. Jch beſchwere euch bey der Zukunfft

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[398/0418] Der Aſiatiſchen Baniſe. Einwenden/ nichts auszurichten vermoͤgen/ da kan billich eine ſchwache Weibeꝛ-Fauſt nichts an- ders thun/ als vor Wehmuth den Dolch in eigene Bruſt begraben. O unbeſonnener Zweiffel/ verſetzte Ponnedro/ welcher aus einer verwirreten Seelen entſpringet: gleichſam/ als wenn diß et- was unerhoͤrtes waͤre/ daß ein ſchwach Weibes- Bild mehr/ als tauſend Maͤnner-Hertzen/ ver- richtet haͤtte. Sie verſichere ſich/ daß/ wo Erd und Hoͤlle nichts vermag/ bloß die Liſt eines Frau- enzimmers auch ſelbſt die Unmoͤgligkeit uͤberwin- den koͤnne. Dieſe Reden verwirren mich viel- mehr/ antwortete Baniſe/ als daß ſie mir einigen Unterricht geben ſolten. Jch weiß nicht/ ob es moͤglich ſey/ einige Hoffnung zur Rache und Thron ſchoͤpffen zu duͤrffen/ und ob es auch rath- ſam ſey/ einem feindlichen Bedienten zu trauen. Dieſes Mißtrauen merckende/ bemuͤhete ſich Ponnedro eyfferigſt/ ihr ſolches zu benehmen: Es muͤſſe mich/ ſchwur er/ die Gottheit mit ewiger Straffe belegen/ wo einige Schlange der Untreue in meinem Hertzen wohnet: Sie wolle es/ gebie- tende Princeßin/ vielmehr vor eine unfehlbare Schickung der Goͤtter achten/ daß der Kaͤyſer mich/ als eine hoͤchſt verdaͤchtige Perſon mit ſol- chen wichtigen Verrichtungen beleget/ wodurch ſich leicht erwuͤndſchte Gelegenheit ereignen koͤn- te/ dem Reiche zu helffen/ und das Kaͤyſerliche Blut zu raͤchen. Jch beſchwere euch bey der Zukunfft unſe-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/418>, abgerufen am 15.08.2024.