Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. fast zu rasen schiene: Wo ist die Bästie/; rieff ervoller Wuth/ wo ist der Ertz-Verräther? Also- bald Martong schaffet ihn bey Verlust eures Kopffes nach Verfliessung einer Stunden hie- her. Worauff er sich in das innere Zimmer be- gab/ dem Rolim/ Ponnedro und andern aber an- befahl/ biß auff des Abaxars Ankunfft zu verzie- hen. Hier sendete nun Martong vier hundert Mann nach dem Schlosse des Talemons/ und ließ den Abaxar gemessenem Befehl nach in Ket- ten und Banden herzu hohlen: Welcher auch nach verflossenen Stunden angemeldet/ und vor des Tyrannen Augen gebracht wurde. Du schelmischer Verräther! fuhr ihn Chaumigrem an/ so bald er ihn nur ansichtig wurde/ ist nicht der Befehl an dich ergangen/ die Tochter des bestraff- ten Xemindo gleichfalls hinzurichten? E. M. Be- fehl/ antwortete Abaxar mit unerschrockenem Angesichte/ ist so schleunig von mir vollzogen wor- den/ daß ich mit eigner Hand den Sebel durch den Alabaster-Halß schluge. Zudem ist ja der enthaupte Cörper von so viel tausend Augen öf- fentlich beschauet/ und die todte Princeßin bejam- mert worden! daß ich also dieses Vorgebrachte mit Recht eine geistliche Unwarheit nennen kan. Der Rolim redete ihm zu/ und sagte: Abaxar/ gebet der Warheit die Ehre/ und gestehet es bey zeiten/ vielleicht kan durch eine reuige Bekäntniß die Pforte der Käyserlichen Gnade noch eröffnet werden. Alsbald entdecke/ wütete Chaumigrem fer-
Anderes Buch. faſt zu raſen ſchiene: Wo iſt die Baͤſtie/; rieff ervoller Wuth/ wo iſt der Ertz-Verraͤther? Alſo- bald Martong ſchaffet ihn bey Verluſt eures Kopffes nach Verflieſſung einer Stunden hie- her. Worauff er ſich in das innere Zimmer be- gab/ dem Rolim/ Ponnedro und andern aber an- befahl/ biß auff des Abaxars Ankunfft zu verzie- hen. Hier ſendete nun Martong vier hundert Mann nach dem Schloſſe des Talemons/ und ließ den Abaxar gemeſſenem Befehl nach in Ket- ten und Banden herzu hohlen: Welcher auch nach verfloſſenen Stunden angemeldet/ und vor des Tyrannen Augen gebracht wurde. Du ſchelmiſcher Verraͤther! fuhr ihn Chaumigrem an/ ſo bald er ihn nur anſichtig wurde/ iſt nicht der Befehl an dich ergangen/ die Tochter des beſtraff- ten Xemindo gleichfalls hinzurichten? E. M. Be- fehl/ antwortete Abaxar mit unerſchrockenem Angeſichte/ iſt ſo ſchleunig von mir vollzogen wor- den/ daß ich mit eigner Hand den Sebel durch den Alabaſter-Halß ſchluge. Zudem iſt ja der enthaupte Coͤrper von ſo viel tauſend Augen oͤf- fentlich beſchauet/ und die todte Princeßin bejam- mert worden! daß ich alſo dieſes Vorgebrachte mit Recht eine geiſtliche Unwarheit nennen kan. Der Rolim redete ihm zu/ und ſagte: Abaxar/ gebet der Warheit die Ehre/ und geſtehet es bey zeiten/ vielleicht kan durch eine reuige Bekaͤntniß die Pforte der Kaͤyſerlichen Gnade noch eroͤffnet werden. Alsbald entdecke/ wuͤtete Chaumigrem fer-
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Anderes Buch.
faſt zu raſen ſchiene: Wo iſt die Baͤſtie/; rieff er
voller Wuth/ wo iſt der Ertz-Verraͤther? Alſo-
bald Martong ſchaffet ihn bey Verluſt eures
Kopffes nach Verflieſſung einer Stunden hie-
her. Worauff er ſich in das innere Zimmer be-
gab/ dem Rolim/ Ponnedro und andern aber an-
befahl/ biß auff des Abaxars Ankunfft zu verzie-
hen. Hier ſendete nun Martong vier hundert
Mann nach dem Schloſſe des Talemons/ und
ließ den Abaxar gemeſſenem Befehl nach in Ket-
ten und Banden herzu hohlen: Welcher auch
nach verfloſſenen Stunden angemeldet/ und vor
des Tyrannen Augen gebracht wurde. Du
ſchelmiſcher Verraͤther! fuhr ihn Chaumigrem
an/ ſo bald er ihn nur anſichtig wurde/ iſt nicht der
Befehl an dich ergangen/ die Tochter des beſtraff-
ten Xemindo gleichfalls hinzurichten? E. M. Be-
fehl/ antwortete Abaxar mit unerſchrockenem
Angeſichte/ iſt ſo ſchleunig von mir vollzogen wor-
den/ daß ich mit eigner Hand den Sebel durch
den Alabaſter-Halß ſchluge. Zudem iſt ja der
enthaupte Coͤrper von ſo viel tauſend Augen oͤf-
fentlich beſchauet/ und die todte Princeßin bejam-
mert worden! daß ich alſo dieſes Vorgebrachte
mit Recht eine geiſtliche Unwarheit nennen kan.
Der Rolim redete ihm zu/ und ſagte: Abaxar/
gebet der Warheit die Ehre/ und geſtehet es bey
zeiten/ vielleicht kan durch eine reuige Bekaͤntniß
die Pforte der Kaͤyſerlichen Gnade noch eroͤffnet
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