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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
brenne man denn so lange/ biß der Staats-Cör-
per frisch Geblüte von sich giebet Beyde müssen
gemäßiget seyn/ wolte ihn der Rolim besänftigen/
doch hat die Gnade den Vorzug/ wo etwa ein U-
berfluß solte begangen werden. Zudem ist auch
ein Regente an die Gesetze gebunden/ daß er nicht
allenthalben frey zu verfahren hat. Durch wel-
che Worte sich Chaumigrem ziemlich beleidiget
fand/ und dannenhero seine Ungedult deutlich
mercken ließ. Vermaledeyet sey das Gesetze/
hub er an/ welches die Macht eines freyen Köni-
ges einzuschrencken sich bemühet. Ratio Status
ist die eintzige Richtschnur grosser Herren/ und
hat die Gerechtigkeit zur Stieff-Schwester. Der
Rolim wolte iedennoch sein geistliches Ansehen
behaupten/ und hielt ihm ungescheut das Wider-
spiel. Dem gekrönten Haupte/ fuhr er ferner
fort/ stehet es sehr wol an/ wenn es seinen Scep-
ter nach dem Wincke der Gesetze und Rechten füh-
ret. Denn/ wo sich ein Reich in beglücktem
Wolstande befinden soll/ so muß Herr und Unter-
thanen denen Rechten verpflichtet seyn; Ob zwar
iedes in umschräcknter Masse. Ratio Status aber
ist hingegen die verdammte Rathgeberin/ daß
man weder Vater noch Mutter/ weder Kinder
noch Geschwister/ weder Treu noch Glauben/ we-
der Göttliches noch Weltliches Gesetze verscho-
net/ sondern durch List/ Falschheit und Tyranney al-
le Rechte unterdrucket/ die Unterthanen ins Elend
stürtzet/ sich aber selbst ein erschreckliches Ende

auff

Der Aſiatiſchen Baniſe.
brenne man denn ſo lange/ biß der Staats-Coͤr-
per friſch Gebluͤte von ſich giebet Beyde muͤſſen
gemaͤßiget ſeyn/ wolte ihn der Rolim beſaͤnftigen/
doch hat die Gnade den Vorzug/ wo etwa ein U-
berfluß ſolte begangen werden. Zudem iſt auch
ein Regente an die Geſetze gebunden/ daß er nicht
allenthalben frey zu verfahren hat. Durch wel-
che Worte ſich Chaumigrem ziemlich beleidiget
fand/ und dannenhero ſeine Ungedult deutlich
mercken ließ. Vermaledeyet ſey das Geſetze/
hub er an/ welches die Macht eines freyen Koͤni-
ges einzuſchrencken ſich bemuͤhet. Ratio Status
iſt die eintzige Richtſchnur groſſer Herren/ und
hat die Gerechtigkeit zur Stieff-Schweſter. Der
Rolim wolte iedennoch ſein geiſtliches Anſehen
behaupten/ und hielt ihm ungeſcheut das Wider-
ſpiel. Dem gekroͤnten Haupte/ fuhr er ferner
fort/ ſtehet es ſehr wol an/ wenn es ſeinen Scep-
teꝛ nach dem Wincke der Geſetze und Rechten fuͤh-
ret. Denn/ wo ſich ein Reich in begluͤcktem
Wolſtande befinden ſoll/ ſo muß Herr und Unter-
thanen denen Rechten verpflichtet ſeyn; Ob zwar
iedes in umſchraͤcknter Maſſe. Ratio Status aber
iſt hingegen die verdammte Rathgeberin/ daß
man weder Vater noch Mutter/ weder Kinder
noch Geſchwiſter/ weder Treu noch Glauben/ we-
der Goͤttliches noch Weltliches Geſetze verſcho-
net/ ſondern durch Liſt/ Falſchheit uñ Tyranney al-
le Rechte unterdrucket/ die Unterthanen ins Elend
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[380/0400] Der Aſiatiſchen Baniſe. brenne man denn ſo lange/ biß der Staats-Coͤr- per friſch Gebluͤte von ſich giebet Beyde muͤſſen gemaͤßiget ſeyn/ wolte ihn der Rolim beſaͤnftigen/ doch hat die Gnade den Vorzug/ wo etwa ein U- berfluß ſolte begangen werden. Zudem iſt auch ein Regente an die Geſetze gebunden/ daß er nicht allenthalben frey zu verfahren hat. Durch wel- che Worte ſich Chaumigrem ziemlich beleidiget fand/ und dannenhero ſeine Ungedult deutlich mercken ließ. Vermaledeyet ſey das Geſetze/ hub er an/ welches die Macht eines freyen Koͤni- ges einzuſchrencken ſich bemuͤhet. Ratio Status iſt die eintzige Richtſchnur groſſer Herren/ und hat die Gerechtigkeit zur Stieff-Schweſter. Der Rolim wolte iedennoch ſein geiſtliches Anſehen behaupten/ und hielt ihm ungeſcheut das Wider- ſpiel. Dem gekroͤnten Haupte/ fuhr er ferner fort/ ſtehet es ſehr wol an/ wenn es ſeinen Scep- teꝛ nach dem Wincke der Geſetze und Rechten fuͤh- ret. Denn/ wo ſich ein Reich in begluͤcktem Wolſtande befinden ſoll/ ſo muß Herr und Unter- thanen denen Rechten verpflichtet ſeyn; Ob zwar iedes in umſchraͤcknter Maſſe. Ratio Status aber iſt hingegen die verdammte Rathgeberin/ daß man weder Vater noch Mutter/ weder Kinder noch Geſchwiſter/ weder Treu noch Glauben/ we- der Goͤttliches noch Weltliches Geſetze verſcho- net/ ſondern durch Liſt/ Falſchheit uñ Tyranney al- le Rechte unterdrucket/ die Unterthanen ins Elend ſtuͤrtzet/ ſich aber ſelbſt ein erſchreckliches Ende auff

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/400>, abgerufen am 25.11.2024.