Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. bete/ und sich sehr vergnügt stellete. Die lauschen-de Lorangy hatte den Printzen kaum des Scan- dors Gemach betreten hören/ und das ausgelösch- te Liecht in dem Zimmer bemercket/ so lieff sie mit vollen Freuden-Sprüngen nach der Frau Kup- pel-Mutter/ welche sie entkleidete/ und wie eine Braut/ welche ihrem Bräutigam zu erster Ent- blühmung soll zugeführet werden/ gantz weiß an- zog. Jnmittelst schickte sich der nunmehr recht ver- liebte Scandor voller süssen Hoffnung und ange- nehmer Gedancken/ auch zur Ruhe/ machte sein Lager zu rechte/ und weil er solches zum Häupten etwas zu niedrig befand/ legte er des Printzen Ja- panischen Rock unter den Kopff/ leschte die Lampe aus/ und legte sich in der Götter Nahmen nieder/ denen er/ iedoch mit schwacher Stimme/ folgen- des Nacht-Liedgen opfferte: 1. HJer kömmt Scandor/ der Götter Affenspiel/Und leget sich nieder; Der jenen Tag ins tieffe Wasser fiel/ Der singet ietzt Lieder/ Und preiset der Götter verborgene Macht/ Daß sie ihn an den weichen Ort gebracht. 2. Hier liegt Scandor/ doch nicht mehr in der Fluth/Und träget Verlangen/ Daß jenes Kind/ zu stillen seine Gluth/ Bald komme gegangen. Es
Der Aſiatiſchen Baniſe. bete/ und ſich ſehr vergnuͤgt ſtellete. Die lauſchen-de Lorangy hatte den Printzen kaum des Scan- dors Gemach betreten hoͤren/ und das ausgeloͤſch- te Liecht in dem Zimmer bemercket/ ſo lieff ſie mit vollen Freuden-Spruͤngen nach der Frau Kup- pel-Mutter/ welche ſie entkleidete/ und wie eine Braut/ welche ihrem Braͤutigam zu erſter Ent- bluͤhmung ſoll zugefuͤhret werden/ gantz weiß an- zog. Jnmittelſt ſchickte ſich der nunmehr recht ver- liebte Scandor voller ſuͤſſen Hoffnung und ange- nehmer Gedancken/ auch zur Ruhe/ machte ſein Lager zu rechte/ und weil er ſolches zum Haͤupten etwas zu niedrig befand/ legte er des Printzen Ja- paniſchen Rock unter den Kopff/ leſchte die Lampe aus/ und legte ſich in der Goͤtter Nahmen nieder/ denen er/ iedoch mit ſchwacher Stimme/ folgen- des Nacht-Liedgen opfferte: 1. HJer koͤm̃t Scandor/ der Goͤtter Affenſpiel/Und leget ſich nieder; Der jenen Tag ins tieffe Waſſer fiel/ Der ſinget ietzt Lieder/ Und preiſet der Goͤtter verborgene Macht/ Daß ſie ihn an den weichen Ort gebracht. 2. Hier liegt Scandor/ doch nicht mehr in der Fluth/Und traͤget Verlangen/ Daß jenes Kind/ zu ſtillen ſeine Gluth/ Bald komme gegangen. Es
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
bete/ und ſich ſehr vergnuͤgt ſtellete. Die lauſchen-
de Lorangy hatte den Printzen kaum des Scan-
dors Gemach betreten hoͤren/ und das ausgeloͤſch-
te Liecht in dem Zimmer bemercket/ ſo lieff ſie mit
vollen Freuden-Spruͤngen nach der Frau Kup-
pel-Mutter/ welche ſie entkleidete/ und wie eine
Braut/ welche ihrem Braͤutigam zu erſter Ent-
bluͤhmung ſoll zugefuͤhret werden/ gantz weiß an-
zog. Jnmittelſt ſchickte ſich der nunmehr recht ver-
liebte Scandor voller ſuͤſſen Hoffnung und ange-
nehmer Gedancken/ auch zur Ruhe/ machte ſein
Lager zu rechte/ und weil er ſolches zum Haͤupten
etwas zu niedrig befand/ legte er des Printzen Ja-
paniſchen Rock unter den Kopff/ leſchte die Lampe
aus/ und legte ſich in der Goͤtter Nahmen nieder/
denen er/ iedoch mit ſchwacher Stimme/ folgen-
des Nacht-Liedgen opfferte:
1.
HJer koͤm̃t Scandor/ der Goͤtter Affenſpiel/
Und leget ſich nieder;
Der jenen Tag ins tieffe Waſſer fiel/
Der ſinget ietzt Lieder/
Und preiſet der Goͤtter verborgene Macht/
Daß ſie ihn an den weichen Ort gebracht.
2.
Hier liegt Scandor/ doch nicht mehr in der Fluth/
Und traͤget Verlangen/
Daß jenes Kind/ zu ſtillen ſeine Gluth/
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