Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. muß auch die stärckeste Festung ihre Thore er-öffnen. Dieses empfand auch die tapffere Stadt Prom. Denn es wurde die Festung so wohl zu Krieges-als Friedens Zeiten von vier Hauptleu- ten regieret/ deren einer ließ sich entweder die Furcht/ oder sein Schelmisches Hertz bereden/ daß er sich mit unserm Tyrannen in heimliche Hand- lung einließ/ und versprach/ die Stadt zu überlief- fern/ wo er in seinem Amte friedlich gelassen/ nie- mand von den Seinigen beschädiget/ und über das zu einem Stadthalter von Anseda/ im König- reich Pegu gelegen/ gemacht würde. Welches ihm alles versprochen ward. Hingegen machte dieser Bösewicht seine Verrätherey werckstellig/ und eröffnete drey Stunden nach Mitternacht die Pforten. Worauff der Tyranne solche Grau- samkeit erwieß/ wie er in dergleichen Fällen zu thun gewohnet war. Die Stadt wurde ge- schleiffet/ die Jnwohner ausgerottet/ und nie- mand verschonet. Die Königin mit ihrem min- derjährigen Printzen wurde gefangen/ ihre Schä- tze geraubet/ die Kirchen und andere herrliche Häuser auff den Grund niedergerissen/ und was einige Tyranney bedeuten kunte/ wurde nicht un- terlassen. Ja alles geschahe mit solcher Grau- samkeit/ daß es ihm kein Mensch einbilden kan/ er habe es denn mit seinen Augen/ wie ich/ angese- hen. Denn der Bluthund wolte wegen Verlust so vieler Völcker fast vor Zorn zerbersten/ und sich dannenhero durch Verübung solcher Greuel rä- chen. Y 4
Anderes Buch. muß auch die ſtaͤrckeſte Feſtung ihre Thore er-oͤffnen. Dieſes empfand auch die tapffere Stadt Prom. Denn es wurde die Feſtung ſo wohl zu Krieges-als Friedens Zeiten von vier Hauptleu- ten regieret/ deren einer ließ ſich entweder die Furcht/ oder ſein Schelmiſches Hertz bereden/ daß er ſich mit unſerm Tyrannen in heimliche Hand- lung einließ/ und verſprach/ die Stadt zu uͤberlief- fern/ wo er in ſeinem Amte friedlich gelaſſen/ nie- mand von den Seinigen beſchaͤdiget/ und uͤber das zu einem Stadthalter von Anſeda/ im Koͤnig- reich Pegu gelegen/ gemacht wuͤrde. Welches ihm alles verſprochen ward. Hingegen machte dieſer Boͤſewicht ſeine Verraͤtherey werckſtellig/ und eroͤffnete drey Stunden nach Mitternacht die Pforten. Worauff der Tyranne ſolche Grau- ſamkeit erwieß/ wie er in dergleichen Faͤllen zu thun gewohnet war. Die Stadt wurde ge- ſchleiffet/ die Jnwohner ausgerottet/ und nie- mand verſchonet. Die Koͤnigin mit ihrem min- derjaͤhrigen Printzen wurde gefangen/ ihre Schaͤ- tze geraubet/ die Kirchen und andere herrliche Haͤuſer auff den Grund niedergeriſſen/ und was einige Tyranney bedeuten kunte/ wurde nicht un- terlaſſen. Ja alles geſchahe mit ſolcher Grau- ſamkeit/ daß es ihm kein Menſch einbilden kan/ er habe es denn mit ſeinen Augen/ wie ich/ angeſe- hen. Denn der Bluthund wolte wegen Verluſt ſo vieler Voͤlcker faſt vor Zorn zerberſten/ und ſich dannenhero durch Veruͤbung ſolcher Greuel raͤ- chen. Y 4
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Anderes Buch.
muß auch die ſtaͤrckeſte Feſtung ihre Thore er-
oͤffnen. Dieſes empfand auch die tapffere Stadt
Prom. Denn es wurde die Feſtung ſo wohl zu
Krieges-als Friedens Zeiten von vier Hauptleu-
ten regieret/ deren einer ließ ſich entweder die
Furcht/ oder ſein Schelmiſches Hertz bereden/ daß
er ſich mit unſerm Tyrannen in heimliche Hand-
lung einließ/ und verſprach/ die Stadt zu uͤberlief-
fern/ wo er in ſeinem Amte friedlich gelaſſen/ nie-
mand von den Seinigen beſchaͤdiget/ und uͤber
das zu einem Stadthalter von Anſeda/ im Koͤnig-
reich Pegu gelegen/ gemacht wuͤrde. Welches
ihm alles verſprochen ward. Hingegen machte
dieſer Boͤſewicht ſeine Verraͤtherey werckſtellig/
und eroͤffnete drey Stunden nach Mitternacht die
Pforten. Worauff der Tyranne ſolche Grau-
ſamkeit erwieß/ wie er in dergleichen Faͤllen zu
thun gewohnet war. Die Stadt wurde ge-
ſchleiffet/ die Jnwohner ausgerottet/ und nie-
mand verſchonet. Die Koͤnigin mit ihrem min-
derjaͤhrigen Printzen wurde gefangen/ ihre Schaͤ-
tze geraubet/ die Kirchen und andere herrliche
Haͤuſer auff den Grund niedergeriſſen/ und was
einige Tyranney bedeuten kunte/ wurde nicht un-
terlaſſen. Ja alles geſchahe mit ſolcher Grau-
ſamkeit/ daß es ihm kein Menſch einbilden kan/ er
habe es denn mit ſeinen Augen/ wie ich/ angeſe-
hen. Denn der Bluthund wolte wegen Verluſt
ſo vieler Voͤlcker faſt vor Zorn zerberſten/ und ſich
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