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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
die Haare zu Berge stunden/ und nicht anders ver-
meynte/ er wäre aus einer Mörder-Grube ins
Grab gerathen. Als er nun in solcher Furcht und
Sorge fast zwey Stunden verharret/ kam ein al-
ter Mann mit einer Laternen hinein/ welcher ihn
mit folgenden Worten seiner Angst entledigte:
Verzeihet mir/ mein Freund/ daß ich euch so lange
einsam gelassen/ und nicht so wohl euern Magen
mit Speise/ als auch den müden Leib mit einem
geruhigen Lager/ versehen habe. Jnmittelst las-
set mich euere Wunde gebührend auswaschen
und verbinden/ nehmet ein wenig Speise zu euch/
und ruhet so dann ohne Furcht und Bekümmer-
niß. Die Götter verlohnen es euch/ antwortete
der Printz/ daß ihr so sorgfältig vor meine Ge-
sundheit und Beruhigung sey. Jnzwischen wolte
ich wünschen/ euren Nahmen zu wissen: angese-
hen mir die Sprache vorkömmt/ als ob ich die
Person kennen würde/ wenn ich sie bey mehrerm
Liechte betrachen solte. Es ist euch solches nicht
nöthig zu wissen/ wiederredete der Alte. Jch will
mich schon offenbahren/ wenn ich das Glücke ha-
ben werde/ den wehrten Printzen von Ava in Per-
son zu bedienen. Mit diesen Worten langte er
das Liecht hervor/ und erleuchtete durch zwey an-
gezündete Lampen das gantze Gemach: vermit-
telst deren der Printz den Alten völlig erkante/ und
ihm gantz entzückt um den Halß fiel. Ach Tale-
mon! rieff er/ mein allerwehrtester Talemon! wie
wohl hat mich der Himmel versorget/ daß er mich

zu

Erſtes Buch.
die Haare zu Berge ſtunden/ und nicht anders ver-
meynte/ er waͤre aus einer Moͤrder-Grube ins
Grab gerathen. Als er nun in ſolcher Furcht und
Sorge faſt zwey Stunden verharret/ kam ein al-
ter Mann mit einer Laternen hinein/ welcher ihn
mit folgenden Worten ſeiner Angſt entledigte:
Verzeihet mir/ mein Freund/ daß ich euch ſo lange
einſam gelaſſen/ und nicht ſo wohl euern Magen
mit Speiſe/ als auch den muͤden Leib mit einem
geruhigen Lager/ verſehen habe. Jnmittelſt laſ-
ſet mich euere Wunde gebuͤhrend auswaſchen
und verbinden/ nehmet ein wenig Speiſe zu euch/
und ruhet ſo dann ohne Furcht und Bekuͤmmer-
niß. Die Goͤtter verlohnen es euch/ antwortete
der Printz/ daß ihr ſo ſorgfaͤltig vor meine Ge-
ſundheit und Beruhigung ſey. Jnzwiſchen wolte
ich wuͤnſchen/ euren Nahmen zu wiſſen: angeſe-
hen mir die Sprache vorkoͤmmt/ als ob ich die
Perſon kennen wuͤrde/ wenn ich ſie bey mehrerm
Liechte betrachen ſolte. Es iſt euch ſolches nicht
noͤthig zu wiſſen/ wiederredete der Alte. Jch will
mich ſchon offenbahren/ wenn ich das Gluͤcke ha-
ben werde/ den wehrten Printzen von Ava in Per-
ſon zu bedienen. Mit dieſen Worten langte er
das Liecht hervor/ und erleuchtete durch zwey an-
gezuͤndete Lampen das gantze Gemach: vermit-
telſt deren der Printz den Alten voͤllig erkante/ und
ihm gantz entzuͤckt um den Halß fiel. Ach Tale-
mon! rieff er/ mein allerwehrteſter Talemon! wie
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[15/0035] Erſtes Buch. die Haare zu Berge ſtunden/ und nicht anders ver- meynte/ er waͤre aus einer Moͤrder-Grube ins Grab gerathen. Als er nun in ſolcher Furcht und Sorge faſt zwey Stunden verharret/ kam ein al- ter Mann mit einer Laternen hinein/ welcher ihn mit folgenden Worten ſeiner Angſt entledigte: Verzeihet mir/ mein Freund/ daß ich euch ſo lange einſam gelaſſen/ und nicht ſo wohl euern Magen mit Speiſe/ als auch den muͤden Leib mit einem geruhigen Lager/ verſehen habe. Jnmittelſt laſ- ſet mich euere Wunde gebuͤhrend auswaſchen und verbinden/ nehmet ein wenig Speiſe zu euch/ und ruhet ſo dann ohne Furcht und Bekuͤmmer- niß. Die Goͤtter verlohnen es euch/ antwortete der Printz/ daß ihr ſo ſorgfaͤltig vor meine Ge- ſundheit und Beruhigung ſey. Jnzwiſchen wolte ich wuͤnſchen/ euren Nahmen zu wiſſen: angeſe- hen mir die Sprache vorkoͤmmt/ als ob ich die Perſon kennen wuͤrde/ wenn ich ſie bey mehrerm Liechte betrachen ſolte. Es iſt euch ſolches nicht noͤthig zu wiſſen/ wiederredete der Alte. Jch will mich ſchon offenbahren/ wenn ich das Gluͤcke ha- ben werde/ den wehrten Printzen von Ava in Per- ſon zu bedienen. Mit dieſen Worten langte er das Liecht hervor/ und erleuchtete durch zwey an- gezuͤndete Lampen das gantze Gemach: vermit- telſt deren der Printz den Alten voͤllig erkante/ und ihm gantz entzuͤckt um den Halß fiel. Ach Tale- mon! rieff er/ mein allerwehrteſter Talemon! wie wohl hat mich der Himmel verſorget/ daß er mich zu

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/35>, abgerufen am 21.11.2024.