Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. von Ava an alle getreue Peguaner zu ihrem be-sten abgeschicket hat. Von wem? fragte Ponne- dro gantz begierig. Vom Printzen Balacin/ ant- wortete er selbst/ welcher/ seine geliebte Princessin zu retten/ sich bald in Person einstellen wird. Ach! rieff Ponnedro seuffzende/ zum rächen/ aber nicht zum retten. Wie so? fragte der bestürtzte Printz/ ist Banise bereit geschändet/ oder vielleicht gar todt? Es ist ietzt nicht Zeit/ hiervon zu reden/ ant- wortete Talemon. Begebet euch nur mit uns nach jenem Schlosse/ und geniesset allda benöthigte Ruhe und Speise: Morgen soll euch alles zur Gnüge entdecket werden. Ob nun zwar solche Ungewißheit unserm Printzen höchst beschwerlich vorkam/ so folgete er ihnen doch endlich mit sachten Schritten/ biß in das nahgelegene Schloß/ da sie ihn nach geschehenem Eintritt durch eine hohe Wendel-Stiege/ welche ihm wegen der Wunde schmertzlich zu steigen war/ in ein finsteres Gemach führeten/ auch ihn/ so bald er hinein getreten/ ver- liessen/ und die Thür hinter ihm zuschlossen. Hier war der Printz abermahl in tausend Sorgen und Aengsten/ und wuste nicht/ ob er Freunden oder Feinden sich vertrauet hatte. Das Gemach schie- ne gantz schwartz zu seyn/ und nach eröffnetem Fenster sahe er einen steilen Felsen hinunter/ dessen Thal voller Bäume und Sträucher stund/ darin- nen einige Wölffe entsetzlich heuleten/ welche un- angenehme Music etliche Eulen mit ihrem Ster- be-Geschrey vermehreten/ daß unserm Printzen die
Der Aſiatiſchen Baniſe. von Ava an alle getreue Peguaner zu ihrem be-ſten abgeſchicket hat. Von wem? fragte Ponne- dro gantz begierig. Vom Printzen Balacin/ ant- wortete er ſelbſt/ welcher/ ſeine geliebte Princeſſin zu retten/ ſich bald in Perſon einſtellen wird. Ach! rieff Ponnedro ſeuffzende/ zum raͤchen/ aber nicht zum retten. Wie ſo? fragte der beſtuͤrtzte Printz/ iſt Baniſe bereit geſchaͤndet/ oder vielleicht gar todt? Es iſt ietzt nicht Zeit/ hiervon zu reden/ ant- wortete Talemon. Begebet euch nur mit uns nach jenem Schloſſe/ und genieſſet allda benoͤthigte Ruhe und Speiſe: Morgen ſoll euch alles zur Gnuͤge entdecket werden. Ob nun zwar ſolche Ungewißheit unſerm Printzen hoͤchſt beſchwerlich vorkam/ ſo folgete er ihnen doch endlich mit ſachten Schritten/ biß in das nahgelegene Schloß/ da ſie ihn nach geſchehenem Eintritt durch eine hohe Wendel-Stiege/ welche ihm wegen der Wunde ſchmertzlich zu ſteigen war/ in ein finſteres Gemach fuͤhreten/ auch ihn/ ſo bald er hinein getreten/ ver- lieſſen/ und die Thuͤr hinter ihm zuſchloſſen. Hier war der Printz abermahl in tauſend Sorgen und Aengſten/ und wuſte nicht/ ob er Freunden oder Feinden ſich vertrauet hatte. Das Gemach ſchie- ne gantz ſchwartz zu ſeyn/ und nach eroͤffnetem Fenſter ſahe er einen ſteilen Felſen hinunter/ deſſen Thal voller Baͤume und Straͤucher ſtund/ darin- nen einige Woͤlffe entſetzlich heuleten/ welche un- angenehme Muſic etliche Eulen mit ihrem Ster- be-Geſchrey vermehreten/ daß unſerm Printzen die
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
von Ava an alle getreue Peguaner zu ihrem be-
ſten abgeſchicket hat. Von wem? fragte Ponne-
dro gantz begierig. Vom Printzen Balacin/ ant-
wortete er ſelbſt/ welcher/ ſeine geliebte Princeſſin
zu retten/ ſich bald in Perſon einſtellen wird. Ach!
rieff Ponnedro ſeuffzende/ zum raͤchen/ aber nicht
zum retten. Wie ſo? fragte der beſtuͤrtzte Printz/
iſt Baniſe bereit geſchaͤndet/ oder vielleicht gar
todt? Es iſt ietzt nicht Zeit/ hiervon zu reden/ ant-
wortete Talemon. Begebet euch nur mit uns nach
jenem Schloſſe/ und genieſſet allda benoͤthigte
Ruhe und Speiſe: Morgen ſoll euch alles zur
Gnuͤge entdecket werden. Ob nun zwar ſolche
Ungewißheit unſerm Printzen hoͤchſt beſchwerlich
vorkam/ ſo folgete er ihnen doch endlich mit ſachten
Schritten/ biß in das nahgelegene Schloß/ da ſie
ihn nach geſchehenem Eintritt durch eine hohe
Wendel-Stiege/ welche ihm wegen der Wunde
ſchmertzlich zu ſteigen war/ in ein finſteres Gemach
fuͤhreten/ auch ihn/ ſo bald er hinein getreten/ ver-
lieſſen/ und die Thuͤr hinter ihm zuſchloſſen. Hier
war der Printz abermahl in tauſend Sorgen und
Aengſten/ und wuſte nicht/ ob er Freunden oder
Feinden ſich vertrauet hatte. Das Gemach ſchie-
ne gantz ſchwartz zu ſeyn/ und nach eroͤffnetem
Fenſter ſahe er einen ſteilen Felſen hinunter/ deſſen
Thal voller Baͤume und Straͤucher ſtund/ darin-
nen einige Woͤlffe entſetzlich heuleten/ welche un-
angenehme Muſic etliche Eulen mit ihrem Ster-
be-Geſchrey vermehreten/ daß unſerm Printzen
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