Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Anderes Buch. ob sie Stillschweigens halben wären zusammenkommen. Ja was uns am meisten verwirrete/ das war der Unter-Feldherr Qvendu/ dem der Käyser die Stadt anvertrauet hatte. Dieser wol- te niemals mit seiner Sprache heraus/ und die Verrätherey blitzte ihm aus den schelmischen Au- gen. Jn solchem Zustande kam ein Bramaner mit einer weissen Fahne vor die Stadt/ und for- derte solche im Namem des Chaumigrems auff/ mit Bedrohung/ wo man ihm die Stadt nicht oh- ne Bedingung alsbald eröffnen/ den Käyserlichen Schatz und Frauenzimmer völlig aushändigen/ und ihn als Käyser von Pegu annehmen würde/ so solte kein Stein auff den andern gelassen/ und auch des Kindes in Mutterleibe nicht verschonet werden. Hier war nun guter Rath seltzam: Ein Theil schrie/ das andere und zwar die meisten/ wol- ten die Thore geöffnet haben/ und schien es auch endlich/ ob würde der verrätherische Qvendu mit seinem Anhange die Oberhand behalten. Hier- auff entstund auff der Burg unter dem Frauen- zimmer das jämmerlichste Schreyen und Weh- klagen/ ja die Princeßin war fast nicht zu ermun- tern/ so hefftig setzten ihr die Ohnmachten zu/ und kunte ich mich unmöglich länger bey ihnen auff- halten/ derowegen ich mich auff den Schloß- Thurm begab/ um eine sichtliche Kundschafft von dem Feinde einzuziehen. Solche erhielt ich mehr als zuviel/ indem ich/ so weit meine Augen sahen/ kein Feld/ sondern eitel Elephanten/ Pferde/ Wa- gen/ U 3
Anderes Buch. ob ſie Stillſchweigens halben waͤren zuſammenkommen. Ja was uns am meiſten verwirrete/ das war der Unter-Feldherr Qvendu/ dem der Kaͤyſer die Stadt anvertrauet hatte. Dieſer wol- te niemals mit ſeiner Sprache heraus/ und die Verraͤtherey blitzte ihm aus den ſchelmiſchen Au- gen. Jn ſolchem Zuſtande kam ein Bramaner mit einer weiſſen Fahne vor die Stadt/ und for- derte ſolche im Namem des Chaumigrems auff/ mit Bedrohung/ wo man ihm die Stadt nicht oh- ne Bedingung alsbald eroͤffnen/ den Kaͤyſerlichen Schatz und Frauenzimmer voͤllig aushaͤndigen/ und ihn als Kaͤyſer von Pegu annehmen wuͤrde/ ſo ſolte kein Stein auff den andern gelaſſen/ und auch des Kindes in Mutterleibe nicht verſchonet werden. Hier war nun guter Rath ſeltzam: Ein Theil ſchrie/ das andere und zwar die meiſten/ wol- ten die Thore geoͤffnet haben/ und ſchien es auch endlich/ ob wuͤrde der verraͤtheriſche Qvendu mit ſeinem Anhange die Oberhand behalten. Hier- auff entſtund auff der Burg unter dem Frauen- zimmer das jaͤmmerlichſte Schreyen und Weh- klagen/ ja die Princeßin war faſt nicht zu ermun- tern/ ſo hefftig ſetzten ihr die Ohnmachten zu/ und kunte ich mich unmoͤglich laͤnger bey ihnen auff- halten/ derowegen ich mich auff den Schloß- Thurm begab/ um eine ſichtliche Kundſchafft von dem Feinde einzuziehen. Solche erhielt ich mehr als zuviel/ indem ich/ ſo weit meine Augen ſahen/ kein Feld/ ſondern eitel Elephanten/ Pferde/ Wa- gen/ U 3
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Anderes Buch.
ob ſie Stillſchweigens halben waͤren zuſammen
kommen. Ja was uns am meiſten verwirrete/
das war der Unter-Feldherr Qvendu/ dem der
Kaͤyſer die Stadt anvertrauet hatte. Dieſer wol-
te niemals mit ſeiner Sprache heraus/ und die
Verraͤtherey blitzte ihm aus den ſchelmiſchen Au-
gen. Jn ſolchem Zuſtande kam ein Bramaner
mit einer weiſſen Fahne vor die Stadt/ und for-
derte ſolche im Namem des Chaumigrems auff/
mit Bedrohung/ wo man ihm die Stadt nicht oh-
ne Bedingung alsbald eroͤffnen/ den Kaͤyſerlichen
Schatz und Frauenzimmer voͤllig aushaͤndigen/
und ihn als Kaͤyſer von Pegu annehmen wuͤrde/
ſo ſolte kein Stein auff den andern gelaſſen/ und
auch des Kindes in Mutterleibe nicht verſchonet
werden. Hier war nun guter Rath ſeltzam: Ein
Theil ſchrie/ das andere und zwar die meiſten/ wol-
ten die Thore geoͤffnet haben/ und ſchien es auch
endlich/ ob wuͤrde der verraͤtheriſche Qvendu mit
ſeinem Anhange die Oberhand behalten. Hier-
auff entſtund auff der Burg unter dem Frauen-
zimmer das jaͤmmerlichſte Schreyen und Weh-
klagen/ ja die Princeßin war faſt nicht zu ermun-
tern/ ſo hefftig ſetzten ihr die Ohnmachten zu/ und
kunte ich mich unmoͤglich laͤnger bey ihnen auff-
halten/ derowegen ich mich auff den Schloß-
Thurm begab/ um eine ſichtliche Kundſchafft von
dem Feinde einzuziehen. Solche erhielt ich mehr
als zuviel/ indem ich/ ſo weit meine Augen ſahen/
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