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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Sonne sich nicht in ein güldnes Licht süsser Ge-
gen-Huld verwandeln/ so muß Balacin zu Asche
werden. Jch erkühne mich nunmehro unge-
scheut zu sagen: Jch bin verliebt. Banise ist
die Sonne/ ich ihre Wende: Sie ist mein Nord-
Stern/ ich ihr Magnet. Schönste Vollkom-
menheit; Mein glüendes Hertz zündet ihr den
Weyrauch reinester Liebe an/ und ich schwere/
auch mein getreues Leben auffzuopffern. Weil
nun der Götter Tempel dem offen stehen/ welcher
sie zu verehren suchet: so eröffne sie demnach ihr
himmlisches Heiligthum der Seelen/ und ver-
schmähe nicht das flammende Opffer ihres ewig-
gewiedmeten Balacins. Die Princeßin hat-
te hierdurch ihr sonderbares Erröthen sattsam
zu verstehen gegeben/ daß sie sothaner Liebes-
Entdeckung nicht vermuthen gewesen; nach-
dem sie aber sonder Zweiffel wohl bedacht ge-
habt/ wie sie sich selbst unwissende verrathen ha-
be/ so hat sie endlich durch folgende Antwort mei-
nen Printzen in nicht geringe Vergnügung gesetzet:
Es ist etwas ungewöhnliches/ daß sich eine Prin-
ceßin/ welche die Liebe fast noch nicht zu nennen
weiß/ solte so bald gefangen geben/ und gantz
Asien wird mich eines Fehltritts beschuldigen/
wenn ich einem frembden Printzen auf erstes An-
suchen die Hand reichte: Als würde Printz Ba-
lacin den Ruhm sonderbahrer Klugheit verdie-
nen/ so er die Flammen seiner Liebe mit Gedult
mäßigte/ und mit dieser Versicherung vergnügt

leb-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Sonne ſich nicht in ein guͤldnes Licht ſuͤſſer Ge-
gen-Huld verwandeln/ ſo muß Balacin zu Aſche
werden. Jch erkuͤhne mich nunmehro unge-
ſcheut zu ſagen: Jch bin verliebt. Baniſe iſt
die Sonne/ ich ihre Wende: Sie iſt mein Nord-
Stern/ ich ihr Magnet. Schoͤnſte Vollkom-
menheit; Mein gluͤendes Hertz zuͤndet ihr den
Weyrauch reineſter Liebe an/ und ich ſchwere/
auch mein getreues Leben auffzuopffern. Weil
nun der Goͤtter Tempel dem offen ſtehen/ welcher
ſie zu verehren ſuchet: ſo eroͤffne ſie demnach ihr
himmliſches Heiligthum der Seelen/ und ver-
ſchmaͤhe nicht das flammende Opffer ihres ewig-
gewiedmeten Balacins. Die Princeßin hat-
te hierdurch ihr ſonderbares Erroͤthen ſattſam
zu verſtehen gegeben/ daß ſie ſothaner Liebes-
Entdeckung nicht vermuthen geweſen; nach-
dem ſie aber ſonder Zweiffel wohl bedacht ge-
habt/ wie ſie ſich ſelbſt unwiſſende verrathen ha-
be/ ſo hat ſie endlich durch folgende Antwort mei-
nen Pꝛintzen in nicht geꝛinge Veꝛgnuͤgung geſetzet:
Es iſt etwas ungewoͤhnliches/ daß ſich eine Prin-
ceßin/ welche die Liebe faſt noch nicht zu nennen
weiß/ ſolte ſo bald gefangen geben/ und gantz
Aſien wird mich eines Fehltritts beſchuldigen/
wenn ich einem frembden Printzen auf erſtes An-
ſuchen die Hand reichte: Als wuͤrde Printz Ba-
lacin den Ruhm ſonderbahrer Klugheit verdie-
nen/ ſo er die Flammen ſeiner Liebe mit Gedult
maͤßigte/ und mit dieſer Verſicherung vergnuͤgt

leb-
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[264/0284] Der Aſiatiſchen Baniſe. Sonne ſich nicht in ein guͤldnes Licht ſuͤſſer Ge- gen-Huld verwandeln/ ſo muß Balacin zu Aſche werden. Jch erkuͤhne mich nunmehro unge- ſcheut zu ſagen: Jch bin verliebt. Baniſe iſt die Sonne/ ich ihre Wende: Sie iſt mein Nord- Stern/ ich ihr Magnet. Schoͤnſte Vollkom- menheit; Mein gluͤendes Hertz zuͤndet ihr den Weyrauch reineſter Liebe an/ und ich ſchwere/ auch mein getreues Leben auffzuopffern. Weil nun der Goͤtter Tempel dem offen ſtehen/ welcher ſie zu verehren ſuchet: ſo eroͤffne ſie demnach ihr himmliſches Heiligthum der Seelen/ und ver- ſchmaͤhe nicht das flammende Opffer ihres ewig- gewiedmeten Balacins. Die Princeßin hat- te hierdurch ihr ſonderbares Erroͤthen ſattſam zu verſtehen gegeben/ daß ſie ſothaner Liebes- Entdeckung nicht vermuthen geweſen; nach- dem ſie aber ſonder Zweiffel wohl bedacht ge- habt/ wie ſie ſich ſelbſt unwiſſende verrathen ha- be/ ſo hat ſie endlich durch folgende Antwort mei- nen Pꝛintzen in nicht geꝛinge Veꝛgnuͤgung geſetzet: Es iſt etwas ungewoͤhnliches/ daß ſich eine Prin- ceßin/ welche die Liebe faſt noch nicht zu nennen weiß/ ſolte ſo bald gefangen geben/ und gantz Aſien wird mich eines Fehltritts beſchuldigen/ wenn ich einem frembden Printzen auf erſtes An- ſuchen die Hand reichte: Als wuͤrde Printz Ba- lacin den Ruhm ſonderbahrer Klugheit verdie- nen/ ſo er die Flammen ſeiner Liebe mit Gedult maͤßigte/ und mit dieſer Verſicherung vergnuͤgt leb-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/284>, abgerufen am 22.11.2024.