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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
hingehen lassen: als wäre er zugegen/ seines Prin-
tzen Ehre zu schützen/ und zu erweisen/ daß seine
Sache gerecht sey. So bald dieses der Käyser
erfuhr/ ließ er meinem Printzen zuentbieten/ weil
der rechte Gegner nicht erschiene/ so wäre es dem-
nach gantz unnöthig/ sich mit einem andern einzu-
lassen. Welches aber mein Printz durchaus nicht
eingehen wolte/ sondern vorwendete: Er wolte
des Käysers Hoheit und seine Ehre gegen iedwe-
den handhaben/ derowegen er in Unterthänigkeit
bäte/ ihm zu erlauben/ die Sache auszuführen/
welches ihm endlich zugelassen ward: Und also
trat dieser schwartze Ritter hinein/ welcher einen
Schild an den lincken Arm führete/ womit sich
mein Printz gantz hätte bedecken können. Der
Sebel war gleichfalls von so ungleicher Länge/
daß sich mancher würde bedacht haben/ ehe er
seinem Feinde einen solchen Vorthel eingeräumet
hätte. Dessen ungeachtet/ verließ sich mein Printz
auff seine Hurtigkeit und gerechte Sache. Die-
sem nach sahe er seinen Feind mit einem ernsthaf-
ten Lachen über zwerch an/ und nach dem er ver-
meynte/ daß es Zeit sey/ ihn anzugreiffen/ gieng
er mit starcken Schritten/ geraden leibe und fun-
ckenden Augen auf ihn loß/ und schlug dergestalt
auf ihn zu/ daß er bald seinen Fehler wegen Uber-
eylung merckete/ und sich dannenhero in etwas zu-
rücke zog. Jener hingegen veränderte vor Zorn
seine gantze Gestalt/ und stellete sich/ als ob er mei-
nem Printzen durch blosse Geberden einen Schre-

cken
Q 5

Erſtes Buch.
hingehen laſſen: als waͤre er zugegen/ ſeines Prin-
tzen Ehre zu ſchuͤtzen/ und zu erweiſen/ daß ſeine
Sache gerecht ſey. So bald dieſes der Kaͤyſer
erfuhr/ ließ er meinem Printzen zuentbieten/ weil
der rechte Gegner nicht erſchiene/ ſo waͤre es dem-
nach gantz unnoͤthig/ ſich mit einem andern einzu-
laſſen. Welches aber mein Printz durchaus nicht
eingehen wolte/ ſondern vorwendete: Er wolte
des Kaͤyſers Hoheit und ſeine Ehre gegen iedwe-
den handhaben/ derowegen er in Unterthaͤnigkeit
baͤte/ ihm zu erlauben/ die Sache auszufuͤhren/
welches ihm endlich zugelaſſen ward: Und alſo
trat dieſer ſchwartze Ritter hinein/ welcher einen
Schild an den lincken Arm fuͤhrete/ womit ſich
mein Printz gantz haͤtte bedecken koͤnnen. Der
Sebel war gleichfalls von ſo ungleicher Laͤnge/
daß ſich mancher wuͤrde bedacht haben/ ehe er
ſeinem Feinde einen ſolchen Vorthel eingeraͤumet
haͤtte. Deſſen ungeachtet/ verließ ſich mein Printz
auff ſeine Hurtigkeit und gerechte Sache. Die-
ſem nach ſahe er ſeinen Feind mit einem ernſthaf-
ten Lachen uͤber zwerch an/ und nach dem er ver-
meynte/ daß es Zeit ſey/ ihn anzugreiffen/ gieng
er mit ſtarcken Schritten/ geraden leibe und fun-
ckenden Augen auf ihn loß/ und ſchlug dergeſtalt
auf ihn zu/ daß er bald ſeinen Fehler wegen Uber-
eylung merckete/ und ſich dannenhero in etwas zu-
ruͤcke zog. Jener hingegen veraͤnderte vor Zorn
ſeine gantze Geſtalt/ und ſtellete ſich/ als ob er mei-
nem Printzen durch bloſſe Geberden einen Schre-

cken
Q 5
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[249/0269] Erſtes Buch. hingehen laſſen: als waͤre er zugegen/ ſeines Prin- tzen Ehre zu ſchuͤtzen/ und zu erweiſen/ daß ſeine Sache gerecht ſey. So bald dieſes der Kaͤyſer erfuhr/ ließ er meinem Printzen zuentbieten/ weil der rechte Gegner nicht erſchiene/ ſo waͤre es dem- nach gantz unnoͤthig/ ſich mit einem andern einzu- laſſen. Welches aber mein Printz durchaus nicht eingehen wolte/ ſondern vorwendete: Er wolte des Kaͤyſers Hoheit und ſeine Ehre gegen iedwe- den handhaben/ derowegen er in Unterthaͤnigkeit baͤte/ ihm zu erlauben/ die Sache auszufuͤhren/ welches ihm endlich zugelaſſen ward: Und alſo trat dieſer ſchwartze Ritter hinein/ welcher einen Schild an den lincken Arm fuͤhrete/ womit ſich mein Printz gantz haͤtte bedecken koͤnnen. Der Sebel war gleichfalls von ſo ungleicher Laͤnge/ daß ſich mancher wuͤrde bedacht haben/ ehe er ſeinem Feinde einen ſolchen Vorthel eingeraͤumet haͤtte. Deſſen ungeachtet/ verließ ſich mein Printz auff ſeine Hurtigkeit und gerechte Sache. Die- ſem nach ſahe er ſeinen Feind mit einem ernſthaf- ten Lachen uͤber zwerch an/ und nach dem er ver- meynte/ daß es Zeit ſey/ ihn anzugreiffen/ gieng er mit ſtarcken Schritten/ geraden leibe und fun- ckenden Augen auf ihn loß/ und ſchlug dergeſtalt auf ihn zu/ daß er bald ſeinen Fehler wegen Uber- eylung merckete/ und ſich dannenhero in etwas zu- ruͤcke zog. Jener hingegen veraͤnderte vor Zorn ſeine gantze Geſtalt/ und ſtellete ſich/ als ob er mei- nem Printzen durch bloſſe Geberden einen Schre- cken Q 5

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/269>, abgerufen am 25.11.2024.