Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Asiatischen Banise.
tzung dienet/ wenn er siehet/ wie er uns auff das
empfindlichste gerühret habe. Zwar die Götter
haben denen Menschen eine sonderbare Liebe ge-
gen ihre Kinder eingepflantzet/ also daß ihnen
nichts empfindlichers/ als deren Verlust/ wieder-
fahren kan: Allein auch ein wildes Their greifft
den Räuber seiner Jungen behertzt an/ und ver-
säumt durch übrige Wehmuth keine Gelegenheit
sich zu rächen. so nehmen denn E. M. dero
gerechteste Waffen zur Hand/ als das beste Mit-
tel/ welches die Götter zur Rache geschaffen/ ver-
giessen statt übriger Thränen das schwartze Blut
der Feinde/ und ruhen nicht eher/ biß des Mörders
Kopff in einem Mörsel zerstossen/ und die verhaß-
ten Anstiffter dieser Mordthat denen Entseelten
ein blutiges Rach-Opffer seyn mögen. Ach trau-
tester Pantoja/ erwiederte der Käyser/ ihr habt
recht/ doch wie bald kan der fehlen/ welchen die
Götter nach eurem eignen Geständniß auff das
empfindlichste angreiffen. Hierdurch muß auch
ein Amboß/ geschweige ein menschliches Hertze
gekrümmet und weich gemacht werden/ wo der Un-
glücks-Hammer so gar harte hinschlägt. Die
Glut der Rache/ versetzte mein Printz/ kan alles
wieder gerade machen/ und diese Wunden kön-
nen nicht anders/ denn mit dem Blute des Tyran-
nen geheilet werden. Jch schwere es bey der e-
wigen Gottheit/ daß/ wo mir nicht durch einen
Fall das Leben verkürtzet wird/ ich dermaleinst
noch mit eigner Hand die grausamste Rache von

die-

Der Aſiatiſchen Baniſe.
tzung dienet/ wenn er ſiehet/ wie er uns auff das
empfindlichſte geruͤhret habe. Zwar die Goͤtter
haben denen Menſchen eine ſonderbare Liebe ge-
gen ihre Kinder eingepflantzet/ alſo daß ihnen
nichts empfindlichers/ als deren Verluſt/ wieder-
fahren kan: Allein auch ein wildes Their greifft
den Raͤuber ſeiner Jungen behertzt an/ und ver-
ſaͤumt durch uͤbrige Wehmuth keine Gelegenheit
ſich zu raͤchen. ſo nehmen denn E. M. dero
gerechteſte Waffen zur Hand/ als das beſte Mit-
tel/ welches die Goͤtter zur Rache geſchaffen/ ver-
gieſſen ſtatt uͤbriger Thraͤnen das ſchwartze Blut
der Feinde/ und ruhen nicht eher/ biß des Moͤrders
Kopff in einem Moͤrſel zerſtoſſen/ und die verhaß-
ten Anſtiffter dieſer Mordthat denen Entſeelten
ein blutiges Rach-Opffer ſeyn moͤgen. Ach trau-
teſter Pantoja/ erwiederte der Kaͤyſer/ ihr habt
recht/ doch wie bald kan der fehlen/ welchen die
Goͤtter nach eurem eignen Geſtaͤndniß auff das
empfindlichſte angreiffen. Hierdurch muß auch
ein Amboß/ geſchweige ein menſchliches Hertze
gekruͤm̃et und weich gemacht werden/ wo der Un-
gluͤcks-Hammer ſo gar harte hinſchlaͤgt. Die
Glut der Rache/ verſetzte mein Printz/ kan alles
wieder gerade machen/ und dieſe Wunden koͤn-
nen nicht anders/ denn mit dem Blute des Tyran-
nen geheilet werden. Jch ſchwere es bey der e-
wigen Gottheit/ daß/ wo mir nicht durch einen
Fall das Leben verkuͤrtzet wird/ ich dermaleinſt
noch mit eigner Hand die grauſamſte Rache von

die-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0262" n="242"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der A&#x017F;iati&#x017F;chen Bani&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
tzung dienet/ wenn er &#x017F;iehet/ wie er uns auff das<lb/>
empfindlich&#x017F;te geru&#x0364;hret habe. Zwar die Go&#x0364;tter<lb/>
haben denen Men&#x017F;chen eine &#x017F;onderbare Liebe ge-<lb/>
gen ihre Kinder eingepflantzet/ al&#x017F;o daß ihnen<lb/>
nichts empfindlichers/ als deren Verlu&#x017F;t/ wieder-<lb/>
fahren kan: Allein auch ein wildes Their greifft<lb/>
den Ra&#x0364;uber &#x017F;einer Jungen behertzt an/ und ver-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umt durch u&#x0364;brige Wehmuth keine Gelegenheit<lb/>
&#x017F;ich zu ra&#x0364;chen. &#x017F;o nehmen denn E. M. dero<lb/>
gerechte&#x017F;te Waffen zur Hand/ als das be&#x017F;te Mit-<lb/>
tel/ welches die Go&#x0364;tter zur Rache ge&#x017F;chaffen/ ver-<lb/>
gie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tatt u&#x0364;briger Thra&#x0364;nen das &#x017F;chwartze Blut<lb/>
der Feinde/ und ruhen nicht eher/ biß des Mo&#x0364;rders<lb/>
Kopff in einem Mo&#x0364;r&#x017F;el zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und die verhaß-<lb/>
ten An&#x017F;tiffter die&#x017F;er Mordthat denen Ent&#x017F;eelten<lb/>
ein blutiges Rach-Opffer &#x017F;eyn mo&#x0364;gen. Ach trau-<lb/>
te&#x017F;ter Pantoja/ erwiederte der Ka&#x0364;y&#x017F;er/ ihr habt<lb/>
recht/ doch wie bald kan der fehlen/ welchen die<lb/>
Go&#x0364;tter nach eurem eignen Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß auff das<lb/>
empfindlich&#x017F;te angreiffen. Hierdurch muß auch<lb/>
ein Amboß/ ge&#x017F;chweige ein men&#x017F;chliches Hertze<lb/>
gekru&#x0364;m&#x0303;et und weich gemacht werden/ wo der Un-<lb/>
glu&#x0364;cks-Hammer &#x017F;o gar harte hin&#x017F;chla&#x0364;gt. Die<lb/>
Glut der Rache/ ver&#x017F;etzte mein Printz/ kan alles<lb/>
wieder gerade machen/ und die&#x017F;e Wunden ko&#x0364;n-<lb/>
nen nicht anders/ denn mit dem Blute des Tyran-<lb/>
nen geheilet werden. Jch &#x017F;chwere es bey der e-<lb/>
wigen Gottheit/ daß/ wo mir nicht durch einen<lb/>
Fall das Leben verku&#x0364;rtzet wird/ ich dermalein&#x017F;t<lb/>
noch mit eigner Hand die grau&#x017F;am&#x017F;te Rache von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0262] Der Aſiatiſchen Baniſe. tzung dienet/ wenn er ſiehet/ wie er uns auff das empfindlichſte geruͤhret habe. Zwar die Goͤtter haben denen Menſchen eine ſonderbare Liebe ge- gen ihre Kinder eingepflantzet/ alſo daß ihnen nichts empfindlichers/ als deren Verluſt/ wieder- fahren kan: Allein auch ein wildes Their greifft den Raͤuber ſeiner Jungen behertzt an/ und ver- ſaͤumt durch uͤbrige Wehmuth keine Gelegenheit ſich zu raͤchen. ſo nehmen denn E. M. dero gerechteſte Waffen zur Hand/ als das beſte Mit- tel/ welches die Goͤtter zur Rache geſchaffen/ ver- gieſſen ſtatt uͤbriger Thraͤnen das ſchwartze Blut der Feinde/ und ruhen nicht eher/ biß des Moͤrders Kopff in einem Moͤrſel zerſtoſſen/ und die verhaß- ten Anſtiffter dieſer Mordthat denen Entſeelten ein blutiges Rach-Opffer ſeyn moͤgen. Ach trau- teſter Pantoja/ erwiederte der Kaͤyſer/ ihr habt recht/ doch wie bald kan der fehlen/ welchen die Goͤtter nach eurem eignen Geſtaͤndniß auff das empfindlichſte angreiffen. Hierdurch muß auch ein Amboß/ geſchweige ein menſchliches Hertze gekruͤm̃et und weich gemacht werden/ wo der Un- gluͤcks-Hammer ſo gar harte hinſchlaͤgt. Die Glut der Rache/ verſetzte mein Printz/ kan alles wieder gerade machen/ und dieſe Wunden koͤn- nen nicht anders/ denn mit dem Blute des Tyran- nen geheilet werden. Jch ſchwere es bey der e- wigen Gottheit/ daß/ wo mir nicht durch einen Fall das Leben verkuͤrtzet wird/ ich dermaleinſt noch mit eigner Hand die grauſamſte Rache von die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/262
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/262>, abgerufen am 25.11.2024.