Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
welches endlich in eine Verbitterung und Auff-
ruhr ausschlagen wolte/ indem Chambainha/ der
ein Sohn und rechtmäßiger Erb-Printz des Rei-
ches Brama war/ dessen Herr Vater nach eignem
hohen Bewust durch des Tyrannen vorigen Bru-
der/ den Xenimbrum gleichfalls des Reiches und
Lebens beraubet worden; Derowegen wachte
die alte und natürliche Liebe der Bramaner gegen
ihren rechtmäßigen Herrn in etwas wiederum
auf/ und ließ es sich allerdings zu einem gefährli-
chen Aufruhr an. Hierzu halff nicht wenig das
grausame Zeter- und Klag-Geschrey der unglaub-
lichen zuschauenden Menge/ wovon auch die Erde
erzitterte/ und kam es so weit/ daß hundert und
zwantzig tausend Mann ins Feld rückten/ und sich
der Tyrann in die Burg begeben muste; wie-
wohl dieser löbliche Eyffer bald wiederum erkalte-
te/ und mit der einbrechenden Nacht gäntzlich ge-
stillet ward. Unter diesem schändlich-erwürgeten
Frauenzimmer sind drey Jungsern gewesen/ die
das Mord-Kind vorhin zu heyrathen begehret
gehabt; weil er aber damals noch in dem Gräfl.
Stande von ihren Eltern abschlägige Antwort
bekommen/ hat er seine grausame Liebe mit dem
Stricke gerochen.

Zu Verhütung aber ferneren Auffstandes ließ
der tückische Hund dem gefangenen Könige noch
in derselbigen Nacht einen schweren Stein an den
Hals hencken/ und in das tieffe Meer werffen/ in
welcher jämmerlichen Todes-Art ihm noch sech-

zig

Erſtes Buch.
welches endlich in eine Verbitterung und Auff-
ruhr ausſchlagen wolte/ indem Chambainha/ der
ein Sohn und rechtmaͤßiger Erb-Printz des Rei-
ches Brama war/ deſſen Herr Vater nach eignem
hohen Bewuſt durch des Tyrannen vorigen Bru-
der/ den Xenimbrum gleichfalls des Reiches und
Lebens beraubet worden; Derowegen wachte
die alte und natuͤrliche Liebe der Bramaner gegen
ihren rechtmaͤßigen Herrn in etwas wiederum
auf/ und ließ es ſich allerdings zu einem gefaͤhrli-
chen Aufruhr an. Hierzu halff nicht wenig das
grauſame Zeter- und Klag-Geſchrey der unglaub-
lichen zuſchauenden Menge/ wovon auch die Erde
erzitterte/ und kam es ſo weit/ daß hundert und
zwantzig tauſend Mann ins Feld ruͤckten/ und ſich
der Tyrann in die Burg begeben muſte; wie-
wohl dieſer loͤbliche Eyffer bald wiederum erkalte-
te/ und mit der einbrechenden Nacht gaͤntzlich ge-
ſtillet ward. Unter dieſem ſchaͤndlich-erwuͤrgeten
Frauenzimmer ſind drey Jungſern geweſen/ die
das Mord-Kind vorhin zu heyrathen begehret
gehabt; weil er aber damals noch in dem Graͤfl.
Stande von ihren Eltern abſchlaͤgige Antwort
bekommen/ hat er ſeine grauſame Liebe mit dem
Stricke gerochen.

Zu Verhuͤtung aber ferneren Auffſtandes ließ
der tuͤckiſche Hund dem gefangenen Koͤnige noch
in derſelbigen Nacht einen ſchweren Stein an den
Hals hencken/ und in das tieffe Meer werffen/ in
welcher jaͤmmerlichen Todes-Art ihm noch ſech-

zig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0259" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
welches endlich in eine Verbitterung und Auff-<lb/>
ruhr aus&#x017F;chlagen wolte/ indem Chambainha/ der<lb/>
ein Sohn und rechtma&#x0364;ßiger Erb-Printz des Rei-<lb/>
ches Brama war/ de&#x017F;&#x017F;en Herr Vater nach eignem<lb/>
hohen Bewu&#x017F;t durch des Tyrannen vorigen Bru-<lb/>
der/ den Xenimbrum gleichfalls des Reiches und<lb/>
Lebens beraubet worden; Derowegen wachte<lb/>
die alte und natu&#x0364;rliche Liebe der Bramaner gegen<lb/>
ihren rechtma&#x0364;ßigen Herrn in etwas wiederum<lb/>
auf/ und ließ es &#x017F;ich allerdings zu einem gefa&#x0364;hrli-<lb/>
chen Aufruhr an. Hierzu halff nicht wenig das<lb/>
grau&#x017F;ame Zeter- und Klag-Ge&#x017F;chrey der unglaub-<lb/>
lichen zu&#x017F;chauenden Menge/ wovon auch die Erde<lb/>
erzitterte/ und kam es &#x017F;o weit/ daß hundert und<lb/>
zwantzig tau&#x017F;end Mann ins Feld ru&#x0364;ckten/ und &#x017F;ich<lb/>
der Tyrann in die Burg begeben mu&#x017F;te; wie-<lb/>
wohl die&#x017F;er lo&#x0364;bliche Eyffer bald wiederum erkalte-<lb/>
te/ und mit der einbrechenden Nacht ga&#x0364;ntzlich ge-<lb/>
&#x017F;tillet ward. Unter die&#x017F;em &#x017F;cha&#x0364;ndlich-erwu&#x0364;rgeten<lb/>
Frauenzimmer &#x017F;ind drey Jung&#x017F;ern gewe&#x017F;en/ die<lb/>
das Mord-Kind vorhin zu heyrathen begehret<lb/>
gehabt; weil er aber damals noch in dem Gra&#x0364;fl.<lb/>
Stande von ihren Eltern ab&#x017F;chla&#x0364;gige Antwort<lb/>
bekommen/ hat er &#x017F;eine grau&#x017F;ame Liebe mit dem<lb/>
Stricke gerochen.</p><lb/>
          <p>Zu Verhu&#x0364;tung aber ferneren Auff&#x017F;tandes ließ<lb/>
der tu&#x0364;cki&#x017F;che Hund dem gefangenen Ko&#x0364;nige noch<lb/>
in der&#x017F;elbigen Nacht einen &#x017F;chweren Stein an den<lb/>
Hals hencken/ und in das tieffe Meer werffen/ in<lb/>
welcher ja&#x0364;mmerlichen Todes-Art ihm noch &#x017F;ech-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0259] Erſtes Buch. welches endlich in eine Verbitterung und Auff- ruhr ausſchlagen wolte/ indem Chambainha/ der ein Sohn und rechtmaͤßiger Erb-Printz des Rei- ches Brama war/ deſſen Herr Vater nach eignem hohen Bewuſt durch des Tyrannen vorigen Bru- der/ den Xenimbrum gleichfalls des Reiches und Lebens beraubet worden; Derowegen wachte die alte und natuͤrliche Liebe der Bramaner gegen ihren rechtmaͤßigen Herrn in etwas wiederum auf/ und ließ es ſich allerdings zu einem gefaͤhrli- chen Aufruhr an. Hierzu halff nicht wenig das grauſame Zeter- und Klag-Geſchrey der unglaub- lichen zuſchauenden Menge/ wovon auch die Erde erzitterte/ und kam es ſo weit/ daß hundert und zwantzig tauſend Mann ins Feld ruͤckten/ und ſich der Tyrann in die Burg begeben muſte; wie- wohl dieſer loͤbliche Eyffer bald wiederum erkalte- te/ und mit der einbrechenden Nacht gaͤntzlich ge- ſtillet ward. Unter dieſem ſchaͤndlich-erwuͤrgeten Frauenzimmer ſind drey Jungſern geweſen/ die das Mord-Kind vorhin zu heyrathen begehret gehabt; weil er aber damals noch in dem Graͤfl. Stande von ihren Eltern abſchlaͤgige Antwort bekommen/ hat er ſeine grauſame Liebe mit dem Stricke gerochen. Zu Verhuͤtung aber ferneren Auffſtandes ließ der tuͤckiſche Hund dem gefangenen Koͤnige noch in derſelbigen Nacht einen ſchweren Stein an den Hals hencken/ und in das tieffe Meer werffen/ in welcher jaͤmmerlichen Todes-Art ihm noch ſech- zig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/259
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/259>, abgerufen am 16.07.2024.