Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. den mit kostbaren Tapeten belegten Boden zurTaffel gesetzet/ und zwar oben der Käyser/ ei- nige Schritte von dessen lincken Hand saß die Princeßin Banise/ neben ihr aber wurde doch Za- rang gesetzt/ um/ meines Erachtens/ ihn nicht all- zu sehr vor den Kopff zu stossen/ welche beliebte Stelle er auch mit sonderbarem Hochmuth ein- nahm/ und meinem Printzen nichts als verächtli- che und saure Blicke mittheilte. Zur rechten Hand des Käysers wurde der Cron-Printz Xe- min/ neben den die Princeßin Savady/ und alsdenn mein Printz gesetzet/ welchen auff beyden Seiten eine ziemliche Reyhe der vornehmsten Herren folgeten. Ob ich nun zwar auch an diese Taffel genöthiget wurde/ so wolte doch ich lieber meinem Printz aufwarten/ um desto genauer al- les zu bemercken/ welches mir endlich zugelassen ward. Bey dieser Mahlzeit nun wurde die herr- lichste Music gehöret/ welche sich Chor-weise an unterschiedenen Ecken vernehmen ließ: So stel- leten sich auch nach hiesiger Landes-Art unter- schiedene Täntzerinnen und Possen-Spieler ein/ damit alle Sinnen wohl ergötzet würden. Der Schirasser Wein/ welcher jährlich in ziemlicher Menge aus Persien nach Hofe verschrieben wird/ gienge ziemlich starck herum/ und erhitzte so wohl die Köpffe/ als die Gemüther. Es war aber nichts geschäfftiger/ als die Augen der schönsten Banisen und meines Printzen/ welche einander unzehlich mal im Anschauen begegneten/ und sich hier-
Der Aſiatiſchen Baniſe. den mit koſtbaren Tapeten belegten Boden zurTaffel geſetzet/ und zwar oben der Kaͤyſer/ ei- nige Schritte von deſſen lincken Hand ſaß die Princeßin Baniſe/ neben ihr aber wurde doch Za- rang geſetzt/ um/ meines Erachtens/ ihn nicht all- zu ſehr vor den Kopff zu ſtoſſen/ welche beliebte Stelle er auch mit ſonderbarem Hochmuth ein- nahm/ und meinem Printzen nichts als veraͤchtli- che und ſaure Blicke mittheilte. Zur rechten Hand des Kaͤyſers wurde der Cron-Printz Xe- min/ neben den die Princeßin Savady/ und alsdenn mein Printz geſetzet/ welchen auff beyden Seiten eine ziemliche Reyhe der vornehmſten Herren folgeten. Ob ich nun zwar auch an dieſe Taffel genoͤthiget wurde/ ſo wolte doch ich lieber meinem Printz aufwarten/ um deſto genauer al- les zu bemercken/ welches mir endlich zugelaſſen ward. Bey dieſer Mahlzeit nun wurde die herr- lichſte Muſic gehoͤret/ welche ſich Chor-weiſe an unterſchiedenen Ecken vernehmen ließ: So ſtel- leten ſich auch nach hieſiger Landes-Art unter- ſchiedene Taͤntzerinnen und Poſſen-Spieler ein/ damit alle Sinnen wohl ergoͤtzet wuͤrden. Der Schiraſſer Wein/ welcher jaͤhrlich in ziemlicher Menge aus Perſien nach Hofe verſchrieben wird/ gienge ziemlich ſtarck herum/ und erhitzte ſo wohl die Koͤpffe/ als die Gemuͤther. Es war aber nichts geſchaͤfftiger/ als die Augen der ſchoͤnſten Baniſen und meines Printzen/ welche einander unzehlich mal im Anſchauen begegneten/ und ſich hier-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
den mit koſtbaren Tapeten belegten Boden zur
Taffel geſetzet/ und zwar oben der Kaͤyſer/ ei-
nige Schritte von deſſen lincken Hand ſaß die
Princeßin Baniſe/ neben ihr aber wurde doch Za-
rang geſetzt/ um/ meines Erachtens/ ihn nicht all-
zu ſehr vor den Kopff zu ſtoſſen/ welche beliebte
Stelle er auch mit ſonderbarem Hochmuth ein-
nahm/ und meinem Printzen nichts als veraͤchtli-
che und ſaure Blicke mittheilte. Zur rechten
Hand des Kaͤyſers wurde der Cron-Printz Xe-
min/ neben den die Princeßin Savady/ und
alsdenn mein Printz geſetzet/ welchen auff beyden
Seiten eine ziemliche Reyhe der vornehmſten
Herren folgeten. Ob ich nun zwar auch an dieſe
Taffel genoͤthiget wurde/ ſo wolte doch ich lieber
meinem Printz aufwarten/ um deſto genauer al-
les zu bemercken/ welches mir endlich zugelaſſen
ward. Bey dieſer Mahlzeit nun wurde die herr-
lichſte Muſic gehoͤret/ welche ſich Chor-weiſe an
unterſchiedenen Ecken vernehmen ließ: So ſtel-
leten ſich auch nach hieſiger Landes-Art unter-
ſchiedene Taͤntzerinnen und Poſſen-Spieler ein/
damit alle Sinnen wohl ergoͤtzet wuͤrden. Der
Schiraſſer Wein/ welcher jaͤhrlich in ziemlicher
Menge aus Perſien nach Hofe verſchrieben wird/
gienge ziemlich ſtarck herum/ und erhitzte ſo wohl
die Koͤpffe/ als die Gemuͤther. Es war aber
nichts geſchaͤfftiger/ als die Augen der ſchoͤnſten
Baniſen und meines Printzen/ welche einander
unzehlich mal im Anſchauen begegneten/ und ſich
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/244>, abgerufen am 17.07.2024. |