Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. Wette renneten/ da denn ein ieder selb-anderdas Ruder regieren muste. Wer nun zum er- sten an den Pallast unter des Käysers Fenster kam/ der trug den Preiß davon/ und bekam von der Princeßin Banise einen güldenen Krantz/ die nechsten aber einen silbernen/ und so fort an. Wel- che aber zurücke blieben/ die wurden ziemlich durchgezogen/ der letzte aber hatte von dem sämt- lichen Frauenzimmer ein blosses Tuch zu gewar- ten. Solchen güldenen Krantz von der schönen Princeßin Hand zu erlangen/ bewegte meinen Printz/ daß er sich untersieng/ diesem Wettstreite beyzuwohnen/ welches dem Käyser sehr wohl gefiel/ und dannenhero die andern Printzen ihm nachfolgeten/ deren ieder sich ein Schiff erwehle- te. Mein Printz nahm mich zu sich/ und ermah- nete mich zu euserster Darstreckung meiner Kräff- te/ mit Versprechen dreyßig Bizen Goldes/ wo wir den Preiß erlangten: Und legte er einen an- dern Rock an/ ich aber warf meinen gar weg/ um desto geschickter zum Rudern zu seyn. Als wir uns nun alle zu Schiffe begeben/ und eine gleiche Linie qver über den Strom gemacht hatten/ wur- de das Zeichen mit 24. silbernen Trompeten ge- geben. Was nun da vor eine ängstliche Bemü- hung auf allen Seiten zu sehen war/ solches ist unbeschreiblich/ wiewohl mich meine hefftige Ar- beit nicht viel umsehen ließ. Ob uns nun zwart et- liche Schiffe fast bey zwanzig Schritten zuvor ge- kommen waren/ so schickten es doch die gütigen Göt-
Erſtes Buch. Wette renneten/ da denn ein ieder ſelb-anderdas Ruder regieren muſte. Wer nun zum er- ſten an den Pallaſt unter des Kaͤyſers Fenſter kam/ der trug den Preiß davon/ und bekam von der Princeßin Baniſe einen guͤldenen Krantz/ die nechſten aber einen ſilbeꝛnen/ und ſo fort an. Wel- che aber zuruͤcke blieben/ die wurden ziemlich durchgezogen/ der letzte aber hatte von dem ſaͤmt- lichen Frauenzimmer ein bloſſes Tuch zu gewar- ten. Solchen guͤldenen Krantz von der ſchoͤnen Princeßin Hand zu erlangen/ bewegte meinen Printz/ daß er ſich unterſieng/ dieſem Wettſtreite beyzuwohnen/ welches dem Kaͤyſer ſehr wohl gefiel/ und dannenhero die andern Printzen ihm nachfolgeten/ deren ieder ſich ein Schiff erwehle- te. Mein Printz nahm mich zu ſich/ und ermah- nete mich zu euſerſter Darſtreckung meiner Kraͤff- te/ mit Verſprechen dreyßig Bizen Goldes/ wo wir den Preiß erlangten: Und legte er einen an- dern Rock an/ ich aber warf meinen gar weg/ um deſto geſchickter zum Rudern zu ſeyn. Als wir uns nun alle zu Schiffe begeben/ und eine gleiche Linie qver uͤber den Strom gemacht hatten/ wur- de das Zeichen mit 24. ſilbernen Trompeten ge- geben. Was nun da vor eine aͤngſtliche Bemuͤ- hung auf allen Seiten zu ſehen war/ ſolches iſt unbeſchreiblich/ wiewohl mich meine hefftige Ar- beit nicht viel umſehen ließ. Ob uns nun zwart et- liche Schiffe faſt bey zwanzig Schritten zuvor ge- kommen waren/ ſo ſchickten es doch die guͤtigen Goͤt-
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Erſtes Buch.
Wette renneten/ da denn ein ieder ſelb-ander
das Ruder regieren muſte. Wer nun zum er-
ſten an den Pallaſt unter des Kaͤyſers Fenſter
kam/ der trug den Preiß davon/ und bekam von
der Princeßin Baniſe einen guͤldenen Krantz/ die
nechſten aber einen ſilbeꝛnen/ und ſo fort an. Wel-
che aber zuruͤcke blieben/ die wurden ziemlich
durchgezogen/ der letzte aber hatte von dem ſaͤmt-
lichen Frauenzimmer ein bloſſes Tuch zu gewar-
ten. Solchen guͤldenen Krantz von der ſchoͤnen
Princeßin Hand zu erlangen/ bewegte meinen
Printz/ daß er ſich unterſieng/ dieſem Wettſtreite
beyzuwohnen/ welches dem Kaͤyſer ſehr wohl
gefiel/ und dannenhero die andern Printzen ihm
nachfolgeten/ deren ieder ſich ein Schiff erwehle-
te. Mein Printz nahm mich zu ſich/ und ermah-
nete mich zu euſerſter Darſtreckung meiner Kraͤff-
te/ mit Verſprechen dreyßig Bizen Goldes/ wo
wir den Preiß erlangten: Und legte er einen an-
dern Rock an/ ich aber warf meinen gar weg/ um
deſto geſchickter zum Rudern zu ſeyn. Als wir
uns nun alle zu Schiffe begeben/ und eine gleiche
Linie qver uͤber den Strom gemacht hatten/ wur-
de das Zeichen mit 24. ſilbernen Trompeten ge-
geben. Was nun da vor eine aͤngſtliche Bemuͤ-
hung auf allen Seiten zu ſehen war/ ſolches iſt
unbeſchreiblich/ wiewohl mich meine hefftige Ar-
beit nicht viel umſehen ließ. Ob uns nun zwart et-
liche Schiffe faſt bey zwanzig Schritten zuvor ge-
kommen waren/ ſo ſchickten es doch die guͤtigen
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/241>, abgerufen am 17.07.2024. |