Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
konte man gleichfals vor den häuffigen Diaman-
ten fast nicht erkennen/ von was vor Materie das
Gefäß und die Scheide gemacht wäre: also daß
dieser Königl. Schmuck meinen Printzen sattsam
verrieth/ er sey etwas höhers/ als eines kleinen Kö-
nigs aus Tannassery Sohn. Jn solcher Pracht
setzten wir uns zu Pferde/ und begaben uns vor
die Stadt/ alda an dem Flusse des Käysers zu er-
warten/ und dessen prächtigen Auffzug anzuse-
hen. Was hier vor ein Zulauff des Volckes
war/ als wir durch die Stadt ritten/ ist nicht zu be-
schreiben/ und konte ich mir einbilden/ daß dieses
Volck entweder mich oder meinen Printzen be-
wunderten. Als wir nun eine halbe Stunde
vor der Stadt bey dem Flusse angelanget waren/
sahen wir ein groß Theil des Wassers mit kleinen
Schiffen bedecket/ welche meistentheils vergoldet/
und mit vielen bunten Flaggen und Segeln von
Atlaß gezieret waren/ das denn ein vortrefflich
schönes Ansehen machte/ indem zugleich die Son-
ne diesen Aufzug mit anschaute. Vor allen an-
dern fiel das grosse Königs-Schiff in die Augen/
welches des Käysers Herr Vater noch hatte ma-
chen lassen. Dieses war aus- und inwendig
reichlich und starck vergoldet/ und mit so vielen
künstlichen Blum- und Schnitzwercke ausgezie-
ret/ daß wir uns nicht gnugsam darüber verwun-
dern konten. Die Segel waren von roth- und
gelben Damast/ alle Stricke aber von rother Sei-
de mit Golde durchflochten. Es war ziemlich

lang
O 4

Erſtes Buch.
konte man gleichfals vor den haͤuffigen Diaman-
ten faſt nicht erkennen/ von was vor Materie das
Gefaͤß und die Scheide gemacht waͤre: alſo daß
dieſer Koͤnigl. Schmuck meinen Printzen ſattſam
verrieth/ er ſey etwas hoͤhers/ als eines kleinen Koͤ-
nigs aus Tannaſſery Sohn. Jn ſolcher Pracht
ſetzten wir uns zu Pferde/ und begaben uns vor
die Stadt/ alda an dem Fluſſe des Kaͤyſers zu er-
warten/ und deſſen praͤchtigen Auffzug anzuſe-
hen. Was hier vor ein Zulauff des Volckes
war/ als wir durch die Stadt ritten/ iſt nicht zu be-
ſchreiben/ und konte ich mir einbilden/ daß dieſes
Volck entweder mich oder meinen Printzen be-
wunderten. Als wir nun eine halbe Stunde
vor der Stadt bey dem Fluſſe angelanget waren/
ſahen wir ein groß Theil des Waſſers mit kleinen
Schiffen bedecket/ welche meiſtentheils vergoldet/
und mit vielen bunten Flaggen und Segeln von
Atlaß gezieret waren/ das denn ein vortrefflich
ſchoͤnes Anſehen machte/ indem zugleich die Son-
ne dieſen Aufzug mit anſchaute. Vor allen an-
dern fiel das groſſe Koͤnigs-Schiff in die Augen/
welches des Kaͤyſers Herr Vater noch hatte ma-
chen laſſen. Dieſes war aus- und inwendig
reichlich und ſtarck vergoldet/ und mit ſo vielen
kuͤnſtlichen Blum- und Schnitzwercke ausgezie-
ret/ daß wir uns nicht gnugſam daruͤber verwun-
dern konten. Die Segel waren von roth- und
gelben Damaſt/ alle Stricke aber von rother Sei-
de mit Golde durchflochten. Es war ziemlich

lang
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0235" n="215"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
konte man gleichfals vor den ha&#x0364;uffigen Diaman-<lb/>
ten fa&#x017F;t nicht erkennen/ von was vor Materie das<lb/>
Gefa&#x0364;ß und die Scheide gemacht wa&#x0364;re: al&#x017F;o daß<lb/>
die&#x017F;er Ko&#x0364;nigl. Schmuck meinen Printzen &#x017F;att&#x017F;am<lb/>
verrieth/ er &#x017F;ey etwas ho&#x0364;hers/ als eines kleinen Ko&#x0364;-<lb/>
nigs aus Tanna&#x017F;&#x017F;ery Sohn. Jn &#x017F;olcher Pracht<lb/>
&#x017F;etzten wir uns zu Pferde/ und begaben uns vor<lb/>
die Stadt/ alda an dem Flu&#x017F;&#x017F;e des Ka&#x0364;y&#x017F;ers zu er-<lb/>
warten/ und de&#x017F;&#x017F;en pra&#x0364;chtigen Auffzug anzu&#x017F;e-<lb/>
hen. Was hier vor ein Zulauff des Volckes<lb/>
war/ als wir durch die Stadt ritten/ i&#x017F;t nicht zu be-<lb/>
&#x017F;chreiben/ und konte ich mir einbilden/ daß die&#x017F;es<lb/>
Volck entweder mich oder meinen Printzen be-<lb/>
wunderten. Als wir nun eine halbe Stunde<lb/>
vor der Stadt bey dem Flu&#x017F;&#x017F;e angelanget waren/<lb/>
&#x017F;ahen wir ein groß Theil des Wa&#x017F;&#x017F;ers mit kleinen<lb/>
Schiffen bedecket/ welche mei&#x017F;tentheils vergoldet/<lb/>
und mit vielen bunten Flaggen und Segeln von<lb/>
Atlaß gezieret waren/ das denn ein vortrefflich<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nes An&#x017F;ehen machte/ indem zugleich die Son-<lb/>
ne die&#x017F;en Aufzug mit an&#x017F;chaute. Vor allen an-<lb/>
dern fiel das gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nigs-Schiff in die Augen/<lb/>
welches des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Herr Vater noch hatte ma-<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;es war aus- und inwendig<lb/>
reichlich und &#x017F;tarck vergoldet/ und mit &#x017F;o vielen<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Blum- und Schnitzwercke ausgezie-<lb/>
ret/ daß wir uns nicht gnug&#x017F;am daru&#x0364;ber verwun-<lb/>
dern konten. Die Segel waren von roth- und<lb/>
gelben Dama&#x017F;t/ alle Stricke aber von rother Sei-<lb/>
de mit Golde durchflochten. Es war ziemlich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 4</fw><fw place="bottom" type="catch">lang</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0235] Erſtes Buch. konte man gleichfals vor den haͤuffigen Diaman- ten faſt nicht erkennen/ von was vor Materie das Gefaͤß und die Scheide gemacht waͤre: alſo daß dieſer Koͤnigl. Schmuck meinen Printzen ſattſam verrieth/ er ſey etwas hoͤhers/ als eines kleinen Koͤ- nigs aus Tannaſſery Sohn. Jn ſolcher Pracht ſetzten wir uns zu Pferde/ und begaben uns vor die Stadt/ alda an dem Fluſſe des Kaͤyſers zu er- warten/ und deſſen praͤchtigen Auffzug anzuſe- hen. Was hier vor ein Zulauff des Volckes war/ als wir durch die Stadt ritten/ iſt nicht zu be- ſchreiben/ und konte ich mir einbilden/ daß dieſes Volck entweder mich oder meinen Printzen be- wunderten. Als wir nun eine halbe Stunde vor der Stadt bey dem Fluſſe angelanget waren/ ſahen wir ein groß Theil des Waſſers mit kleinen Schiffen bedecket/ welche meiſtentheils vergoldet/ und mit vielen bunten Flaggen und Segeln von Atlaß gezieret waren/ das denn ein vortrefflich ſchoͤnes Anſehen machte/ indem zugleich die Son- ne dieſen Aufzug mit anſchaute. Vor allen an- dern fiel das groſſe Koͤnigs-Schiff in die Augen/ welches des Kaͤyſers Herr Vater noch hatte ma- chen laſſen. Dieſes war aus- und inwendig reichlich und ſtarck vergoldet/ und mit ſo vielen kuͤnſtlichen Blum- und Schnitzwercke ausgezie- ret/ daß wir uns nicht gnugſam daruͤber verwun- dern konten. Die Segel waren von roth- und gelben Damaſt/ alle Stricke aber von rother Sei- de mit Golde durchflochten. Es war ziemlich lang O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/235
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/235>, abgerufen am 22.11.2024.