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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
terley Gelegenheit zu reden fand/ unter andern
fragte sie nach meinem Printzen/ welchen ich in
Einsamkeit verlassen zu haben berichtete. Sie
fragte ferner/ ob mein Printz nicht ein Bildniß
vermissete? Hierüber erröthete ich/ und schwieg
stille. Sie aber fuhr fort/ und sagte: verberget
es nur nicht vor mir/ mein Engel: und bey diesen
Worten versetzte sie mir wieder einen solchen
Schmatz/ daß mir Hören/ Sehen und Riechen
vergieng/ und mir der balsamirte Geiffer ins
Maul lieff. Jch ließ es meinem Printzen zum
besten so dabey bewenden/ als ich sie ferner reden
hörte: Jch will es euch im Vertrauen/ doch bey
angelobten Stillschweigen/ vertrauen/ daß eine
von unsern Cammer-Jungfern im Grase ein
Bildniß einer schönen Princeßin gefunden/ dessen
Verlust sie alle euerm Herrn zuschreiben: dieses
Bildniß hat sie bald meiner Princeßin über-
bracht/ welche aus einiger dabey gestellten Schrifft
etwas anders von eurem Herrn urtheilet/ und da-
hero gerne Gewißheit davon haben möchte. Hier
raffte ich nun meinen Printz zusammen/ und
zwang mich euserst/ sie über Vermögen/ zu chares-
siren: ich nahm sie in die Arme/ und redete sie
gantz liebäuglende an: Allerschönster Engel!
sagte ich mit höchster Unwarheit/ ich erkenne die-
ses als eine Probe ungefärbter Liebe/ daß mich
mein Kind solcher Geheimnisse würdiget/ woran
mir und unserer Liebe viel gelegen ist: sie entdecke
mir doch ferner/ ob auch meinem Herrn einige

Ge-
O

Erſtes Buch.
terley Gelegenheit zu reden fand/ unter andern
fragte ſie nach meinem Printzen/ welchen ich in
Einſamkeit verlaſſen zu haben berichtete. Sie
fragte ferner/ ob mein Printz nicht ein Bildniß
vermiſſete? Hieruͤber erroͤthete ich/ und ſchwieg
ſtille. Sie aber fuhr fort/ und ſagte: verberget
es nur nicht vor mir/ mein Engel: und bey dieſen
Worten verſetzte ſie mir wieder einen ſolchen
Schmatz/ daß mir Hoͤren/ Sehen und Riechen
vergieng/ und mir der balſamirte Geiffer ins
Maul lieff. Jch ließ es meinem Printzen zum
beſten ſo dabey bewenden/ als ich ſie ferner reden
hoͤrte: Jch will es euch im Vertrauen/ doch bey
angelobten Stillſchweigen/ vertrauen/ daß eine
von unſern Cammer-Jungfern im Graſe ein
Bildniß einer ſchoͤnen Princeßin gefunden/ deſſen
Verluſt ſie alle euerm Herrn zuſchreiben: dieſes
Bildniß hat ſie bald meiner Princeßin uͤber-
bracht/ welche aus einiger dabey geſtelltẽ Schrifft
etwas anders von eurem Herrn urtheilet/ und da-
hero gerne Gewißheit davon haben moͤchte. Hier
raffte ich nun meinen Printz zuſammen/ und
zwang mich euſerſt/ ſie uͤber Vermoͤgen/ zu chareſ-
ſiren: ich nahm ſie in die Arme/ und redete ſie
gantz liebaͤuglende an: Allerſchoͤnſter Engel!
ſagte ich mit hoͤchſter Unwarheit/ ich erkenne die-
ſes als eine Probe ungefaͤrbter Liebe/ daß mich
mein Kind ſolcher Geheimniſſe wuͤrdiget/ woran
mir und unſerer Liebe viel gelegen iſt: ſie entdecke
mir doch ferner/ ob auch meinem Herrn einige

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[209/0229] Erſtes Buch. terley Gelegenheit zu reden fand/ unter andern fragte ſie nach meinem Printzen/ welchen ich in Einſamkeit verlaſſen zu haben berichtete. Sie fragte ferner/ ob mein Printz nicht ein Bildniß vermiſſete? Hieruͤber erroͤthete ich/ und ſchwieg ſtille. Sie aber fuhr fort/ und ſagte: verberget es nur nicht vor mir/ mein Engel: und bey dieſen Worten verſetzte ſie mir wieder einen ſolchen Schmatz/ daß mir Hoͤren/ Sehen und Riechen vergieng/ und mir der balſamirte Geiffer ins Maul lieff. Jch ließ es meinem Printzen zum beſten ſo dabey bewenden/ als ich ſie ferner reden hoͤrte: Jch will es euch im Vertrauen/ doch bey angelobten Stillſchweigen/ vertrauen/ daß eine von unſern Cammer-Jungfern im Graſe ein Bildniß einer ſchoͤnen Princeßin gefunden/ deſſen Verluſt ſie alle euerm Herrn zuſchreiben: dieſes Bildniß hat ſie bald meiner Princeßin uͤber- bracht/ welche aus einiger dabey geſtelltẽ Schrifft etwas anders von eurem Herrn urtheilet/ und da- hero gerne Gewißheit davon haben moͤchte. Hier raffte ich nun meinen Printz zuſammen/ und zwang mich euſerſt/ ſie uͤber Vermoͤgen/ zu chareſ- ſiren: ich nahm ſie in die Arme/ und redete ſie gantz liebaͤuglende an: Allerſchoͤnſter Engel! ſagte ich mit hoͤchſter Unwarheit/ ich erkenne die- ſes als eine Probe ungefaͤrbter Liebe/ daß mich mein Kind ſolcher Geheimniſſe wuͤrdiget/ woran mir und unſerer Liebe viel gelegen iſt: ſie entdecke mir doch ferner/ ob auch meinem Herrn einige Ge- O

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/229>, abgerufen am 24.11.2024.