Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Erstes Buch. sischen Sonnen-Vogel/ durch ein kostbares Klei-nod geheftet war/ auf sein Haupt: der rechten Brust hieng er der Princeßin von Saarady Bild- niß an/ und seinen mit Diamanten reichlich ver- setzten Sebel vermittelst einer güldenen Ketten um den Leib/ welches ihn dermassen ansehnlich mach- te/ daß es anders unmöglich war/ ein Frauenzim- mer muste sich in ihm verlieben. Hierauff ver- fügten wir uns nach dem Garten/ welcher zur Seiten des Schlosses/ und in drey Theile abge- theilet war. Die erste Abtheilung stellete einen gewaltig-schönen Baum-Garten vor/ welcher ei- nem anmuthigen Lustwalde nicht unähnlich war/ in dessen Mitten gab es einen Teich/ auf welchem Schwanen/ Reiher und Enten herum schwam- men. Die andere Abtheilung bestund in einem Zier-und Lust-Garten/ in demselben war alles anzutreffen/ was die Natur und Kunst hervor zu bringen fähig war. Hier sprang ein künstliches Wasser/ dort blühete ein rares Gewächse/ und war alles in so verwunderliche Ordnung einge- theilet/ daß ich nicht glaube/ daß seines gleichen in Asien mehr sey. Welches denn um so viel- mehr zu bejammern/ daß dieser herrliche und recht Königl. Lust-Garten sonder Zweiffel bey verwi- chenen allgemeinen Landverderben wird zerstöret worden seyn. Das dritte Theil dieses Gartens war mit einer hohen Mauer abgesondert/ hinter welchem einige fremde Thiere aufbehalten wur- den. Als wir nun den Baum-Garten betreten/ und
Erſtes Buch. ſiſchen Sonnen-Vogel/ durch ein koſtbares Klei-nod geheftet war/ auf ſein Haupt: der rechten Bruſt hieng er der Princeßin von Saarady Bild- niß an/ und ſeinen mit Diamanten reichlich ver- ſetzten Sebel vermittelſt einer guͤldenen Ketten um den Leib/ welches ihn dermaſſen anſehnlich mach- te/ daß es anders unmoͤglich war/ ein Frauenzim- mer muſte ſich in ihm verlieben. Hierauff ver- fuͤgten wir uns nach dem Garten/ welcher zur Seiten des Schloſſes/ und in drey Theile abge- theilet war. Die erſte Abtheilung ſtellete einen gewaltig-ſchoͤnen Baum-Garten vor/ welcher ei- nem anmuthigen Luſtwalde nicht unaͤhnlich war/ in deſſen Mitten gab es einen Teich/ auf welchem Schwanen/ Reiher und Enten herum ſchwam- men. Die andere Abtheilung beſtund in einem Zier-und Luſt-Garten/ in demſelben war alles anzutreffen/ was die Natur und Kunſt hervor zu bringen faͤhig war. Hier ſprang ein kuͤnſtliches Waſſer/ dort bluͤhete ein rares Gewaͤchſe/ und war alles in ſo verwunderliche Ordnung einge- theilet/ daß ich nicht glaube/ daß ſeines gleichen in Aſien mehr ſey. Welches denn um ſo viel- mehr zu bejam̃ern/ daß dieſer herrliche und recht Koͤnigl. Luſt-Garten ſonder Zweiffel bey verwi- chenen allgemeinen Landverderben wird zerſtoͤret worden ſeyn. Das dritte Theil dieſes Gartens war mit einer hohen Mauer abgeſondert/ hinter welchem einige fremde Thiere aufbehalten wur- den. Als wir nun den Baum-Garten betreten/ und
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Erſtes Buch.
ſiſchen Sonnen-Vogel/ durch ein koſtbares Klei-
nod geheftet war/ auf ſein Haupt: der rechten
Bruſt hieng er der Princeßin von Saarady Bild-
niß an/ und ſeinen mit Diamanten reichlich ver-
ſetzten Sebel vermittelſt einer guͤldenen Ketten um
den Leib/ welches ihn dermaſſen anſehnlich mach-
te/ daß es anders unmoͤglich war/ ein Frauenzim-
mer muſte ſich in ihm verlieben. Hierauff ver-
fuͤgten wir uns nach dem Garten/ welcher zur
Seiten des Schloſſes/ und in drey Theile abge-
theilet war. Die erſte Abtheilung ſtellete einen
gewaltig-ſchoͤnen Baum-Garten vor/ welcher ei-
nem anmuthigen Luſtwalde nicht unaͤhnlich war/
in deſſen Mitten gab es einen Teich/ auf welchem
Schwanen/ Reiher und Enten herum ſchwam-
men. Die andere Abtheilung beſtund in einem
Zier-und Luſt-Garten/ in demſelben war alles
anzutreffen/ was die Natur und Kunſt hervor zu
bringen faͤhig war. Hier ſprang ein kuͤnſtliches
Waſſer/ dort bluͤhete ein rares Gewaͤchſe/ und
war alles in ſo verwunderliche Ordnung einge-
theilet/ daß ich nicht glaube/ daß ſeines gleichen
in Aſien mehr ſey. Welches denn um ſo viel-
mehr zu bejam̃ern/ daß dieſer herrliche und recht
Koͤnigl. Luſt-Garten ſonder Zweiffel bey verwi-
chenen allgemeinen Landverderben wird zerſtoͤret
worden ſeyn. Das dritte Theil dieſes Gartens
war mit einer hohen Mauer abgeſondert/ hinter
welchem einige fremde Thiere aufbehalten wur-
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