Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. ein sonderbahres Geheimniß. Denn erwehn-ter Printz hat sich in die Princeßin von Saava- dy unsterblich verliebet/ und gehet mit dem festen Vorsatz schwanger/ sie dermaleins auff den Thron von Pegu neben sich zu setzen/ welchem aber der Wille des Herrn Vaters durchaus nicht beypflichtet/ weil sie vors erste eine Vasallin von Pegu ist/ vors andere/ sich Pegu mit Siam durch eine Heyrath des Printzens mit der Princeßin Fylane verbinden soll. Dieses gedencket nun der Käyser klüglich hintertrieben zu haben/ wenn er die Princeßin von Saavady anderwerts ver- mählet/ und dem Sohne alle Hofnung/ sie zu er- langen/ raubet. Wie/ fragte mein Printz/ solte sie wohl so thörlich handeln/ und den Thron von Pegu ausschlagen? Warum stellet sie sich denn so betrübt an/ da sie weder mich noch den Verlust des Printzen von Pegu beweinet? Die Gemü- ther der Menschen/ erwiederte Talemon/ sind un- terschiedlich/ indem manches die Liebe Cron und Thron vorzeucht. Und dieses thut fast die Prin- ceßin von Saavady/ indem sie sich vergnügter einbildet/ den geringen Thron von Tangu zu be- sitzen/ weil die Person des Printzen Zarang ihre Augen und Hertz dermassen eingenommen/ daß sich auch die gantze Welt vergebens bemühen würde sie von dieser Liebe abzuziehen. Wiewohl ihre Unempfindligkeit gegen dem Xemin sattsam gerochen wird/ indem sie gleichfals von dem Za- rang keiner Gegen-Liebe gewürdiget wird. Und was
Der Aſiatiſchen Baniſe. ein ſonderbahres Geheimniß. Denn erwehn-ter Printz hat ſich in die Princeßin von Saava- dy unſterblich verliebet/ und gehet mit dem feſten Vorſatz ſchwanger/ ſie dermaleins auff den Thron von Pegu neben ſich zu ſetzen/ welchem aber der Wille des Herrn Vaters durchaus nicht beypflichtet/ weil ſie vors erſte eine Vaſallin von Pegu iſt/ vors andere/ ſich Pegu mit Siam durch eine Heyrath des Printzens mit der Princeßin Fylane verbinden ſoll. Dieſes gedencket nun der Kaͤyſer kluͤglich hintertrieben zu haben/ wenn er die Princeßin von Saavady anderwerts ver- maͤhlet/ und dem Sohne alle Hofnung/ ſie zu er- langen/ raubet. Wie/ fragte mein Printz/ ſolte ſie wohl ſo thoͤrlich handeln/ und den Thron von Pegu ausſchlagen? Warum ſtellet ſie ſich denn ſo betruͤbt an/ da ſie weder mich noch den Verluſt des Printzen von Pegu beweinet? Die Gemuͤ- ther der Menſchen/ erwiederte Talemon/ ſind un- terſchiedlich/ indem manches die Liebe Cron und Thron vorzeucht. Und dieſes thut faſt die Prin- ceßin von Saavady/ indem ſie ſich vergnuͤgter einbildet/ den geringen Thron von Tangu zu be- ſitzen/ weil die Perſon des Printzen Zarang ihre Augen und Hertz dermaſſen eingenommen/ daß ſich auch die gantze Welt vergebens bemuͤhen wuͤrde ſie von dieſer Liebe abzuziehen. Wiewohl ihre Unempfindligkeit gegen dem Xemin ſattſam gerochen wird/ indem ſie gleichfals von dem Za- rang keiner Gegen-Liebe gewuͤrdiget wird. Und was
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
ein ſonderbahres Geheimniß. Denn erwehn-
ter Printz hat ſich in die Princeßin von Saava-
dy unſterblich verliebet/ und gehet mit dem feſten
Vorſatz ſchwanger/ ſie dermaleins auff den
Thron von Pegu neben ſich zu ſetzen/ welchem
aber der Wille des Herrn Vaters durchaus nicht
beypflichtet/ weil ſie vors erſte eine Vaſallin von
Pegu iſt/ vors andere/ ſich Pegu mit Siam durch
eine Heyrath des Printzens mit der Princeßin
Fylane verbinden ſoll. Dieſes gedencket nun
der Kaͤyſer kluͤglich hintertrieben zu haben/ wenn
er die Princeßin von Saavady anderwerts ver-
maͤhlet/ und dem Sohne alle Hofnung/ ſie zu er-
langen/ raubet. Wie/ fragte mein Printz/ ſolte
ſie wohl ſo thoͤrlich handeln/ und den Thron von
Pegu ausſchlagen? Warum ſtellet ſie ſich denn
ſo betruͤbt an/ da ſie weder mich noch den Verluſt
des Printzen von Pegu beweinet? Die Gemuͤ-
ther der Menſchen/ erwiederte Talemon/ ſind un-
terſchiedlich/ indem manches die Liebe Cron und
Thron vorzeucht. Und dieſes thut faſt die Prin-
ceßin von Saavady/ indem ſie ſich vergnuͤgter
einbildet/ den geringen Thron von Tangu zu be-
ſitzen/ weil die Perſon des Printzen Zarang ihre
Augen und Hertz dermaſſen eingenommen/ daß
ſich auch die gantze Welt vergebens bemuͤhen
wuͤrde ſie von dieſer Liebe abzuziehen. Wiewohl
ihre Unempfindligkeit gegen dem Xemin ſattſam
gerochen wird/ indem ſie gleichfals von dem Za-
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