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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
sehr Widerpart halten soll: Derowegen ich ihm
endlich Beyfall gab/ und nur erinnerte/ den Aus-
spruch der Gottheit aus dem Zeddul zu ersehen/
vielleicht ließ sich erwünschte Nachricht hiervon
finden. Diesem zu Folge nahm er den Zeddul
mit begierigen Händen hervor/ und laß daraus
die mit güldenen Buchstaben gesetzte Schrifft:

Zeuch hin/ betrübter Printz/ dir wincket Pegu zu/
Errette deinen Feind aus seines Feindes Händen:
Es wird ein fremdes Bild/ so Aug als Liebe
blenden:
Doch endlich findet man die eingebildte Ruh.
Schau! dein Vergnügen liegt in Schrecken/
Furcht und Ketten:
Drey Kronen müssen erst die vierdte Krone retten.
Das Opffer krönet dich als einen Talipu.

O Wunder-volles Geheimniß! rieff der Printz!
Aus diesen Worten blühet meine Hoffnung/ daß
ich meine Schönheit in Pegu finden werde. Auff/
auff/ Scandor/ laß uns fort eilen/ denn die Göt-
ter weisen uns selbst den Weg zu unserm Glücke.
Allein dieses wolte mir nicht in Kopff/ daß/ da ich
die gantze Nacht gewachet/ und in Furcht und
Sorgen zugebracht hatte/ ich so ungeruhet mich
auf das Pferd werffen/ und dem in einen Schat-
ten verliebten Printzen folgen solte. Derowegen
ich mich entschuldigte/ und bat/ nur ein paar Stun-
den auszuruhen/ und also denn die Reise anzutre-
ten/ welches auch endlich beliebet ward. Als uns
nun das auffgehende Sonnen-Liecht erinnerte/

un-

Erſtes Buch.
ſehr Widerpart halten ſoll: Derowegen ich ihm
endlich Beyfall gab/ und nur erinnerte/ den Aus-
ſpruch der Gottheit aus dem Zeddul zu erſehen/
vielleicht ließ ſich erwuͤnſchte Nachricht hiervon
finden. Dieſem zu Folge nahm er den Zeddul
mit begierigen Haͤnden hervor/ und laß daraus
die mit guͤldenen Buchſtaben geſetzte Schrifft:

Zeuch hin/ betruͤbter Printz/ dir wincket Pegu zu/
Errette deinen Feind aus ſeines Feindes Haͤnden:
Es wird ein fremdes Bild/ ſo Aug als Liebe
blenden:
Doch endlich findet man die eingebildte Ruh.
Schau! dein Vergnuͤgen liegt in Schrecken/
Furcht und Ketten:
Drey Kronen muͤſſen erſt die vierdte Krone rettẽ.
Das Opffer kroͤnet dich als einen Talipu.

O Wunder-volles Geheimniß! rieff der Printz!
Aus dieſen Worten bluͤhet meine Hoffnung/ daß
ich meine Schoͤnheit in Pegu finden werde. Auff/
auff/ Scandor/ laß uns fort eilen/ denn die Goͤt-
ter weiſen uns ſelbſt den Weg zu unſerm Gluͤcke.
Allein dieſes wolte mir nicht in Kopff/ daß/ da ich
die gantze Nacht gewachet/ und in Furcht und
Sorgen zugebracht hatte/ ich ſo ungeruhet mich
auf das Pferd werffen/ und dem in einen Schat-
ten verliebten Printzen folgen ſolte. Derowegen
ich mich entſchuldigte/ und bat/ nuꝛ ein paar Stun-
den auszuruhen/ und alſo denn die Reiſe anzutre-
ten/ welches auch endlich beliebet ward. Als uns
nun das auffgehende Sonnen-Liecht erinnerte/

un-
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[159/0179] Erſtes Buch. ſehr Widerpart halten ſoll: Derowegen ich ihm endlich Beyfall gab/ und nur erinnerte/ den Aus- ſpruch der Gottheit aus dem Zeddul zu erſehen/ vielleicht ließ ſich erwuͤnſchte Nachricht hiervon finden. Dieſem zu Folge nahm er den Zeddul mit begierigen Haͤnden hervor/ und laß daraus die mit guͤldenen Buchſtaben geſetzte Schrifft: Zeuch hin/ betruͤbter Printz/ dir wincket Pegu zu/ Errette deinen Feind aus ſeines Feindes Haͤnden: Es wird ein fremdes Bild/ ſo Aug als Liebe blenden: Doch endlich findet man die eingebildte Ruh. Schau! dein Vergnuͤgen liegt in Schrecken/ Furcht und Ketten: Drey Kronen muͤſſen erſt die vierdte Krone rettẽ. Das Opffer kroͤnet dich als einen Talipu. O Wunder-volles Geheimniß! rieff der Printz! Aus dieſen Worten bluͤhet meine Hoffnung/ daß ich meine Schoͤnheit in Pegu finden werde. Auff/ auff/ Scandor/ laß uns fort eilen/ denn die Goͤt- ter weiſen uns ſelbſt den Weg zu unſerm Gluͤcke. Allein dieſes wolte mir nicht in Kopff/ daß/ da ich die gantze Nacht gewachet/ und in Furcht und Sorgen zugebracht hatte/ ich ſo ungeruhet mich auf das Pferd werffen/ und dem in einen Schat- ten verliebten Printzen folgen ſolte. Derowegen ich mich entſchuldigte/ und bat/ nuꝛ ein paar Stun- den auszuruhen/ und alſo denn die Reiſe anzutre- ten/ welches auch endlich beliebet ward. Als uns nun das auffgehende Sonnen-Liecht erinnerte/ un-

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/179>, abgerufen am 25.11.2024.