Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
bald ein Hertze fassete/ und ihm antwortete: Du
grosser Talipon der unsterblichen Gottheit/ laß es
dir gefallen/ daß einige verirrete Fremdlinge aus
fernen Landen durch deinen Mund den rechten
Weg und Zweck ihres Vorhabens erfahren mö-
gen: Hievor soll den Göttern so Andacht als Opf-
fer gewähret werden. Hierüber fieng er überlaut
an zu lachen/ daß ich nicht wuste/ wie ich mich da-
bey verhalten solte. Endlich richtete er mich auf/
und fertigte mich mit diesen Worten ab: Gehe
hin mein Sohn/ und entdecke deinem Herrn/ dem
Printzen Balacin von Ava/ daß er thörlich han-
dele/ wo er sich vor der allwissenden Gottheit ver-
bergen wolle. Vermelde ihm ferner/ daß/ wie
wir hier die Gottheit des Apalita/ (+) als einen
mächtigen Beystand der Reisenden/ verehren/ al-
so würde um so viel eher sein Verlangen erfüllet
werden. Jnmittelst soll er mäßig und nüchtern
um Mitternacht nur selbander erscheinen/ und sich
auf Gebet und Opffer gefaßt machen. Jch wu-
ste nicht/ wie mir geschahe/ als ich den Printzen
nennen hörte/ und furchte mich nicht wenig/ er
möchte auch meine Gedancken errathen; denn ich
gedachte/ das hat dir wol der Teuffel gesagt. Hier
säumte ich nun nicht lange/ sondern verfügte mich
alsbald zu dem Printzen/ welcher durch diese Nach-
richt nicht wenig erfreuet wurde/ und kaum die

Mit-
(+) Von diesem Apalita siehe Roger. Heydenthum
p. 795.
K 5

Erſtes Buch.
bald ein Hertze faſſete/ und ihm antwortete: Du
groſſer Talipon der unſterblichen Gottheit/ laß es
dir gefallen/ daß einige verirrete Fremdlinge aus
fernen Landen durch deinen Mund den rechten
Weg und Zweck ihres Vorhabens erfahren moͤ-
gen: Hievor ſoll den Goͤttern ſo Andacht als Opf-
fer gewaͤhret werden. Hieruͤber fieng er uͤberlaut
an zu lachen/ daß ich nicht wuſte/ wie ich mich da-
bey verhalten ſolte. Endlich richtete er mich auf/
und fertigte mich mit dieſen Worten ab: Gehe
hin mein Sohn/ und entdecke deinem Herrn/ dem
Printzen Balacin von Ava/ daß er thoͤrlich han-
dele/ wo er ſich vor der allwiſſenden Gottheit ver-
bergen wolle. Vermelde ihm ferner/ daß/ wie
wir hier die Gottheit des Apalita/ (†) als einen
maͤchtigen Beyſtand der Reiſenden/ verehren/ al-
ſo wuͤrde um ſo viel eher ſein Verlangen erfuͤllet
werden. Jnmittelſt ſoll er maͤßig und nuͤchtern
um Mitternacht nur ſelbander erſcheinen/ und ſich
auf Gebet und Opffer gefaßt machen. Jch wu-
ſte nicht/ wie mir geſchahe/ als ich den Printzen
nennen hoͤrte/ und furchte mich nicht wenig/ er
moͤchte auch meine Gedancken errathen; denn ich
gedachte/ das hat dir wol der Teuffel geſagt. Hier
ſaͤumte ich nun nicht lange/ ſondern verfuͤgte mich
alsbald zu dem Pꝛintzen/ welcher duꝛch dieſe Nach-
richt nicht wenig erfreuet wurde/ und kaum die

Mit-
(†) Von dieſem Apalita ſiehe Roger. Heydenthum
p. 795.
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0173" n="153"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
bald ein Hertze fa&#x017F;&#x017F;ete/ und ihm antwortete: Du<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Talipon der un&#x017F;terblichen Gottheit/ laß es<lb/>
dir gefallen/ daß einige verirrete Fremdlinge aus<lb/>
fernen Landen durch deinen Mund den rechten<lb/>
Weg und Zweck ihres Vorhabens erfahren mo&#x0364;-<lb/>
gen: Hievor &#x017F;oll den Go&#x0364;ttern &#x017F;o Andacht als Opf-<lb/>
fer gewa&#x0364;hret werden. Hieru&#x0364;ber fieng er u&#x0364;berlaut<lb/>
an zu lachen/ daß ich nicht wu&#x017F;te/ wie ich mich da-<lb/>
bey verhalten &#x017F;olte. Endlich richtete er mich auf/<lb/>
und fertigte mich mit die&#x017F;en Worten ab: Gehe<lb/>
hin mein Sohn/ und entdecke deinem Herrn/ dem<lb/>
Printzen Balacin von Ava/ daß er tho&#x0364;rlich han-<lb/>
dele/ wo er &#x017F;ich vor der allwi&#x017F;&#x017F;enden Gottheit ver-<lb/>
bergen wolle. Vermelde ihm ferner/ daß/ wie<lb/>
wir hier die Gottheit des Apalita/ <note place="foot" n="(&#x2020;)">Von die&#x017F;em Apalita &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Roger.</hi> Heydenthum<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 795.</note> als einen<lb/>
ma&#x0364;chtigen Bey&#x017F;tand der Rei&#x017F;enden/ verehren/ al-<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde um &#x017F;o viel eher &#x017F;ein Verlangen erfu&#x0364;llet<lb/>
werden. Jnmittel&#x017F;t &#x017F;oll er ma&#x0364;ßig und nu&#x0364;chtern<lb/>
um Mitternacht nur &#x017F;elbander er&#x017F;cheinen/ und &#x017F;ich<lb/>
auf Gebet und Opffer gefaßt machen. Jch wu-<lb/>
&#x017F;te nicht/ wie mir ge&#x017F;chahe/ als ich den Printzen<lb/>
nennen ho&#x0364;rte/ und furchte mich nicht wenig/ er<lb/>
mo&#x0364;chte auch meine Gedancken errathen; denn ich<lb/>
gedachte/ das hat dir wol der Teuffel ge&#x017F;agt. Hier<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umte ich nun nicht lange/ &#x017F;ondern verfu&#x0364;gte mich<lb/>
alsbald zu dem P&#xA75B;intzen/ welcher du&#xA75B;ch die&#x017F;e Nach-<lb/>
richt nicht wenig erfreuet wurde/ und kaum die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Mit-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0173] Erſtes Buch. bald ein Hertze faſſete/ und ihm antwortete: Du groſſer Talipon der unſterblichen Gottheit/ laß es dir gefallen/ daß einige verirrete Fremdlinge aus fernen Landen durch deinen Mund den rechten Weg und Zweck ihres Vorhabens erfahren moͤ- gen: Hievor ſoll den Goͤttern ſo Andacht als Opf- fer gewaͤhret werden. Hieruͤber fieng er uͤberlaut an zu lachen/ daß ich nicht wuſte/ wie ich mich da- bey verhalten ſolte. Endlich richtete er mich auf/ und fertigte mich mit dieſen Worten ab: Gehe hin mein Sohn/ und entdecke deinem Herrn/ dem Printzen Balacin von Ava/ daß er thoͤrlich han- dele/ wo er ſich vor der allwiſſenden Gottheit ver- bergen wolle. Vermelde ihm ferner/ daß/ wie wir hier die Gottheit des Apalita/ (†) als einen maͤchtigen Beyſtand der Reiſenden/ verehren/ al- ſo wuͤrde um ſo viel eher ſein Verlangen erfuͤllet werden. Jnmittelſt ſoll er maͤßig und nuͤchtern um Mitternacht nur ſelbander erſcheinen/ und ſich auf Gebet und Opffer gefaßt machen. Jch wu- ſte nicht/ wie mir geſchahe/ als ich den Printzen nennen hoͤrte/ und furchte mich nicht wenig/ er moͤchte auch meine Gedancken errathen; denn ich gedachte/ das hat dir wol der Teuffel geſagt. Hier ſaͤumte ich nun nicht lange/ ſondern verfuͤgte mich alsbald zu dem Pꝛintzen/ welcher duꝛch dieſe Nach- richt nicht wenig erfreuet wurde/ und kaum die Mit- (†) Von dieſem Apalita ſiehe Roger. Heydenthum p. 795. K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/173
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/173>, abgerufen am 24.11.2024.