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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Jahre mit Seuffzen zubringen? Wenn wird
mir doch die längst gewündschte Ruhe durch deine
Gegen-Gunst gewähret werden? Es ist ja un-
möglich/ daß den Tempel dieser Schönheit ein
steinerner Abgott besitzen könne! Den Marmel
bezwinget der Regen/ und der Diamant wird
durch schlechtes Blut erweichet; dein Hertze aber
will sich einem Ambosse vergleichen/ welcher sich
nur durch Schläge verhärtet: ie mehr nun mein
Hertze klopffet/ ie eiserner wirstu. Ach unglück-
selige Lorangy! so muß dich dein eigen Feuer ver-
zehren. Jch brenne/ ach/ ich brenne! und wo
du/ mein Augentrost/ mir keine Rettung wieder-
fahren läst/ so muß ich das Land der Todten betre-
ten. Mein Hertze schwitzet Blut/ und meine Au-
gen sind nasse Zeugen/ daß Lorangy ohne Gegen-
Liebe sterben müsse. Schau doch/ du Abgott
meines Hertzens/ wie mich die milden Götter auch
nicht so gar aller Liebe unwürdig gemacht haben.
Sind gleich meine Augen keine Sonne zu nennen/
so lassen sie sich doch noch wohl denen Sternen ver-
gleichen. Meine zwar blasse Wangen zeugen
eine gemäßigte Glut an/ welche durch kein frem-
des Oel soll genähret werden. Die Lippen wer-
den durch öffters Küssen den Scharlach übertref-
fen/ und meine Haare haben wohl eher verliebte
Seelen gefesselt; Ja diese Brust bezeuget/ daß
die Götter meinen Leib zu keinem wilden Manne
versehen haben. Wilstu nun den reinen Trieb
der Natur hemmen? Wie/ wilstu deine Augen

von

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Jahre mit Seuffzen zubringen? Wenn wird
mir doch die laͤngſt gewuͤndſchte Ruhe durch deine
Gegen-Gunſt gewaͤhret werden? Es iſt ja un-
moͤglich/ daß den Tempel dieſer Schoͤnheit ein
ſteinerner Abgott beſitzen koͤnne! Den Marmel
bezwinget der Regen/ und der Diamant wird
durch ſchlechtes Blut erweichet; dein Hertze aber
will ſich einem Amboſſe vergleichen/ welcher ſich
nur durch Schlaͤge verhaͤrtet: ie mehr nun mein
Hertze klopffet/ ie eiſerner wirſtu. Ach ungluͤck-
ſelige Lorangy! ſo muß dich dein eigen Feuer ver-
zehren. Jch brenne/ ach/ ich brenne! und wo
du/ mein Augentroſt/ mir keine Rettung wieder-
fahren laͤſt/ ſo muß ich das Land der Todten betre-
ten. Mein Hertze ſchwitzet Blut/ und meine Au-
gen ſind naſſe Zeugen/ daß Lorangy ohne Gegen-
Liebe ſterben muͤſſe. Schau doch/ du Abgott
meines Hertzens/ wie mich die milden Goͤtter auch
nicht ſo gar aller Liebe unwuͤrdig gemacht haben.
Sind gleich meine Augen keine Sonne zu nennen/
ſo laſſen ſie ſich doch noch wohl denen Sternen ver-
gleichen. Meine zwar blaſſe Wangen zeugen
eine gemaͤßigte Glut an/ welche durch kein frem-
des Oel ſoll genaͤhret werden. Die Lippen wer-
den durch oͤffters Kuͤſſen den Scharlach uͤbertref-
fen/ und meine Haare haben wohl eher verliebte
Seelen gefeſſelt; Ja dieſe Bruſt bezeuget/ daß
die Goͤtter meinen Leib zu keinem wilden Manne
verſehen haben. Wilſtu nun den reinen Trieb
der Natur hemmen? Wie/ wilſtu deine Augen

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[144/0164] Der Aſiatiſchen Baniſe. Jahre mit Seuffzen zubringen? Wenn wird mir doch die laͤngſt gewuͤndſchte Ruhe durch deine Gegen-Gunſt gewaͤhret werden? Es iſt ja un- moͤglich/ daß den Tempel dieſer Schoͤnheit ein ſteinerner Abgott beſitzen koͤnne! Den Marmel bezwinget der Regen/ und der Diamant wird durch ſchlechtes Blut erweichet; dein Hertze aber will ſich einem Amboſſe vergleichen/ welcher ſich nur durch Schlaͤge verhaͤrtet: ie mehr nun mein Hertze klopffet/ ie eiſerner wirſtu. Ach ungluͤck- ſelige Lorangy! ſo muß dich dein eigen Feuer ver- zehren. Jch brenne/ ach/ ich brenne! und wo du/ mein Augentroſt/ mir keine Rettung wieder- fahren laͤſt/ ſo muß ich das Land der Todten betre- ten. Mein Hertze ſchwitzet Blut/ und meine Au- gen ſind naſſe Zeugen/ daß Lorangy ohne Gegen- Liebe ſterben muͤſſe. Schau doch/ du Abgott meines Hertzens/ wie mich die milden Goͤtter auch nicht ſo gar aller Liebe unwuͤrdig gemacht haben. Sind gleich meine Augen keine Sonne zu nennen/ ſo laſſen ſie ſich doch noch wohl denen Sternen ver- gleichen. Meine zwar blaſſe Wangen zeugen eine gemaͤßigte Glut an/ welche durch kein frem- des Oel ſoll genaͤhret werden. Die Lippen wer- den durch oͤffters Kuͤſſen den Scharlach uͤbertref- fen/ und meine Haare haben wohl eher verliebte Seelen gefeſſelt; Ja dieſe Bruſt bezeuget/ daß die Goͤtter meinen Leib zu keinem wilden Manne verſehen haben. Wilſtu nun den reinen Trieb der Natur hemmen? Wie/ wilſtu deine Augen von

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/164>, abgerufen am 22.11.2024.