Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.

Verfluchte Raserey! Unartiger Vater! re-
dete der Printz hierauff zu sich selbst/ ist dieses wol
iemals in gantz Asien er hört worden/ daß ein Kö-
nigl. Printz/ auch in dem Schoosse seines Vaters/
vor Schimpff und Uberfall nicht könne gesichert
seyn/ ja daß ein gebohrner König einem fremden
und nichtswürdigen Menschen blutige Rechen-
schafft von eigener Hand geben soll? Blitz und
Schwefel auff deinen verdammten Kopff/ du
frevelhaffter Bösewicht/ ich kenne bereits die Zu-
neigung der getreuen Avaner/ welche auff mein
blosses Wincken viel eher bey tausenden ihr Leben
aufopffern/ als einen Blutstropffen von mir neh-
men lassen würden. Diese will ich dir vorstellen/
und von diesen magst du deine vermeynte Rache
nehmen. Doch nein! solte mir dieses wol an-
ständig seyn/ mich fremder Hülffe zu bedienen/
und zwar gegen einen solchen Feind/ dessen Tapf-
ferkeit in den Füssen/ und der Muth auff der Zun-
gen beruhet. Weil ihn denn mein Vater wür-
dig erkennet/ mit einem Printzen zu fechten/ so sey
es denn. Gehe demnach hin/ wendete er sich zu
dem Bramaner/ und sage deinem närrischen
Herrn/ ich wolle mir endlich die Mühe nehmen/
und ihn um meines Vaters willen die Ehre gön-
nen/ daß er von meiner Faust sterbe/ ob er wol
des Henckers Bemühung verdienet hätte. Fol-
genden Morgen verfügte sich mein Printz nebst
mir gantz allein nach dem bestimmten Platz/ hatte
einen Viol-braunen Rock/ seinen Verdruß anzu-

deu-
Erſtes Buch.

Verfluchte Raſerey! Unartiger Vater! re-
dete der Printz hierauff zu ſich ſelbſt/ iſt dieſes wol
iemals in gantz Aſien er hoͤrt worden/ daß ein Koͤ-
nigl. Printz/ auch in dem Schooſſe ſeines Vaters/
vor Schimpff und Uberfall nicht koͤnne geſichert
ſeyn/ ja daß ein gebohrner Koͤnig einem fremden
und nichtswuͤrdigen Menſchen blutige Rechen-
ſchafft von eigener Hand geben ſoll? Blitz und
Schwefel auff deinen verdammten Kopff/ du
frevelhaffter Boͤſewicht/ ich kenne bereits die Zu-
neigung der getreuen Avaner/ welche auff mein
bloſſes Wincken viel eher bey tauſenden ihr Leben
aufopffern/ als einen Blutstropffen von mir neh-
men laſſen wuͤrden. Dieſe will ich dir vorſtellen/
und von dieſen magſt du deine vermeynte Rache
nehmen. Doch nein! ſolte mir dieſes wol an-
ſtaͤndig ſeyn/ mich fremder Huͤlffe zu bedienen/
und zwar gegen einen ſolchen Feind/ deſſen Tapf-
ferkeit in den Fuͤſſen/ und der Muth auff der Zun-
gen beruhet. Weil ihn denn mein Vater wuͤr-
dig erkennet/ mit einem Printzen zu fechten/ ſo ſey
es denn. Gehe demnach hin/ wendete er ſich zu
dem Bramaner/ und ſage deinem naͤrriſchen
Herrn/ ich wolle mir endlich die Muͤhe nehmen/
und ihn um meines Vaters willen die Ehre goͤn-
nen/ daß er von meiner Fauſt ſterbe/ ob er wol
des Henckers Bemuͤhung verdienet haͤtte. Fol-
genden Morgen verfuͤgte ſich mein Printz nebſt
mir gantz allein nach dem beſtimmten Platz/ hatte
einen Viol-braunen Rock/ ſeinen Verdruß anzu-

deu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div>
                <pb facs="#f0147" n="127"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
                <p>Verfluchte Ra&#x017F;erey! Unartiger Vater! re-<lb/>
dete der Printz hierauff zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ i&#x017F;t die&#x017F;es wol<lb/>
iemals in gantz A&#x017F;ien er ho&#x0364;rt worden/ daß ein Ko&#x0364;-<lb/>
nigl. Printz/ auch in dem Schoo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eines Vaters/<lb/>
vor Schimpff und Uberfall nicht ko&#x0364;nne ge&#x017F;ichert<lb/>
&#x017F;eyn/ ja daß ein gebohrner Ko&#x0364;nig einem fremden<lb/>
und nichtswu&#x0364;rdigen Men&#x017F;chen blutige Rechen-<lb/>
&#x017F;chafft von eigener Hand geben &#x017F;oll? Blitz und<lb/>
Schwefel auff deinen verdammten Kopff/ du<lb/>
frevelhaffter Bo&#x0364;&#x017F;ewicht/ ich kenne bereits die Zu-<lb/>
neigung der getreuen Avaner/ welche auff mein<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;es Wincken viel eher bey tau&#x017F;enden ihr Leben<lb/>
aufopffern/ als einen Blutstropffen von mir neh-<lb/>
men la&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden. Die&#x017F;e will ich dir vor&#x017F;tellen/<lb/>
und von die&#x017F;en mag&#x017F;t du deine vermeynte Rache<lb/>
nehmen. Doch nein! &#x017F;olte mir die&#x017F;es wol an-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn/ mich fremder Hu&#x0364;lffe zu bedienen/<lb/>
und zwar gegen einen &#x017F;olchen Feind/ de&#x017F;&#x017F;en Tapf-<lb/>
ferkeit in den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und der Muth auff der Zun-<lb/>
gen beruhet. Weil ihn denn mein Vater wu&#x0364;r-<lb/>
dig erkennet/ mit einem Printzen zu fechten/ &#x017F;o &#x017F;ey<lb/>
es denn. Gehe demnach hin/ wendete er &#x017F;ich zu<lb/>
dem Bramaner/ und &#x017F;age deinem na&#x0364;rri&#x017F;chen<lb/>
Herrn/ ich wolle mir endlich die Mu&#x0364;he nehmen/<lb/>
und ihn um meines Vaters willen die Ehre go&#x0364;n-<lb/>
nen/ daß er von meiner Fau&#x017F;t &#x017F;terbe/ ob er wol<lb/>
des Henckers Bemu&#x0364;hung verdienet ha&#x0364;tte. Fol-<lb/>
genden Morgen verfu&#x0364;gte &#x017F;ich mein Printz neb&#x017F;t<lb/>
mir gantz allein nach dem be&#x017F;timmten Platz/ hatte<lb/>
einen Viol-braunen Rock/ &#x017F;einen Verdruß anzu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deu-</fw><lb/></p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0147] Erſtes Buch. Verfluchte Raſerey! Unartiger Vater! re- dete der Printz hierauff zu ſich ſelbſt/ iſt dieſes wol iemals in gantz Aſien er hoͤrt worden/ daß ein Koͤ- nigl. Printz/ auch in dem Schooſſe ſeines Vaters/ vor Schimpff und Uberfall nicht koͤnne geſichert ſeyn/ ja daß ein gebohrner Koͤnig einem fremden und nichtswuͤrdigen Menſchen blutige Rechen- ſchafft von eigener Hand geben ſoll? Blitz und Schwefel auff deinen verdammten Kopff/ du frevelhaffter Boͤſewicht/ ich kenne bereits die Zu- neigung der getreuen Avaner/ welche auff mein bloſſes Wincken viel eher bey tauſenden ihr Leben aufopffern/ als einen Blutstropffen von mir neh- men laſſen wuͤrden. Dieſe will ich dir vorſtellen/ und von dieſen magſt du deine vermeynte Rache nehmen. Doch nein! ſolte mir dieſes wol an- ſtaͤndig ſeyn/ mich fremder Huͤlffe zu bedienen/ und zwar gegen einen ſolchen Feind/ deſſen Tapf- ferkeit in den Fuͤſſen/ und der Muth auff der Zun- gen beruhet. Weil ihn denn mein Vater wuͤr- dig erkennet/ mit einem Printzen zu fechten/ ſo ſey es denn. Gehe demnach hin/ wendete er ſich zu dem Bramaner/ und ſage deinem naͤrriſchen Herrn/ ich wolle mir endlich die Muͤhe nehmen/ und ihn um meines Vaters willen die Ehre goͤn- nen/ daß er von meiner Fauſt ſterbe/ ob er wol des Henckers Bemuͤhung verdienet haͤtte. Fol- genden Morgen verfuͤgte ſich mein Printz nebſt mir gantz allein nach dem beſtimmten Platz/ hatte einen Viol-braunen Rock/ ſeinen Verdruß anzu- deu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/147
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/147>, abgerufen am 25.11.2024.