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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
gab: Das Verhängniß aber/ sagte er/ und dero
Königlicher Herr Vater befiehlt/ sie soll lieben.
Jch weiß zwar wohl/ versetzte die Princißin/ wie
man den Schluß des Himmels verehren soll:
allein hier kan ich keinen Befehl noch Anlaß zur
Liebe vermercken/ wenn er mir dasjenige/ was ich
lieben soll raubet/ und dadurch das Gesetze der Lie-
be auffhebet. Mein Herr Vater aber kan mir
hierinnen nicht befehlen/ weil seine Crone dem
Verhängnisse/ und sein Scepter der Liebe selbst
unterwoffen ist. Zu dem lässet sich meine Liebe
durch keinen Befehl zwingen/ so lange kein lie-
benswürdiger Nherandi verhanden ist/ welchem
ich doch nur ein freywilliges Liebes-Opffer brin-
gen würde. ist gleich kein Nherandi verhanden/
brach endlich Chaumigrem herauß/ so ist doch
noch wohl der tapffere Chaumigrem einer Prin-
ceßin würdig. Ob sie sich nun zwar über solche
Freymüthigkeit nicht wenig entrüstete/ so faßte sie
sich doch möglichst/ und beantwortete es glim-
pflich mit diesen Worten: Es sey Chaumigrem
wer er wolle/ so wird doch Nherandi/ dessen Tapf-
ferkeit mir weit besser bekandt/ ewig mein Hertz
besitzen: dem erwehnten tapffern Chaumigrem
aber will ich sein anderwertiges Vergnügen nicht
mißgönnen. Hierauff nun liesse Chaumigrem
seiner großsprechenden Hochmuth den Zügel völ-
lig schiessen/ als er mit veränderter Stimme her-
aus fuhr: Und diese Vergnügung wird sie ihm
auch gönnen müssen. Dem tapffern Chaumi-

grem/

Der Aſiatiſchen Baniſe.
gab: Das Verhaͤngniß aber/ ſagte er/ und dero
Koͤniglicher Herr Vater befiehlt/ ſie ſoll lieben.
Jch weiß zwar wohl/ verſetzte die Princißin/ wie
man den Schluß des Himmels verehren ſoll:
allein hier kan ich keinen Befehl noch Anlaß zur
Liebe vermercken/ wenn er mir dasjenige/ was ich
lieben ſoll raubet/ und dadurch das Geſetze der Lie-
be auffhebet. Mein Herr Vater aber kan mir
hierinnen nicht befehlen/ weil ſeine Crone dem
Verhaͤngniſſe/ und ſein Scepter der Liebe ſelbſt
unterwoffen iſt. Zu dem laͤſſet ſich meine Liebe
durch keinen Befehl zwingen/ ſo lange kein lie-
benswuͤrdiger Nherandi verhanden iſt/ welchem
ich doch nur ein freywilliges Liebes-Opffer brin-
gen wuͤrde. iſt gleich kein Nherandi verhanden/
brach endlich Chaumigrem herauß/ ſo iſt doch
noch wohl der tapffere Chaumigrem einer Prin-
ceßin wuͤrdig. Ob ſie ſich nun zwar uͤber ſolche
Freymuͤthigkeit nicht wenig entruͤſtete/ ſo faßte ſie
ſich doch moͤglichſt/ und beantwortete es glim-
pflich mit dieſen Worten: Es ſey Chaumigrem
wer er wolle/ ſo wird doch Nherandi/ deſſen Tapf-
ferkeit mir weit beſſer bekandt/ ewig mein Hertz
beſitzen: dem erwehnten tapffern Chaumigrem
aber will ich ſein anderwertiges Vergnuͤgen nicht
mißgoͤnnen. Hierauff nun lieſſe Chaumigrem
ſeiner großſprechenden Hochmuth den Zuͤgel voͤl-
lig ſchieſſen/ als er mit veraͤnderter Stimme her-
aus fuhr: Und dieſe Vergnuͤgung wird ſie ihm
auch goͤnnen muͤſſen. Dem tapffern Chaumi-

grem/
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[118/0138] Der Aſiatiſchen Baniſe. gab: Das Verhaͤngniß aber/ ſagte er/ und dero Koͤniglicher Herr Vater befiehlt/ ſie ſoll lieben. Jch weiß zwar wohl/ verſetzte die Princißin/ wie man den Schluß des Himmels verehren ſoll: allein hier kan ich keinen Befehl noch Anlaß zur Liebe vermercken/ wenn er mir dasjenige/ was ich lieben ſoll raubet/ und dadurch das Geſetze der Lie- be auffhebet. Mein Herr Vater aber kan mir hierinnen nicht befehlen/ weil ſeine Crone dem Verhaͤngniſſe/ und ſein Scepter der Liebe ſelbſt unterwoffen iſt. Zu dem laͤſſet ſich meine Liebe durch keinen Befehl zwingen/ ſo lange kein lie- benswuͤrdiger Nherandi verhanden iſt/ welchem ich doch nur ein freywilliges Liebes-Opffer brin- gen wuͤrde. iſt gleich kein Nherandi verhanden/ brach endlich Chaumigrem herauß/ ſo iſt doch noch wohl der tapffere Chaumigrem einer Prin- ceßin wuͤrdig. Ob ſie ſich nun zwar uͤber ſolche Freymuͤthigkeit nicht wenig entruͤſtete/ ſo faßte ſie ſich doch moͤglichſt/ und beantwortete es glim- pflich mit dieſen Worten: Es ſey Chaumigrem wer er wolle/ ſo wird doch Nherandi/ deſſen Tapf- ferkeit mir weit beſſer bekandt/ ewig mein Hertz beſitzen: dem erwehnten tapffern Chaumigrem aber will ich ſein anderwertiges Vergnuͤgen nicht mißgoͤnnen. Hierauff nun lieſſe Chaumigrem ſeiner großſprechenden Hochmuth den Zuͤgel voͤl- lig ſchieſſen/ als er mit veraͤnderter Stimme her- aus fuhr: Und dieſe Vergnuͤgung wird ſie ihm auch goͤnnen muͤſſen. Dem tapffern Chaumi- grem/

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/138>, abgerufen am 25.11.2024.