Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
mer Wurm/ aus blossem Erschrecken vor dero
verstelltem Eiver/ mit welchem sie mir bey erster/
von den Göttern versehenen/ Zusammenkunfft im
Garten so entsetzlich vorkam: Die Zuentbietung
aber ihrer Gnade und Versicherung ihrer Liebe
wird meine Gesundheit eher befördern als das
stärckste Vomitiv der Königlichen Leib-Aertzte.
Es reisset mich hefftig im lincken Schenckel/ wo-
bey sich auch ein Durchfall befindet; allein ihre
Huld kan mich heilen/ und allen Schmertzen ver-
treiben.

Was den Willen ihres Königlichen Herrn
und Vaters anbelanget/ davor lassen sie mich sor-
gen. Es wird ihm die höchste Freude und ihr die
gröste Ehre seyn/ wenn man sie eine Gemahlin des
allgemeinen Erlösers und Sieges-Fürsten von Ava
begrüssen wird. Adieu/ meine künfftige Vergnü-
gung! Und wo es nicht zu ablegen/ so wird dero per-
söhnliche Besuchung in meiner Schwachheit vor
ein sonderbahres Liebes-Zeichen von mir erkennet
werden.

Dero
Liebenswürdiger
Chaumigrem.

Mein Printz wuste nicht/ ob er lachen oder sich
hierüber erzürnen solte/ doch bezwang er sich in so
weit/ daß er in diese Worte heraus brach: Es hat
der Hochmuth/ Unverstand und Grobheit ein
Verbündniß in diesem Menschen gemacht/ das
Reich Ava/ mich und mein Fräulein Schwester
auffs empfindlichste zu beleidigen. Weil es aber

schei-
F

Erſtes Buch.
mer Wurm/ aus bloſſem Erſchrecken vor dero
verſtelltem Eiver/ mit welchem ſie mir bey erſter/
von den Goͤttern verſehenen/ Zuſammenkunfft im
Garten ſo entſetzlich vorkam: Die Zuentbietung
aber ihrer Gnade und Verſicherung ihrer Liebe
wird meine Geſundheit eher befoͤrdern als das
ſtaͤrckſte Vomitiv der Koͤniglichen Leib-Aertzte.
Es reiſſet mich hefftig im lincken Schenckel/ wo-
bey ſich auch ein Durchfall befindet; allein ihre
Huld kan mich heilen/ und allen Schmertzen ver-
treiben.

Was den Willen ihres Koͤniglichen Herrn
und Vaters anbelanget/ davor laſſen ſie mich ſor-
gen. Es wird ihm die hoͤchſte Freude und ihr die
groͤſte Ehre ſeyn/ wenn man ſie eine Gemahlin des
allgemeinen Erloͤſeꝛs und Sieges-Fuͤꝛſten von Ava
begruͤſſen wird. Adieu/ meine kuͤnfftige Vergnuͤ-
gung! Und wo es nicht zu ablegen/ ſo wird dero per-
ſoͤhnliche Beſuchung in meiner Schwachheit vor
ein ſonderbahres Liebes-Zeichen von mir erkennet
werden.

Dero
Liebenswuͤrdiger
Chaumigrem.

Mein Printz wuſte nicht/ ob er lachen oder ſich
hieruͤber erzuͤrnen ſolte/ doch bezwang er ſich in ſo
weit/ daß er in dieſe Worte heraus brach: Es hat
der Hochmuth/ Unverſtand und Grobheit ein
Verbuͤndniß in dieſem Menſchen gemacht/ das
Reich Ava/ mich und mein Fraͤulein Schweſter
auffs empfindlichſte zu beleidigen. Weil es aber

ſchei-
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div>
                <p><pb facs="#f0101" n="81"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
mer Wurm/ aus blo&#x017F;&#x017F;em Er&#x017F;chrecken vor dero<lb/>
ver&#x017F;telltem Eiver/ mit welchem &#x017F;ie mir bey er&#x017F;ter/<lb/>
von den Go&#x0364;ttern ver&#x017F;ehenen/ Zu&#x017F;ammenkunfft im<lb/>
Garten &#x017F;o ent&#x017F;etzlich vorkam: Die Zuentbietung<lb/>
aber ihrer Gnade und Ver&#x017F;icherung ihrer Liebe<lb/>
wird meine Ge&#x017F;undheit eher befo&#x0364;rdern als das<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te Vomitiv der Ko&#x0364;niglichen Leib-Aertzte.<lb/>
Es rei&#x017F;&#x017F;et mich hefftig im lincken Schenckel/ wo-<lb/>
bey &#x017F;ich auch ein Durchfall befindet; allein ihre<lb/>
Huld kan mich heilen/ und allen Schmertzen ver-<lb/>
treiben.</p><lb/>
                <p>Was den Willen ihres Ko&#x0364;niglichen Herrn<lb/>
und Vaters anbelanget/ davor la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich &#x017F;or-<lb/>
gen. Es wird ihm die ho&#x0364;ch&#x017F;te Freude und ihr die<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te Ehre &#x017F;eyn/ wenn man &#x017F;ie eine Gemahlin des<lb/>
allgemeinen Erlo&#x0364;&#x017F;e&#xA75B;s und Sieges-Fu&#x0364;&#xA75B;&#x017F;ten von Ava<lb/>
begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wird. Adieu/ meine ku&#x0364;nfftige Vergnu&#x0364;-<lb/>
gung! Und wo es nicht zu ablegen/ &#x017F;o wird dero per-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnliche Be&#x017F;uchung in meiner Schwachheit vor<lb/>
ein &#x017F;onderbahres Liebes-Zeichen von mir erkennet<lb/>
werden.</p>
                <closer>
                  <salute> <hi rendition="#et">Dero<lb/>
Liebenswu&#x0364;rdiger<lb/>
Chaumigrem.</hi> </salute>
                </closer>
              </div>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Mein Printz wu&#x017F;te nicht/ ob er lachen oder &#x017F;ich<lb/>
hieru&#x0364;ber erzu&#x0364;rnen &#x017F;olte/ doch bezwang er &#x017F;ich in &#x017F;o<lb/>
weit/ daß er in die&#x017F;e Worte heraus brach: Es hat<lb/>
der Hochmuth/ Unver&#x017F;tand und Grobheit ein<lb/>
Verbu&#x0364;ndniß in die&#x017F;em Men&#x017F;chen gemacht/ das<lb/>
Reich Ava/ mich und mein Fra&#x0364;ulein Schwe&#x017F;ter<lb/>
auffs empfindlich&#x017F;te zu beleidigen. Weil es aber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0101] Erſtes Buch. mer Wurm/ aus bloſſem Erſchrecken vor dero verſtelltem Eiver/ mit welchem ſie mir bey erſter/ von den Goͤttern verſehenen/ Zuſammenkunfft im Garten ſo entſetzlich vorkam: Die Zuentbietung aber ihrer Gnade und Verſicherung ihrer Liebe wird meine Geſundheit eher befoͤrdern als das ſtaͤrckſte Vomitiv der Koͤniglichen Leib-Aertzte. Es reiſſet mich hefftig im lincken Schenckel/ wo- bey ſich auch ein Durchfall befindet; allein ihre Huld kan mich heilen/ und allen Schmertzen ver- treiben. Was den Willen ihres Koͤniglichen Herrn und Vaters anbelanget/ davor laſſen ſie mich ſor- gen. Es wird ihm die hoͤchſte Freude und ihr die groͤſte Ehre ſeyn/ wenn man ſie eine Gemahlin des allgemeinen Erloͤſeꝛs und Sieges-Fuͤꝛſten von Ava begruͤſſen wird. Adieu/ meine kuͤnfftige Vergnuͤ- gung! Und wo es nicht zu ablegen/ ſo wird dero per- ſoͤhnliche Beſuchung in meiner Schwachheit vor ein ſonderbahres Liebes-Zeichen von mir erkennet werden. Dero Liebenswuͤrdiger Chaumigrem. Mein Printz wuſte nicht/ ob er lachen oder ſich hieruͤber erzuͤrnen ſolte/ doch bezwang er ſich in ſo weit/ daß er in dieſe Worte heraus brach: Es hat der Hochmuth/ Unverſtand und Grobheit ein Verbuͤndniß in dieſem Menſchen gemacht/ das Reich Ava/ mich und mein Fraͤulein Schweſter auffs empfindlichſte zu beleidigen. Weil es aber ſchei- F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/101
Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/101>, abgerufen am 16.07.2024.