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Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.

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heute nicht sagen; hört Jhrs? Der schönste
Baum, der auf viele Meilen zu finden ist. Weiß
Gott, wie ich mit Kummer und Andung die schö-
nen breiten Aeste, die uns so oft Schatten gaben,
zur Erde hängen sah!
Kamilla. Was soll das all' noch werden?
Amalia. Der schöne Baum, unter dem wir
so oft mit ihm sassen, und er uns die halben Som-
mernächte beim Mondschein mit der Harfe weg-
spielte!
Alter Guelfo. Jch suchte Hülfe bei Euch,
und ihr machts schlimmer. Was ist Jhnen, Toch-
ter?
Kamilla. Nichts, nichts!
Alter Guelfo. Jch fürchte, Guelfo's Haus
bedroht großes Unglück. Es sind fürchterliche Zei-
chen diese Nacht geschehen. Der Wächter will die
Todtenglocke von den nächsten Klöstern her gehört
haben. Man trug Leichen an ihm vorbei, und
schwarz verhüllte Männer weklagten durch den
Sturm.
Amalia. Still! Kamilla wird bleich und
todt.
Alter Guelfo. Tochter! Tochter! Was
wird uns das thun? Daß ichs auch erzählte! Kom-
men Sie zu sich! Vergessen Sies!
Kamilla.
heute nicht ſagen; hoͤrt Jhrs? Der ſchoͤnſte
Baum, der auf viele Meilen zu finden iſt. Weiß
Gott, wie ich mit Kummer und Andung die ſchoͤ-
nen breiten Aeſte, die uns ſo oft Schatten gaben,
zur Erde haͤngen ſah!
Kamilla. Was ſoll das all’ noch werden?
Amalia. Der ſchoͤne Baum, unter dem wir
ſo oft mit ihm ſaſſen, und er uns die halben Som-
mernaͤchte beim Mondſchein mit der Harfe weg-
ſpielte!
Alter Guelfo. Jch ſuchte Huͤlfe bei Euch,
und ihr machts ſchlimmer. Was iſt Jhnen, Toch-
ter?
Kamilla. Nichts, nichts!
Alter Guelfo. Jch fuͤrchte, Guelfo’s Haus
bedroht großes Ungluͤck. Es ſind fuͤrchterliche Zei-
chen dieſe Nacht geſchehen. Der Waͤchter will die
Todtenglocke von den naͤchſten Kloͤſtern her gehoͤrt
haben. Man trug Leichen an ihm vorbei, und
ſchwarz verhuͤllte Maͤnner weklagten durch den
Sturm.
Amalia. Still! Kamilla wird bleich und
todt.
Alter Guelfo. Tochter! Tochter! Was
wird uns das thun? Daß ichs auch erzaͤhlte! Kom-
men Sie zu ſich! Vergeſſen Sies!
Kamilla.
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[91/0097] heute nicht ſagen; hoͤrt Jhrs? Der ſchoͤnſte Baum, der auf viele Meilen zu finden iſt. Weiß Gott, wie ich mit Kummer und Andung die ſchoͤ- nen breiten Aeſte, die uns ſo oft Schatten gaben, zur Erde haͤngen ſah! Kamilla. Was ſoll das all’ noch werden? Amalia. Der ſchoͤne Baum, unter dem wir ſo oft mit ihm ſaſſen, und er uns die halben Som- mernaͤchte beim Mondſchein mit der Harfe weg- ſpielte! Alter Guelfo. Jch ſuchte Huͤlfe bei Euch, und ihr machts ſchlimmer. Was iſt Jhnen, Toch- ter? Kamilla. Nichts, nichts! Alter Guelfo. Jch fuͤrchte, Guelfo’s Haus bedroht großes Ungluͤck. Es ſind fuͤrchterliche Zei- chen dieſe Nacht geſchehen. Der Waͤchter will die Todtenglocke von den naͤchſten Kloͤſtern her gehoͤrt haben. Man trug Leichen an ihm vorbei, und ſchwarz verhuͤllte Maͤnner weklagten durch den Sturm. Amalia. Still! Kamilla wird bleich und todt. Alter Guelfo. Tochter! Tochter! Was wird uns das thun? Daß ichs auch erzaͤhlte! Kom- men Sie zu ſich! Vergeſſen Sies! Kamilla.

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/97>, abgerufen am 22.11.2024.