Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
Amalia. Wie erschrecken Sie mich! Was
ist Jhnen?
Kamilla. Nichts, nichts! Es ergriff mich
am Herzen, und drückte mich, und 's ward mir
etwas dunkel vor den Augen. -- Mutter -- ver-
zeihen Sie, ich konnte nicht wider mich halten.
Wir wollen nun den Brautputz aussuchen. Wenn
wir nur nicht so viele Gäste hätten -- Hat der
Vater so viele bitten lassen.
Amalia. Er war nicht abzubringen. Bei
solchen Gelegenheiten macht ers nicht anders. Es
muß prächtig bei ihm hergehn an solchen Tagen.
Wir wollen ihm seine Freude lassen.
Kamilla. Von Herzen gern, Mutter. Jch
will mir Gewalt anthun, lustig zu sein; aber
wirklich bin ich weit davon.
Amalia. Horch! -- Ha! kömmt jemand?
Kamilla. Erschrecken Sie mich nicht --
Amalia. Mich deucht, es käme jemand ge-
schlichen nahe zu mir.
Kamilla. Jch hör so oft meinen Namen
mit banger Stimme rufen.
Amalia. Das geschieht einem oft. Sie
machen mich gar traurig.
Kamilla. Das will ich nicht. (sieht hinaus)
Es
Amalia. Wie erſchrecken Sie mich! Was
iſt Jhnen?
Kamilla. Nichts, nichts! Es ergriff mich
am Herzen, und druͤckte mich, und ’s ward mir
etwas dunkel vor den Augen. — Mutter — ver-
zeihen Sie, ich konnte nicht wider mich halten.
Wir wollen nun den Brautputz ausſuchen. Wenn
wir nur nicht ſo viele Gaͤſte haͤtten — Hat der
Vater ſo viele bitten laſſen.
Amalia. Er war nicht abzubringen. Bei
ſolchen Gelegenheiten macht ers nicht anders. Es
muß praͤchtig bei ihm hergehn an ſolchen Tagen.
Wir wollen ihm ſeine Freude laſſen.
Kamilla. Von Herzen gern, Mutter. Jch
will mir Gewalt anthun, luſtig zu ſein; aber
wirklich bin ich weit davon.
Amalia. Horch! — Ha! koͤmmt jemand?
Kamilla. Erſchrecken Sie mich nicht —
Amalia. Mich deucht, es kaͤme jemand ge-
ſchlichen nahe zu mir.
Kamilla. Jch hoͤr ſo oft meinen Namen
mit banger Stimme rufen.
Amalia. Das geſchieht einem oft. Sie
machen mich gar traurig.
Kamilla. Das will ich nicht. (ſieht hinaus)
Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0094" n="88"/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker>
              <p>Wie er&#x017F;chrecken Sie mich! Was<lb/>
i&#x017F;t Jhnen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Kamilla.</hi> </speaker>
              <p>Nichts, nichts! Es ergriff mich<lb/>
am Herzen, und dru&#x0364;ckte mich, und &#x2019;s ward mir<lb/>
etwas dunkel vor den Augen. &#x2014; Mutter &#x2014; ver-<lb/>
zeihen Sie, ich konnte nicht wider mich halten.<lb/>
Wir wollen nun den Brautputz aus&#x017F;uchen. Wenn<lb/>
wir nur nicht &#x017F;o viele Ga&#x0364;&#x017F;te ha&#x0364;tten &#x2014; Hat der<lb/>
Vater &#x017F;o viele bitten la&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker>
              <p>Er war nicht abzubringen. Bei<lb/>
&#x017F;olchen Gelegenheiten macht ers nicht anders. Es<lb/>
muß pra&#x0364;chtig bei ihm hergehn an &#x017F;olchen Tagen.<lb/>
Wir wollen ihm &#x017F;eine Freude la&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Kamilla.</hi> </speaker>
              <p>Von Herzen gern, Mutter. Jch<lb/>
will mir Gewalt anthun, lu&#x017F;tig zu &#x017F;ein; aber<lb/>
wirklich bin ich weit davon.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker>
              <p>Horch! &#x2014; Ha! ko&#x0364;mmt jemand?</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Kamilla.</hi> </speaker>
              <p>Er&#x017F;chrecken Sie mich nicht &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker>
              <p>Mich deucht, es ka&#x0364;me jemand ge-<lb/>
&#x017F;chlichen nahe zu mir.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Kamilla.</hi> </speaker>
              <p>Jch ho&#x0364;r &#x017F;o oft meinen Namen<lb/>
mit banger Stimme rufen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Amalia.</hi> </speaker>
              <p>Das ge&#x017F;chieht einem oft. Sie<lb/>
machen mich gar traurig.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Kamilla.</hi> </speaker>
              <p>Das will ich nicht.</p>
              <stage>(&#x017F;ieht hinaus)</stage><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0094] Amalia. Wie erſchrecken Sie mich! Was iſt Jhnen? Kamilla. Nichts, nichts! Es ergriff mich am Herzen, und druͤckte mich, und ’s ward mir etwas dunkel vor den Augen. — Mutter — ver- zeihen Sie, ich konnte nicht wider mich halten. Wir wollen nun den Brautputz ausſuchen. Wenn wir nur nicht ſo viele Gaͤſte haͤtten — Hat der Vater ſo viele bitten laſſen. Amalia. Er war nicht abzubringen. Bei ſolchen Gelegenheiten macht ers nicht anders. Es muß praͤchtig bei ihm hergehn an ſolchen Tagen. Wir wollen ihm ſeine Freude laſſen. Kamilla. Von Herzen gern, Mutter. Jch will mir Gewalt anthun, luſtig zu ſein; aber wirklich bin ich weit davon. Amalia. Horch! — Ha! koͤmmt jemand? Kamilla. Erſchrecken Sie mich nicht — Amalia. Mich deucht, es kaͤme jemand ge- ſchlichen nahe zu mir. Kamilla. Jch hoͤr ſo oft meinen Namen mit banger Stimme rufen. Amalia. Das geſchieht einem oft. Sie machen mich gar traurig. Kamilla. Das will ich nicht. (ſieht hinaus) Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/94
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_zwillinge_1796/94>, abgerufen am 24.11.2024.