Klinger, Friedrich Maximilian von: Die Zwillinge. Hannover, 1796.
um hab' ich nichts, und er alles? Suchs in Dei- nem Gehirn auf, bleicher Strudelkopf! Grimaldi. (Geht ans Clavier und spielt wech- selsweise einige sanfte und starke Passagen.) Guelfo. Dich und Dein Jnstrument in die Tiber, Schwärmer! Was willst Du mich locken, daß meine Seele auf diesen Saiten schwebe? Daß ich den Guelfo vergesse? Grimaldi. (spielt wie oben.) Guelfo. Grimaldi! starke, dumpfe, rasche Töne! Meine Nerven zittern einen Ton, deine Saiten springen, wenn Du ihn anschlägst. Hör' auf! Wirf mich nicht so nieder, Grimaldi! Grimaldi. (endigt stark.) Guelfo. Diesen Ton verstund ich. Grimaldi. Brutus, du schläfst! Brutus, du schläfst! riefen alle, und trafen Brutus Geist, schriebens ein mit Feuerflammen. Caßius rief auch: Brutus, du schläfst! Brutus überdachts bei Donner und Blitz, es reifte, Cäsar lag. Guelfo. Ha, mein freundlicher Grimaldi! Dieß ist die Erklärung Deiner letzten Töne? Was solls heissen? Grimaldi. Du verstehst mich, Guelfo! es soll wenig heissen; so viel wenn Du doch willst -- -- Guelfo, ich weiß selten, was ich selbst will -- Nun
um hab’ ich nichts, und er alles? Suchs in Dei- nem Gehirn auf, bleicher Strudelkopf! Grimaldi. (Geht ans Clavier und ſpielt wech- ſelsweiſe einige ſanfte und ſtarke Paſſagen.) Guelfo. Dich und Dein Jnſtrument in die Tiber, Schwaͤrmer! Was willſt Du mich locken, daß meine Seele auf dieſen Saiten ſchwebe? Daß ich den Guelfo vergeſſe? Grimaldi. (ſpielt wie oben.) Guelfo. Grimaldi! ſtarke, dumpfe, raſche Toͤne! Meine Nerven zittern einen Ton, deine Saiten ſpringen, wenn Du ihn anſchlaͤgſt. Hoͤr’ auf! Wirf mich nicht ſo nieder, Grimaldi! Grimaldi. (endigt ſtark.) Guelfo. Dieſen Ton verſtund ich. Grimaldi. Brutus, du ſchlaͤfſt! Brutus, du ſchlaͤfſt! riefen alle, und trafen Brutus Geiſt, ſchriebens ein mit Feuerflammen. Caßius rief auch: Brutus, du ſchlaͤfſt! Brutus uͤberdachts bei Donner und Blitz, es reifte, Caͤſar lag. Guelfo. Ha, mein freundlicher Grimaldi! Dieß iſt die Erklaͤrung Deiner letzten Toͤne? Was ſolls heiſſen? Grimaldi. Du verſtehſt mich, Guelfo! es ſoll wenig heiſſen; ſo viel wenn Du doch willſt — — Guelfo, ich weiß ſelten, was ich ſelbſt will — Nun
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0016" n="10"/> um hab’ ich nichts, und er alles? Suchs in Dei-<lb/> nem Gehirn auf, bleicher Strudelkopf!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <stage>(Geht ans Clavier und ſpielt wech-<lb/> ſelsweiſe einige ſanfte und ſtarke Paſſagen.)</stage> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Dich und Dein Jnſtrument in die<lb/> Tiber, Schwaͤrmer! Was willſt Du mich locken,<lb/> daß meine Seele auf dieſen Saiten ſchwebe? Daß<lb/> ich den Guelfo vergeſſe?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <stage>(ſpielt wie oben.)</stage> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Grimaldi! ſtarke, dumpfe, raſche<lb/> Toͤne! Meine Nerven zittern einen Ton, deine<lb/> Saiten ſpringen, wenn Du ihn anſchlaͤgſt. Hoͤr’<lb/> auf! Wirf mich nicht ſo nieder, Grimaldi!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <stage>(endigt ſtark.)</stage> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Dieſen Ton verſtund ich.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Brutus, du ſchlaͤfſt! Brutus,<lb/> du ſchlaͤfſt! riefen alle, und trafen Brutus Geiſt,<lb/> ſchriebens ein mit Feuerflammen. Caßius rief<lb/> auch: Brutus, du ſchlaͤfſt! Brutus uͤberdachts<lb/> bei Donner und Blitz, es reifte, Caͤſar lag.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Guelfo.</hi> </speaker> <p>Ha, mein freundlicher Grimaldi!<lb/> Dieß iſt die Erklaͤrung Deiner letzten Toͤne? Was<lb/> ſolls heiſſen?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Grimaldi.</hi> </speaker> <p>Du verſtehſt mich, Guelfo! es<lb/> ſoll wenig heiſſen; ſo viel wenn Du doch willſt —<lb/> — Guelfo, ich weiß ſelten, was ich ſelbſt will —<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0016]
um hab’ ich nichts, und er alles? Suchs in Dei-
nem Gehirn auf, bleicher Strudelkopf!
Grimaldi. (Geht ans Clavier und ſpielt wech-
ſelsweiſe einige ſanfte und ſtarke Paſſagen.)
Guelfo. Dich und Dein Jnſtrument in die
Tiber, Schwaͤrmer! Was willſt Du mich locken,
daß meine Seele auf dieſen Saiten ſchwebe? Daß
ich den Guelfo vergeſſe?
Grimaldi. (ſpielt wie oben.)
Guelfo. Grimaldi! ſtarke, dumpfe, raſche
Toͤne! Meine Nerven zittern einen Ton, deine
Saiten ſpringen, wenn Du ihn anſchlaͤgſt. Hoͤr’
auf! Wirf mich nicht ſo nieder, Grimaldi!
Grimaldi. (endigt ſtark.)
Guelfo. Dieſen Ton verſtund ich.
Grimaldi. Brutus, du ſchlaͤfſt! Brutus,
du ſchlaͤfſt! riefen alle, und trafen Brutus Geiſt,
ſchriebens ein mit Feuerflammen. Caßius rief
auch: Brutus, du ſchlaͤfſt! Brutus uͤberdachts
bei Donner und Blitz, es reifte, Caͤſar lag.
Guelfo. Ha, mein freundlicher Grimaldi!
Dieß iſt die Erklaͤrung Deiner letzten Toͤne? Was
ſolls heiſſen?
Grimaldi. Du verſtehſt mich, Guelfo! es
ſoll wenig heiſſen; ſo viel wenn Du doch willſt —
— Guelfo, ich weiß ſelten, was ich ſelbſt will —
Nun
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |