Faust. Teufel, wer hat dir den Weg zu meinem Herzen gezeigt?
Teufel. Ich heiße Leviathan, habe dich und deine Kraft gewogen. Achtest du dieses?
Er schüttet aus einem Sacke Or- densbänder, Bischofsmützen, Für- stenhüte und Adelsdiplome auf den Boden.
Kenn' ich doch Fausten besser! Genuß und Wissen sind seine Götter, werdet was ihr seyd!
sie wurden Staub und Koth.
Ist dies nicht der Weg zu dem Herzen aller Menschen? Nur um der Dinge willen, die ich dir hier zeigte, um des Bauches, der Lust und des Emporsteigens, arbeitet ihr mit Händen und dem Verstand. Laß die Thoren im Schweiß ihres Angesichts, un- ter der Erschöpfung ihrer Geisteskräfte, da- rum arbeiten, und genieße ohne Mühe und Sorge, was ich dir auftische. Morgen führe ich dir die Bürgemeisterin zu, wenn dir es so gefällt.
Faust. Wie wirst du es machen?
Teufel. Mein Probstück. Nimm hin, und ich will dir mehr sagen. Tritt aus dem Kreiße! Bist du doch wie betrunken!
Faust.
Fauſt. Teufel, wer hat dir den Weg zu meinem Herzen gezeigt?
Teufel. Ich heiße Leviathan, habe dich und deine Kraft gewogen. Achteſt du dieſes?
Er ſchuͤttet aus einem Sacke Or- densbaͤnder, Biſchofsmuͤtzen, Fuͤr- ſtenhuͤte und Adelsdiplome auf den Boden.
Kenn’ ich doch Fauſten beſſer! Genuß und Wiſſen ſind ſeine Goͤtter, werdet was ihr ſeyd!
ſie wurden Staub und Koth.
Iſt dies nicht der Weg zu dem Herzen aller Menſchen? Nur um der Dinge willen, die ich dir hier zeigte, um des Bauches, der Luſt und des Emporſteigens, arbeitet ihr mit Haͤnden und dem Verſtand. Laß die Thoren im Schweiß ihres Angeſichts, un- ter der Erſchoͤpfung ihrer Geiſteskraͤfte, da- rum arbeiten, und genieße ohne Muͤhe und Sorge, was ich dir auftiſche. Morgen fuͤhre ich dir die Buͤrgemeiſterin zu, wenn dir es ſo gefaͤllt.
Fauſt. Wie wirſt du es machen?
Teufel. Mein Probſtuͤck. Nimm hin, und ich will dir mehr ſagen. Tritt aus dem Kreiße! Biſt du doch wie betrunken!
Fauſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0088"n="77"/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Teufel, wer hat dir den Weg zu<lb/>
meinem Herzen gezeigt?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Ich heiße Leviathan, habe dich<lb/>
und deine Kraft gewogen. Achteſt du<lb/>
dieſes?</p><lb/><p><hirendition="#g">Er ſchuͤttet aus einem Sacke Or-<lb/>
densbaͤnder, Biſchofsmuͤtzen, Fuͤr-<lb/>ſtenhuͤte</hi> und <hirendition="#g">Adelsdiplome auf<lb/>
den Boden</hi>.</p><lb/><p>Kenn’ ich doch Fauſten beſſer! Genuß<lb/>
und Wiſſen ſind ſeine Goͤtter, werdet was<lb/>
ihr ſeyd!</p><lb/><p><hirendition="#g">ſie wurden Staub und Koth</hi>.</p><lb/><p>Iſt dies nicht der Weg zu dem Herzen<lb/>
aller Menſchen? Nur um der Dinge willen,<lb/>
die ich dir hier zeigte, um des Bauches, der<lb/>
Luſt und des Emporſteigens, arbeitet ihr<lb/>
mit Haͤnden und dem Verſtand. Laß die<lb/>
Thoren im Schweiß ihres Angeſichts, un-<lb/>
ter der Erſchoͤpfung ihrer Geiſteskraͤfte, da-<lb/>
rum arbeiten, und genieße ohne Muͤhe und<lb/>
Sorge, was ich dir auftiſche. Morgen<lb/>
fuͤhre ich dir die Buͤrgemeiſterin zu, wenn<lb/>
dir es ſo gefaͤllt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Wie wirſt du es machen?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Mein Probſtuͤck. Nimm hin,<lb/>
und ich will dir mehr ſagen. Tritt aus<lb/>
dem Kreiße! Biſt du doch wie betrunken!</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Fauſt</hi>.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[77/0088]
Fauſt. Teufel, wer hat dir den Weg zu
meinem Herzen gezeigt?
Teufel. Ich heiße Leviathan, habe dich
und deine Kraft gewogen. Achteſt du
dieſes?
Er ſchuͤttet aus einem Sacke Or-
densbaͤnder, Biſchofsmuͤtzen, Fuͤr-
ſtenhuͤte und Adelsdiplome auf
den Boden.
Kenn’ ich doch Fauſten beſſer! Genuß
und Wiſſen ſind ſeine Goͤtter, werdet was
ihr ſeyd!
ſie wurden Staub und Koth.
Iſt dies nicht der Weg zu dem Herzen
aller Menſchen? Nur um der Dinge willen,
die ich dir hier zeigte, um des Bauches, der
Luſt und des Emporſteigens, arbeitet ihr
mit Haͤnden und dem Verſtand. Laß die
Thoren im Schweiß ihres Angeſichts, un-
ter der Erſchoͤpfung ihrer Geiſteskraͤfte, da-
rum arbeiten, und genieße ohne Muͤhe und
Sorge, was ich dir auftiſche. Morgen
fuͤhre ich dir die Buͤrgemeiſterin zu, wenn
dir es ſo gefaͤllt.
Fauſt. Wie wirſt du es machen?
Teufel. Mein Probſtuͤck. Nimm hin,
und ich will dir mehr ſagen. Tritt aus
dem Kreiße! Biſt du doch wie betrunken!
Fauſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/88>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.