zeigen. Laß uns reisen, zu Wasser, zu Land, zu Fuß, zu Pferde, auf dem schnellen Win- de, und das Menschengeschlecht mustern. Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern, um welche schon so viele tausend Abentheu- rer die Hälse gebrochen haben.
Faust. Topp! Ziehen wir durch die Welt; ich muß mich durch Genuß und Verände- rung betäuben, und lange hab' ich mir ei- nen weitern Kreiß zum Bemerken gewünscht, als mein eignes tolles Herz. Laß uns her- umziehen, und ich will dich Teufel zwingen, an die Tugend der Menschen zu glauben. Du sollst mir gestehen, daß der Mensch der Augapfel dessen ist, den ich nun nicht mehr nennen darf.
Teufel. Dann will ich als Lügner zur Hölle fahren, und dir den Bundbrief zu- rückgeben, den du heute mit deinem Blute unterzeichnen wirst.
Faust. Daß ich dem Teufel doch traute, der mir sein höllisches Gepfusch für Mach-
werk
E 5
zeigen. Laß uns reiſen, zu Waſſer, zu Land, zu Fuß, zu Pferde, auf dem ſchnellen Win- de, und das Menſchengeſchlecht muſtern. Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern, um welche ſchon ſo viele tauſend Abentheu- rer die Haͤlſe gebrochen haben.
Fauſt. Topp! Ziehen wir durch die Welt; ich muß mich durch Genuß und Veraͤnde- rung betaͤuben, und lange hab’ ich mir ei- nen weitern Kreiß zum Bemerken gewuͤnſcht, als mein eignes tolles Herz. Laß uns her- umziehen, und ich will dich Teufel zwingen, an die Tugend der Menſchen zu glauben. Du ſollſt mir geſtehen, daß der Menſch der Augapfel deſſen iſt, den ich nun nicht mehr nennen darf.
Teufel. Dann will ich als Luͤgner zur Hoͤlle fahren, und dir den Bundbrief zu- ruͤckgeben, den du heute mit deinem Blute unterzeichnen wirſt.
Fauſt. Daß ich dem Teufel doch traute, der mir ſein hoͤlliſches Gepfuſch fuͤr Mach-
werk
E 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0084"n="73"/>
zeigen. Laß uns reiſen, zu Waſſer, zu Land,<lb/>
zu Fuß, zu Pferde, auf dem ſchnellen Win-<lb/>
de, und das Menſchengeſchlecht muſtern.<lb/>
Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern,<lb/>
um welche ſchon ſo viele tauſend Abentheu-<lb/>
rer die Haͤlſe gebrochen haben.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Topp! Ziehen wir durch die Welt;<lb/>
ich muß mich durch Genuß und Veraͤnde-<lb/>
rung betaͤuben, und lange hab’ ich mir ei-<lb/>
nen weitern Kreiß zum Bemerken gewuͤnſcht,<lb/>
als mein eignes tolles Herz. Laß uns her-<lb/>
umziehen, und ich will dich Teufel zwingen,<lb/>
an die Tugend der Menſchen zu glauben.<lb/>
Du ſollſt mir geſtehen, daß der Menſch der<lb/>
Augapfel deſſen iſt, den ich nun nicht mehr<lb/>
nennen darf.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Teufel</hi>. Dann will ich als Luͤgner zur<lb/>
Hoͤlle fahren, und dir den Bundbrief zu-<lb/>
ruͤckgeben, den du heute mit deinem Blute<lb/>
unterzeichnen wirſt.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fauſt</hi>. Daß ich dem Teufel doch traute,<lb/>
der mir ſein hoͤlliſches Gepfuſch fuͤr Mach-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">werk</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[73/0084]
zeigen. Laß uns reiſen, zu Waſſer, zu Land,
zu Fuß, zu Pferde, auf dem ſchnellen Win-
de, und das Menſchengeſchlecht muſtern.
Vielleicht daß wir die Prinzeßin entzaubern,
um welche ſchon ſo viele tauſend Abentheu-
rer die Haͤlſe gebrochen haben.
Fauſt. Topp! Ziehen wir durch die Welt;
ich muß mich durch Genuß und Veraͤnde-
rung betaͤuben, und lange hab’ ich mir ei-
nen weitern Kreiß zum Bemerken gewuͤnſcht,
als mein eignes tolles Herz. Laß uns her-
umziehen, und ich will dich Teufel zwingen,
an die Tugend der Menſchen zu glauben.
Du ſollſt mir geſtehen, daß der Menſch der
Augapfel deſſen iſt, den ich nun nicht mehr
nennen darf.
Teufel. Dann will ich als Luͤgner zur
Hoͤlle fahren, und dir den Bundbrief zu-
ruͤckgeben, den du heute mit deinem Blute
unterzeichnen wirſt.
Fauſt. Daß ich dem Teufel doch traute,
der mir ſein hoͤlliſches Gepfuſch fuͤr Mach-
werk
E 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/84>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.