dies wäre alles, was mir dieser kupplerische Geist noch leisten könnte. Eben das, wa- rum ich die Ewigkeit aufs Spiel setzte! Er- leuchtet, wie nie einer es war, gedacht ich unter die Menschen zu treten, und sie mit meinem Glanze zu blenden, wie die jung aufgehende Sonne. Der stolze Gedanke, ewig als der Größte in den Herzen der Men- schen zu leben, ist hin, und ich bin elender als ich war. -- Wo bist du, Gaukler, daß ich meine Wuth an dir auslasse?
Teufel. (in seiner vorigen Ge- stalt.)
Hier bin ich. Ich sprach, und du ver- nahmst den Sinn meiner Worte nicht. Füh- le nun, was du bist, zur Dunkelheit geboh- ren, ein Spiel der Zweifel. Dir kann nicht werden, was dir nicht werden soll. Ziehe deinen Geist von dem Unmöglichen ab, und halte dich an das Faßliche. Du woll- test die Sprache der Geister vernehmen, hast sie vernommen, und sankst betäubt hin un- ter ihrem Schall.
Faust.
dies waͤre alles, was mir dieſer kuppleriſche Geiſt noch leiſten koͤnnte. Eben das, wa- rum ich die Ewigkeit aufs Spiel ſetzte! Er- leuchtet, wie nie einer es war, gedacht ich unter die Menſchen zu treten, und ſie mit meinem Glanze zu blenden, wie die jung aufgehende Sonne. Der ſtolze Gedanke, ewig als der Groͤßte in den Herzen der Men- ſchen zu leben, iſt hin, und ich bin elender als ich war. — Wo biſt du, Gaukler, daß ich meine Wuth an dir auslaſſe?
Teufel. (in ſeiner vorigen Ge- ſtalt.)
Hier bin ich. Ich ſprach, und du ver- nahmſt den Sinn meiner Worte nicht. Fuͤh- le nun, was du biſt, zur Dunkelheit geboh- ren, ein Spiel der Zweifel. Dir kann nicht werden, was dir nicht werden ſoll. Ziehe deinen Geiſt von dem Unmoͤglichen ab, und halte dich an das Faßliche. Du woll- teſt die Sprache der Geiſter vernehmen, haſt ſie vernommen, und ſankſt betaͤubt hin un- ter ihrem Schall.
Fauſt.
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dies waͤre alles, was mir dieſer kuppleriſche
Geiſt noch leiſten koͤnnte. Eben das, wa-
rum ich die Ewigkeit aufs Spiel ſetzte! Er-
leuchtet, wie nie einer es war, gedacht ich
unter die Menſchen zu treten, und ſie mit
meinem Glanze zu blenden, wie die jung
aufgehende Sonne. Der ſtolze Gedanke,
ewig als der Groͤßte in den Herzen der Men-
ſchen zu leben, iſt hin, und ich bin elender
als ich war. — Wo biſt du, Gaukler, daß
ich meine Wuth an dir auslaſſe?
Teufel. (in ſeiner vorigen Ge-
ſtalt.)
Hier bin ich. Ich ſprach, und du ver-
nahmſt den Sinn meiner Worte nicht. Fuͤh-
le nun, was du biſt, zur Dunkelheit geboh-
ren, ein Spiel der Zweifel. Dir kann
nicht werden, was dir nicht werden ſoll.
Ziehe deinen Geiſt von dem Unmoͤglichen ab,
und halte dich an das Faßliche. Du woll-
teſt die Sprache der Geiſter vernehmen, haſt
ſie vernommen, und ſankſt betaͤubt hin un-
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Fauſt.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/81>, abgerufen am 25.11.2024.
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