erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit- schen hinter ihnen her, und zwangen sie, sich grimmig zu balgen, und die Funken knasterten und leuchteten am schwarzen Ge- wölbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz die Garben des Feldes anzündet. Um die Ohren der Teufel beym Schmause mit Ta- felmusik zu kitzeln, eilten andre nach den Pfühlen, gossen glühendes Metall in die Flamme, daß die Verdammten in gräßli- cher Verzweiflung heulten und fluchten. Könnt ich statt euren kalten und fruchtlo- sen Bußpredigten, dieses scheußliche Gewin- sel auf die Erde ziehen! wahrlich die Sün- der würden ihr Ohr dem wollüstigen Gesang der Kastraten, und dem üppigen Geflüster der Flöten verschließen, und reuig Psalmen anstimmen. Umsonst, weit entfernt ist die Hölle, und nah das Vergnügen! Hierauf wurden auf einem großen Theater Schau- spiele aufgeführt, die die Heldenthaten des Satans darstellten; (denn da der Teufel Dichter an seinem Hofe hält, so hat er auch
Schmeich-
erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit- ſchen hinter ihnen her, und zwangen ſie, ſich grimmig zu balgen, und die Funken knaſterten und leuchteten am ſchwarzen Ge- woͤlbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz die Garben des Feldes anzuͤndet. Um die Ohren der Teufel beym Schmauſe mit Ta- felmuſik zu kitzeln, eilten andre nach den Pfuͤhlen, goſſen gluͤhendes Metall in die Flamme, daß die Verdammten in graͤßli- cher Verzweiflung heulten und fluchten. Koͤnnt ich ſtatt euren kalten und fruchtlo- ſen Bußpredigten, dieſes ſcheußliche Gewin- ſel auf die Erde ziehen! wahrlich die Suͤn- der wuͤrden ihr Ohr dem wolluͤſtigen Geſang der Kaſtraten, und dem uͤppigen Gefluͤſter der Floͤten verſchließen, und reuig Pſalmen anſtimmen. Umſonſt, weit entfernt iſt die Hoͤlle, und nah das Vergnuͤgen! Hierauf wurden auf einem großen Theater Schau- ſpiele aufgefuͤhrt, die die Heldenthaten des Satans darſtellten; (denn da der Teufel Dichter an ſeinem Hofe haͤlt, ſo hat er auch
Schmeich-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0051"n="40"/>
erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit-<lb/>ſchen hinter ihnen her, und zwangen ſie,<lb/>ſich <choice><sic>grimmg</sic><corr>grimmig</corr></choice> zu balgen, und die Funken<lb/>
knaſterten und leuchteten am ſchwarzen Ge-<lb/>
woͤlbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz<lb/>
die Garben des Feldes anzuͤndet. Um die<lb/>
Ohren der Teufel beym <choice><sic>Schmaſue</sic><corr>Schmauſe</corr></choice> mit Ta-<lb/>
felmuſik zu kitzeln, eilten andre nach den<lb/>
Pfuͤhlen, goſſen gluͤhendes Metall in die<lb/>
Flamme, daß die Verdammten in graͤßli-<lb/>
cher Verzweiflung heulten und fluchten.<lb/>
Koͤnnt ich ſtatt euren kalten und fruchtlo-<lb/>ſen Bußpredigten, dieſes ſcheußliche Gewin-<lb/>ſel auf die Erde ziehen! wahrlich die Suͤn-<lb/>
der wuͤrden ihr Ohr dem wolluͤſtigen Geſang<lb/>
der Kaſtraten, und dem uͤppigen Gefluͤſter<lb/>
der Floͤten verſchließen, und reuig Pſalmen<lb/>
anſtimmen. Umſonſt, weit entfernt iſt die<lb/>
Hoͤlle, und nah das Vergnuͤgen! Hierauf<lb/>
wurden auf einem großen Theater Schau-<lb/>ſpiele aufgefuͤhrt, die die Heldenthaten des<lb/>
Satans darſtellten; (denn da der Teufel<lb/>
Dichter an ſeinem Hofe haͤlt, ſo hat er auch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schmeich-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[40/0051]
erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit-
ſchen hinter ihnen her, und zwangen ſie,
ſich grimmig zu balgen, und die Funken
knaſterten und leuchteten am ſchwarzen Ge-
woͤlbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz
die Garben des Feldes anzuͤndet. Um die
Ohren der Teufel beym Schmauſe mit Ta-
felmuſik zu kitzeln, eilten andre nach den
Pfuͤhlen, goſſen gluͤhendes Metall in die
Flamme, daß die Verdammten in graͤßli-
cher Verzweiflung heulten und fluchten.
Koͤnnt ich ſtatt euren kalten und fruchtlo-
ſen Bußpredigten, dieſes ſcheußliche Gewin-
ſel auf die Erde ziehen! wahrlich die Suͤn-
der wuͤrden ihr Ohr dem wolluͤſtigen Geſang
der Kaſtraten, und dem uͤppigen Gefluͤſter
der Floͤten verſchließen, und reuig Pſalmen
anſtimmen. Umſonſt, weit entfernt iſt die
Hoͤlle, und nah das Vergnuͤgen! Hierauf
wurden auf einem großen Theater Schau-
ſpiele aufgefuͤhrt, die die Heldenthaten des
Satans darſtellten; (denn da der Teufel
Dichter an ſeinem Hofe haͤlt, ſo hat er auch
Schmeich-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/51>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.