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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

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erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit-
schen hinter ihnen her, und zwangen sie,
sich grimmig zu balgen, und die Funken
knasterten und leuchteten am schwarzen Ge-
wölbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz
die Garben des Feldes anzündet. Um die
Ohren der Teufel beym Schmause mit Ta-
felmusik zu kitzeln, eilten andre nach den
Pfühlen, gossen glühendes Metall in die
Flamme, daß die Verdammten in gräßli-
cher Verzweiflung heulten und fluchten.
Könnt ich statt euren kalten und fruchtlo-
sen Bußpredigten, dieses scheußliche Gewin-
sel auf die Erde ziehen! wahrlich die Sün-
der würden ihr Ohr dem wollüstigen Gesang
der Kastraten, und dem üppigen Geflüster
der Flöten verschließen, und reuig Psalmen
anstimmen. Umsonst, weit entfernt ist die
Hölle, und nah das Vergnügen! Hierauf
wurden auf einem großen Theater Schau-
spiele aufgeführt, die die Heldenthaten des
Satans darstellten; (denn da der Teufel
Dichter an seinem Hofe hält, so hat er auch

Schmeich-

erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit-
ſchen hinter ihnen her, und zwangen ſie,
ſich grimmig zu balgen, und die Funken
knaſterten und leuchteten am ſchwarzen Ge-
woͤlbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz
die Garben des Feldes anzuͤndet. Um die
Ohren der Teufel beym Schmauſe mit Ta-
felmuſik zu kitzeln, eilten andre nach den
Pfuͤhlen, goſſen gluͤhendes Metall in die
Flamme, daß die Verdammten in graͤßli-
cher Verzweiflung heulten und fluchten.
Koͤnnt ich ſtatt euren kalten und fruchtlo-
ſen Bußpredigten, dieſes ſcheußliche Gewin-
ſel auf die Erde ziehen! wahrlich die Suͤn-
der wuͤrden ihr Ohr dem wolluͤſtigen Geſang
der Kaſtraten, und dem uͤppigen Gefluͤſter
der Floͤten verſchließen, und reuig Pſalmen
anſtimmen. Umſonſt, weit entfernt iſt die
Hoͤlle, und nah das Vergnuͤgen! Hierauf
wurden auf einem großen Theater Schau-
ſpiele aufgefuͤhrt, die die Heldenthaten des
Satans darſtellten; (denn da der Teufel
Dichter an ſeinem Hofe haͤlt, ſo hat er auch

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[40/0051] erleuchten. Sie ritten mit giftigen Peit- ſchen hinter ihnen her, und zwangen ſie, ſich grimmig zu balgen, und die Funken knaſterten und leuchteten am ſchwarzen Ge- woͤlbe, wie wenn in dunkler Nacht der Blitz die Garben des Feldes anzuͤndet. Um die Ohren der Teufel beym Schmauſe mit Ta- felmuſik zu kitzeln, eilten andre nach den Pfuͤhlen, goſſen gluͤhendes Metall in die Flamme, daß die Verdammten in graͤßli- cher Verzweiflung heulten und fluchten. Koͤnnt ich ſtatt euren kalten und fruchtlo- ſen Bußpredigten, dieſes ſcheußliche Gewin- ſel auf die Erde ziehen! wahrlich die Suͤn- der wuͤrden ihr Ohr dem wolluͤſtigen Geſang der Kaſtraten, und dem uͤppigen Gefluͤſter der Floͤten verſchließen, und reuig Pſalmen anſtimmen. Umſonſt, weit entfernt iſt die Hoͤlle, und nah das Vergnuͤgen! Hierauf wurden auf einem großen Theater Schau- ſpiele aufgefuͤhrt, die die Heldenthaten des Satans darſtellten; (denn da der Teufel Dichter an ſeinem Hofe haͤlt, ſo hat er auch Schmeich-

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Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/51>, abgerufen am 25.11.2024.