und sprudelnd, ein Gemisch von Thränen der Herrscher der Welt, die sie über das Un- glück ihrer Unterthanen weinen, während sie Befehle ertheilen, die es auf Jahrhun- derte befördern. Von Thränen der Jung- frauen, die den Verlust ihrer Keuschheit be- weinen, und sich mit noch nassen Augen pro- stituiren. Zu diesen hatte man Thränen begünstigter Großen gegossen, die in Ungna- de gefallen sind, und nun weinen, daß sie unter dem Schutz ihres Herrn nicht mehr rauben und unterdrücken können.
5.
Als nun diese Elenden die Tische besorgt hatten, und so demüthig hinter den Sitzen ihrer Gebieter stunden, als ein Teutscher vor einem Fürsten, so traten die Großen der Hölle, aus den Gemächern des Satans. Die Furien giengen voraus. Ihnen folgten Trabanten, diesen die Kammerherren. Nun die Pagen mit brennenden Fackeln, die aus Seelen der Mönche geflochten waren, die
den
und ſprudelnd, ein Gemiſch von Thraͤnen der Herrſcher der Welt, die ſie uͤber das Un- gluͤck ihrer Unterthanen weinen, waͤhrend ſie Befehle ertheilen, die es auf Jahrhun- derte befoͤrdern. Von Thraͤnen der Jung- frauen, die den Verluſt ihrer Keuſchheit be- weinen, und ſich mit noch naſſen Augen pro- ſtituiren. Zu dieſen hatte man Thraͤnen beguͤnſtigter Großen gegoſſen, die in Ungna- de gefallen ſind, und nun weinen, daß ſie unter dem Schutz ihres Herrn nicht mehr rauben und unterdruͤcken koͤnnen.
5.
Als nun dieſe Elenden die Tiſche beſorgt hatten, und ſo demuͤthig hinter den Sitzen ihrer Gebieter ſtunden, als ein Teutſcher vor einem Fuͤrſten, ſo traten die Großen der Hoͤlle, aus den Gemaͤchern des Satans. Die Furien giengen voraus. Ihnen folgten Trabanten, dieſen die Kammerherren. Nun die Pagen mit brennenden Fackeln, die aus Seelen der Moͤnche geflochten waren, die
den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0039"n="28"/>
und ſprudelnd, ein Gemiſch von Thraͤnen<lb/>
der Herrſcher der Welt, die ſie uͤber das Un-<lb/>
gluͤck ihrer Unterthanen weinen, waͤhrend<lb/>ſie Befehle ertheilen, die es auf Jahrhun-<lb/>
derte befoͤrdern. Von Thraͤnen der Jung-<lb/>
frauen, die den Verluſt ihrer Keuſchheit be-<lb/>
weinen, und ſich mit noch naſſen Augen pro-<lb/>ſtituiren. Zu dieſen hatte man Thraͤnen<lb/>
beguͤnſtigter Großen gegoſſen, die in Ungna-<lb/>
de gefallen ſind, und nun weinen, daß ſie<lb/>
unter dem Schutz ihres Herrn nicht mehr<lb/>
rauben und unterdruͤcken koͤnnen.</p></div><lb/><divn="2"><head>5.</head><lb/><p>Als nun dieſe Elenden die Tiſche beſorgt<lb/>
hatten, und ſo demuͤthig hinter den Sitzen<lb/>
ihrer Gebieter ſtunden, als ein Teutſcher<lb/>
vor einem Fuͤrſten, ſo traten die Großen der<lb/>
Hoͤlle, aus den Gemaͤchern des Satans.<lb/>
Die Furien giengen voraus. Ihnen folgten<lb/>
Trabanten, dieſen die Kammerherren. Nun<lb/>
die Pagen mit brennenden Fackeln, die aus<lb/>
Seelen der Moͤnche geflochten waren, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[28/0039]
und ſprudelnd, ein Gemiſch von Thraͤnen
der Herrſcher der Welt, die ſie uͤber das Un-
gluͤck ihrer Unterthanen weinen, waͤhrend
ſie Befehle ertheilen, die es auf Jahrhun-
derte befoͤrdern. Von Thraͤnen der Jung-
frauen, die den Verluſt ihrer Keuſchheit be-
weinen, und ſich mit noch naſſen Augen pro-
ſtituiren. Zu dieſen hatte man Thraͤnen
beguͤnſtigter Großen gegoſſen, die in Ungna-
de gefallen ſind, und nun weinen, daß ſie
unter dem Schutz ihres Herrn nicht mehr
rauben und unterdruͤcken koͤnnen.
5.
Als nun dieſe Elenden die Tiſche beſorgt
hatten, und ſo demuͤthig hinter den Sitzen
ihrer Gebieter ſtunden, als ein Teutſcher
vor einem Fuͤrſten, ſo traten die Großen der
Hoͤlle, aus den Gemaͤchern des Satans.
Die Furien giengen voraus. Ihnen folgten
Trabanten, dieſen die Kammerherren. Nun
die Pagen mit brennenden Fackeln, die aus
Seelen der Moͤnche geflochten waren, die
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/39>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.